Wien. Zu Besuch beim Beachvolleyball-Turnier in Wien, der Keimzelle der Majorserie, zu der auch der Hamburger Rothenbaum zählt.

Die ältere Dame zögert einen Moment, dann tritt sie entschlossen auf Hannes Jagerhofer (57) zu: „Entschuldigung, ich weiß, wer sie sind. Ich wollte Ihnen schon immer sagen: Was Sie hier geschaffen haben, ist großartig. Ich danke Ihnen sehr.“ Jagerhofer, Erfinder und Chef der Beachvolleyball-Majorserie, errötet. „Das war ein besonderer Moment“, sagt er später, „so ein Lob hörst du als Veranstalter nicht alle Tage.“

Österreich feiert, diesmal das Beachvolleyball-Majorturnier auf der Wiener Donauinsel. Ein „Fest der Superlative“ jubelt die „Kronenzeitung“, die sich „offizielle Zeitung des Vienna Major 2019“ nennen darf. „Wir wollen uns als Lifestyle-Metropole entwickeln“, sagt Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (55), „Beachvolleyball ist dafür ein toller Aufhänger.“ Das Turnier ist längst mehr als ein großes Sportereignis, es ist die größte Party der Stadt.

In den Fernsehnachrichten des Landes ist das Event dieser Tage eines der Topthemen, in der Hauptstadt wird es an vielen Orten gespielt. Auf mehr als 450 Rolling-, Billboards und Posterlights werben die heimischen Stars Clemens Doppler und Alexander Horst, Vizeweltmeister 2017, für die sechstägige Veranstaltung mit den besten Strandspielern der Welt, rund 270 Trailer laufen im Radio. Neben Jagerhofers Promotionbudget von 600.000 Euro lassen sich die Sponsoren diese Werbung gut eine Million Euro kosten, die Jagerhofer selbst in dieser Dimension für unverzichtbar hält.

10.000 Zuschauer an den ersten Turniertagen

Der Erfolg gibt ihm recht. Schon an den ersten beiden Turniertagen kommen jeweils rund 10.000 Zuschauer auf die „Insel der Seligen“ („Kurier“), das 49.000 Quadratmeter große Eventgelände („Beach Village“) zwischen Center Court und vier Nebenplätzen füllt sich von mittags bis abends, vor den 80 Essens-, Getränke- und Animationsständen bilden sich Schlangen. Am Wochenende, wenn die finalen Entscheidungen anstehen, werden 18.000 Besucher erwartet.

Bis zu 30.000 verfolgen die Spiele auf einer riesigen Videowall außerhalb des Majorgeländes. So viele waren es vor zwei Jahren bei der WM am selben Ort, mehr dürfen nicht auf das Gelände. Und wenn der letzte Ball geschlagen ist, ist noch längst nicht Schluss. Mit der abendlichen Dämmerung starten die Beach Party Nights.

Als Jagerhofer 1996 in seiner Heimatstadt Klagenfurt sein erstes Beachvolleyball-Turnier organisiert, zählt er bei den Endspielen 27 Besucher. Heute ist das Major in Wien das größte Beachvolleyball-Turnier der Welt. 2500 Tonnen Sand wurden aufgeschüttet, 3000 Meter Absperrgitter aufgestellt, Stahlrohrtribünen für 10.000 Zuschauer errichtet – und alles in Blau drapiert, 30.000 Meter Branding insgesamt. Der Aufbau dauert fast vier Wochen, das temporäre Stadion („Red Bull Arena“) inklusive großzügigem VIP-Bereich (6000 Quadratmeter) mit Balkon kostet 2,2 Millionen Euro.

Gesamtbudget von 6,7 Millionen Euro

Das Gesamtbudget beläuft sich auf 6,7 Millionen Euro, das Preisgeld beträgt 600.000 US-Dollar (543.000 Euro), die Siegerteams bei Frauen und Männern kassieren 40.000 Dollar. Die WM vor zwei Jahren mit einem Etat von fast zehn Millionen Euro war die bisher teuerste Beachvolleyball-Veranstaltung der Welt.

Jagerhofer ist von seinem Konzept überzeugt. Wer nicht das Beste vom Besten anbietet, kann nicht in einer Klasse mit den nordamerikanischen Ligen NHL, NFL oder NBA, geschweige denn Fußball spielen und zahlt am Ende drauf. In Klagenfurt und nun seit drei Jahren in Wien läuft sein Geschäft, hier wirft das Turnier Gewinne ab. 31 Sponsoren sorgen dafür, sehr viele sind seit 20 Jahren dabei. „Wer unsere Veranstaltungen einmal erlebt hat, kommt immer wieder“, sagt Jagerhofer.

Die 1600 VIP-Tickets, die zwischen 2200 und 3500 Euro für drei Tage kosten, sind stets ausverkauft. Diesen Erfolg auf andere Standorte zu übertragen, hatte sich Jagerhofer zum Ziel gesetzt, als er die Beach Majors GmbH gründete, die seit 2015 mit dem österreichischen Brause-Imperium Red Bull die Major Series veranstaltet. Anderswo geht die riskante Rechnung bisher nicht auf, weshalb die Weltserie derzeit auf der Kippe steht.

Prag zeigt großes Interesse

„Unsere vier Turniere in Hamburg – von 2016 bis 2019 – haben zum Beispiel rund fünf Millionen Euro Minus gemacht“, sagt Hobby-Pilot Jagerhofer. Weil das Defizit bei der WM im Juli am Rothenbaum bei einem Etat von 6,7 Millionen Euro nur noch 170.000 Euro beträgt, sieht er die erhoffte Trendwende. Auch in Gstaad (Schweiz) sei die schwarze Null in Sicht. Davon habe er auch seinen Geschäftspartner, Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, jüngst überzeugen können. „Wir werden im nächsten Jahr bei den drei Events erstmals schwarze Zahlen schreiben. Um einen vierten europäischen Austragungsort aufnehmen zu können, benötigen wir zwei zusätzliche Toursponsoren.“

Mit vier potenziellen Partnern werden in Wien Gespräche geführt. „Wir sind sehr optimistisch, zumindest mit zwei von ihnen zu einem Abschluss zu kommen“, sagt Jagerhofer. Zwei neue Standorte könnte es schon 2020 geben. Die tschechische Hauptstadt Prag zeigt großes Interesse, „und am chinesischen Markt kommen wir nicht vorbei“. Den Spielern habe er in Wien bereits erzählt, was sie künftig erwarten könnte. Den Profis gefallen die Pläne. Turniere wie in Wien oder zuvor die WM in Hamburg dienen der Popularität ihrer Sportart. Und nirgendwo liegt schließlich mehr Preisgeld im Sand.