Hamburg. Vor dem Spiel gegen die Niederlande ist außer dem Goretzka-Aus alles super. Team könne in den kommenden Jahren einiges erreichen.

Der Presseraum im ersten Stock des Volksparkstadions war Donnerstagmittag für regelmäßige Gäste des HSV kaum wiederzuerkennen. Eine gemalte Raute links an der Wand, ein großes Stadionfoto rechts. Ansonsten: alles anders, alles neu, alles edel.

Eine knappe Stunde, nachdem die HSV-Profis ihrem Stadion Lebewohl gesagt und sich auf den Weg zu einem Testspiel in Wolfsburg (siehe Bericht unten) gemacht hatten, bat Bundestrainer Joachim Löw zur Audienz. Das Thema natürlich: das EM-Qualifikationsspiel an diesem Freitagabend (20.45 Uhr/RTL) gegen die Niederlande. Und nach nicht einmal 30 Minuten Löw pur konnte am Vortag des Prestigeduells festgehalten werden: auch noch alles super, alles toll.

„Umbruch ganz gut hinbekommen“

„Die Stimmung ist verdammt gut“, sagte der 59-Jährige, der sonst nicht für überschwängliche Gefühlsausbrüche bekannt ist. Seine junge Mannschaft stehe zwar am Anfang, so Löw, aber dieses Team könne in den kommenden Jahren einiges erreichen. Sein Zwischenfazit ein gutes Jahr nach der desaströsen WM und ein knappes Jahr vor der Europameisterschaft 2020: „Man hat in den vergangenen Monaten gemerkt, dass wir den Umbruch ganz gut hinbekommen haben.“

Besser als „ganz gut“ darf auch gerne das Spiel an diesem Abend gegen die Niederlande laufen. Die Elftal habe sich in den vergangenen Jahren zwar stark verbessert, spiele unter Bondscoach Ronald Koeman eine Mischung aus Ajax- und Barcelona-Fußball. Aber: „Unsere junge Mannschaft hat richtig Bock.“

Muskuläre Probleme bei Goretzka

Erst einmal in Form, wollte Löw auch an der einen oder anderen Stelle gar kein großes Geheimnis aus der Aufstellung machen. Serge Gnabry? „Gnabry spielt“, antwortete der Fußballlehrer. Und in bester Pep-Guardiola-Manier: „Gnabry spielt immer.“ Nur beim Ersatz von Leroy Sané (Kreuzbandanriss) wollte sich Löw am Vortag des Nachbarschaftduells noch nicht endgültig festlegen: Leipzigs Timo Werner könne für Sané spielen. Oder natürlich auch Dortmunds Julian Brandt („Ich habe einen sehr guten Eindruck“).

Definitiv nicht spielen wird Leon Goretzka. Der Bajuware fällt in Hamburg mit muskulären Problemen aus. „Er hat eine leichte Einblutung an einer Stelle, an der er schon länger Probleme hat. Er kann nicht spielen“, sagte Löw, der sich die Superdupi-Stimmung durch den Ausfall allerdings nicht verderben lassen wollte. Als dann auch noch nach Kai Havertz gefragt wurde, geriet der Bundestrainer endgültig ins Schwärmen. Große Fähigkeiten habe der Leverkusener. Havertz könne der Spieler der nächsten Jahre werden.

Er könne verschiedene Positionen spielen, vorne halbrechts oder halblinks, auf der Acht, auf der Sechs. „Für den Jungen werden wir immer einen Platz finden“, sagte Löw. Auch an diesem Abend im Volksparkstadion. Dann allerdings nur ein schönes Plätzchen auf der Bank. Nach knapp 30 Minuten stand Löw auf. Ein letztes Lächeln. Und ein freundliches „Tschüs.“

Voraussichtliche Aufstellungen: Deutschland: Neuer – Ginter, Süle, Tah – Klostermann, Kimmich, Kroos, Schultz – Gnabry, Reus, Werner. Niederlande: Cillessen – Veltman, de Ligt, van Dijk, Blind – de Roon, de Jong, Wijnaldum – Promes, Depay, Babel.