Linz. Hamburger Tim Ole Naske zittert sich mit seinem Rostocker Partner Stephan Krüger ins Halbfinale. Der Trainer hat aber “Bauchschmerzen“.

Pokern wäre wohl nichts für ihn. Es brauchte am Mittwochmittag nur einen kurzen Blick in sein Gesicht, um zu ahnen, wie es in ihm aussah. Missmutig saß Tim Ole Naske auf dem Fahrradergometer und fuhr sich das überschüssige Laktat aus den Muskeln nach einem Rennen, das nicht ganz nach Plan gelaufen war. Immerhin hatte der dritte Rang im ersten der vier Viertelfinalläufe der Doppelzweier dazu gereicht, um sich mit seinem Rostocker Partner Stephan Krüger (30) für das Halbfinale der Ruder-WM in Österreich zu qualifizieren. Aber weil die 6:21,04 Minuten nur die elftschnellste Zeit darstellten, war der 23 Jahre alte Hamburger von der RG Hansa nicht zufrieden mit dem Geleisteten.

„Der Start war stark, aber auf den mittleren 1000 Metern waren wir zu langsam. Das haben wir in dieser Saison schon deutlich besser hinbekommen und müssen im Halbfinale am Freitag unsere Streckenstärke mehr ausspielen“, sagte der Jurastudent. Trainer Karsten Timm hatte da längst die Analyse begonnen, um eine Lösung für das aus seiner Sicht vordringlichste Problem zu finden. „Die beiden können sehr gut mobilisieren, aber das Grundtempo ist nicht da, wo wir hinmüssen, um mit der Weltspitze mitzuhalten“, sagte er.

Trainer Timm hat "Bauschschmerzen"

Tatsächlich bewegen sich Naske/Krüger aktuell in einem Zeitkorridor, den der leichte Doppelzweier Jason Osborne (25/Mainz)/Jonathan Rommelmann (24/Krefeld) bei seinem Viertelfinalsieg mit der zweitbesten Gesamtzeit (6:19,54) hinter Italien (6:19,35) locker knackte. Zwar sind die Gesamtweltcupsieger in dieser Saison unbesiegt und WM-Mitfavorit, „dennoch sollte der schwere Doppelzweier schon einige Sekunden schneller sein als die leichten Jungs. Das macht mir doch einige Bauchschmerzen, daran müssen wir in den nächsten zwei Tagen arbeiten“, sagte Timm.

In Aktionismus zu verfallen ist jedoch keine Option, schließlich gilt es, mit dem zu dieser Saison neu zusammengestellten Team Geduld zu haben. Grundsätzlich, sagte der Coach, habe man in den vergangenen Monaten eine gemeinsame Idee vom Rudern entwickelt und große Fortschritte erreicht, die sich nach dem verpassten A-Finale bei der EM in Luzern (Schweiz) Anfang Juni auch mit Platz drei beim Weltcup in Posen (Polen) Ende Juni und Rang fünf beim Weltcup in Rotterdam (Niederlande) Mitte Juli nachweisen ließen.

Naske-Bezwinger Zeidler souverän

Die wichtigste Entwicklung, seit man sich im Frühjahr gegen das letztjährige Doppelzweier-Duo Lars Hartig (28/Friedrichstadt)/Timo Piontek (27/Koblenz) durchgesetzt hatte, sei gewesen, aus zwei individuell starken Einerruderern eine funktionierende Gemeinschaft zu machen. „Jeder hat seine Schablone vom idealen Schlag im Kopf, von sich selbst, aber auch vom gemeinsamen Rudern. Diese Schablonen muss man dann vereinen“, sagte Krüger, der Ruhepol des Duos. Im Trainingslager in Weißensee (Österreich) habe es einen prägnanten Moment gegeben, sagte Naske. „Da hat Stephan gesagt: Jetzt ist es da! Und diesen Schlag versuche ich seitdem zu rekonstruieren.“

Auch wenn das mal besser und mal schlechter gelingt: Mit seiner neuen Aufgabe hat sich Naske komplett arrangiert, nachdem er als ehemaliger Juniorenweltmeister den nationalen Einer-Ausscheid gegen den Ingolstädter Oliver Zeidler (23) verloren geben musste. Der Europameister zog am Mittwoch mit einem überlegenen Viertelfinalsieg mit der viertbesten Gesamtzeit (6:49,07) ins Halbfinale am Freitag ein. Naske schaute dabei nicht zu.

„Ich fokussiere mich nur auf das, was unser Ziel ist“, sagt er, „und das ist, das beste Rennen zu fahren, das möglich ist.“ Gelingt das, sollte das Minimalziel Platz elf, der das Ticket für Olympia 2020 in Tokio sichern würde, erreicht werden. Und wenn es zum A-Finale der besten sechs reicht, dann dürfte auch Tim Ole Naske ein zufriedenes Gesicht zeigen.