Berlin. Sportler, Funktionäre, TV-Sender und Politiker begeistern sich für die parallele Austragung zehn Deutscher Meisterschaften.

Das Experiment Mini-Olympia ist geglückt – und was nun? 178.000 Besucher lockten „Die Finals“ zu den Wettkämpfen, Millionen schauten vor dem Fernseher zu, und natürlich denken die Verantwortlichen schon weiter. Das neue Multisport-Event, das Fans und Sportler in Berlin am Wochenende in seinen Bann zog, soll keine Eintagsfliege bleiben. So wünschen es sich vor allem die Organisatoren in Sport, Politik und Fernsehen, die sich in ihrer Lobpreisung des Events geradezu überschlugen.

„Nach all dem tollen Feedback der Sportlerinnen und Sportler sowie der Zuschauer sollen das nicht die letzten Finals in Berlin gewesen sein“, sagte Berlins Sportsenator Andreas Geisel (SPD). Und auch Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), will mehr. „Das ist ein Format, wenn man das jetzt nochmal auswertet, kann es durchaus eine gute Perspektive für die Zukunft sein.“ Er habe eine Atmosphäre verspürt, „wie man sie ganz selten im Sport erlebt“, und er brachte zuvor aus Begeisterung gar wieder eine deutsche Olympiabewerbung ins Spiel.

60.550 Zuschauer verschlug es insgesamt am Sonnabend und Sonntag ins Berliner Olympiastadion, wo die Leichtathleten als Zugpferd der „Finals“ die Massen bewegten. „Es waren die höchsten Zuschauerzahlen, die wir in diesem Jahrtausend gehabt haben. Jeder, der im Stadion war, hat eine fantastische Stimmung erlebt“, sagte Kessing. Auch DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska hörte „unheimlich viel positives Feedback“ und riet, man solle bei einer positiven Analyse des Events „ein begonnenes Projekt weiterführen“.

ZDF-Sportchef mit Marktwert "hochzufrieden"

Insgesamt kamen 178.000 Menschen, um die deutschen Meisterschaften in zehn Sportarten live an den Wettkampforten zu verfolgen. Währenddessen schaltete auch das TV-Publikum so eifrig ein, dass eine Wiederholung wahrscheinlich ist. Für Sonnabend vermeldete die ARD einen durchschnittlichen Marktanteil von 12,5 Prozent. Auch das ZDF, das am Sonntag übertrug, strich zweistellige Marktanteile ein. „Wir sind hochzufrieden. Das war eine großartige Premiere mit tollen sportlichen Leistungen, die hier in Berlin viele Zuschauer angelockt haben“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.

Doch eine unmittelbare Neuauflage im kommenden Jahr wird es schon mal nicht geben. „Das schaffen wir zwischen Fußball-EM und den Olympischen Spielen nicht. Aber für das Jahr darauf kann ich mir eine Wiederholung vorstellen, zumal auch die beteiligten Verbände und die Athleten zufrieden waren“, so ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Geht es in zwei Jahren also weiter, wären einige Fragen zu klären.

Ironman-Weltmeister: "Bitte wiederholen!"

„Sollte sich das Format für die Zukunft etablieren, wird ohne Zweifel auch die Standortfrage eine bedeutende Rolle spielen“, sagte Dagmar Freitag (SPD), die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag. Denn natürlich hat Berlin alle Voraussetzungen, um auch dann wieder als Ausrichter zu fungieren. Andere Städte dürften aufgrund des großen Erfolges und des öffentlichen Interesses ebenfalls hellhörig werden. Sie müssten aber einen ähnlich hohen Etat zusammenbekommen, wie es Berlin in diesem Jahr geschafft hatte (3,3 Millionen Euro).

Von den Sportlern dürfte es breite Unterstützung für „Finals 2021“ geben, denn bis auf etwas Kritik am Zeitpunkt der Meisterschaften aus einigen Lagern hatte es wenig Gegenwind für das Projekt gegeben. Viel mehr forderten Athleten wie der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange, der über die ungewohnte Triathlon-Kurzdistanz angetreten war, eine Zugabe. „Die Finals sind genau das, was der deutsche Sport braucht“, sagte er im ZDF: „Die Stimmung hat uns nach vorne gepeitscht, und ich kann nur bitten, das alles zu wiederholen.“