Linz. In Linz möchte Jason Osborne seine Karriere auf dem Wasser vergolden. Nach Olympia in Tokio hat der Modellathlet andere Pläne.

Die Fahrradergometer, die im Athletenbereich in einem großen Extrazelt bereitstehen, sind ein beliebter Treffpunkt für Gespräche. Während sich die Teilnehmer der Ruder-WM auf einem Nebenarm der Donau in Linz-Ottensheim hier nach ihren Rennen überschüssiges Laktat aus den Muskeln radeln, lässt sich entspannt plaudern. Auch Jason Osborne war am Donnerstagmittag dort zu finden, nachdem er mit seinem Partner Jonathan Rommelmann (24/Krefeld) im leichten Doppelzweier den Einzug ins A-Finale am Sonnabend (13.54 Uhr) geschafft hatte.

Zwar hatte es gegen die Iren Fintan McCarthy und Paul O’Donovan im Halbfinale die erste Saisonniederlage gegeben, als Zweite aber lösten Osborne/Rommelmann in 6:13,59 Minuten, der drittschnellsten Gesamtzeit, nicht nur das Finalticket, sondern auch die Fahrkarte zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio. „Die Pflichtaufgabe haben wir erfüllt. Wir wären gern Erster geworden, aber wir haben gespürt, dass noch ein Extra-Gang drin ist. Nun ist die Niederlage im Halbfinale passiert, im Finale wird es nicht wieder passieren“, sagte Osborne, bevor er vom Ergometer ins zehn Grad kalte Entspannungsbecken stieg.

Osborne und Rommelmann beim Halbfinale am Donnerstag.
Osborne und Rommelmann beim Halbfinale am Donnerstag. © dpa

Neue Regel "zwingen" Osborne aufs Rad

An das Bild des radelnden Jason Osborne wird man sich derweil gewöhnen müssen. Der 25-Jährige vom Mainzer RV wird nach den Sommerspielen in Japan den spektakulären Wechsel vom Boot aufs Rennrad wagen. Die Erklärung dafür, warum ein so erfolgreicher Athlet wie Osborne, der 2018 in Plovdiv (Bulgarien) den WM-Titel im leichten Einer gewann, im besten Sportleralter die Sportart wechselt, ist eine einfache. Nach Tokio wird das Leichtgewichtsrudern, bei dem kein Athlet schwerer als 72,5 kg sein und das Durchschnittsgewicht der Besatzung die 70-Kilo-Marke nicht überschreiten darf, aus dem olympischen Programm gestrichen.

„Ich möchte aber weiter olympischen Sport betreiben, deshalb strebe ich den Wechsel an und möchte in einem Profiteam angreifen“, sagte Osborne, der Radsport bislang als Ausgleich betrieben und Rudern stets als seine Hauptsportart betrachtet hatte. Erste Kontakte sind bereits geknüpft, das Interesse an dem 179 Zentimeter großen Modellathleten ist gewachsen, seit der bei den deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren in diesem Jahr Sechster wurde, nach 35 Kilometern nur 1:27 Minuten hinter dem vierfachen Weltmeister Tony Martin ins Ziel kam.

Auch Rommelmann vor dem Ruder-Ende

Zunächst jedoch zählt nur die WM, die Jason Osborne in diesen Tagen ganz besonders genießt. „Für mich ist es ein großer Ansporn, bei meiner letzten WM noch einmal etwas Großes zu erreichen“, sagte er. Die bisherige Saison, in der Rommelmann und er Europameister wurden und den Gesamtweltcup gewinnen konnten, habe gezeigt, „dass wir ganz vorn mithalten können“. Nach der Siegesserie in dieser Saison habe man sich auch den Achter als Vorbild genommen, um dem Druck des Immer-Gewinnen-Müssens besser standhalten zu können. „Wir müssen zwar mehr Boote hinter uns lassen, die Konkurrenz ist entsprechend größer, aber der Vorbildcharakter des Achters ist schon groß. Man darf niemals unterschätzen, wie stark die Konkurrenz ist, auch wenn man immer gewinnt“, sagte Osborne.

Am Sonnabend wollen sich die beiden mit einer Medaille belohnen, bevor Tokio der krönende Abschluss der gemeinsamen Arbeit werden soll. Rommelmann will sich nach seiner ersten Olympiateilnahme seinem Beruf widmen, er schreibt nach der WM sein zweites Staatsexamen in Medizin. „Für mich sieht es so aus, als wäre das Kapitel Leistungssport nach Tokio beendet“, sagte er. Jason Osborne dagegen wird versuchen, seinem Leistungssportkapitel einen neuen Abschnitt anzufügen.