Köln. Der Bundestrainer leidet nach einem Durchblutungsstörungen. Assistent Sorg vertritt ihn gegen Estland und Weißrussland.

Krankenbett statt Trainerbank: Bundestrainer Joachim Löw liegt nach einem Sportunfall in der Klinik und muss sich bei den anstehenden EM-Qualifikationsspielen von seinem Assistenten Marcus Sorg vertreten lassen. "Ich fühle mich schon wieder ganz gut, muss mich aber in den nächsten vier Wochen noch ein bisschen schonen", teilte Löw mit und kündigte mit Blick auf die Spiele in Weißrussland (8. Juni) und drei Tage später gegen Estland an: "Ich bin in ständigem Austausch mit meinem Trainerteam, und wir werden auch rund um die beiden Länderspiele in engem telefonischen Kontakt bleiben."

Dem 59-Jährigen ist nach "Bild"-Informationen beim Krafttraining eine Hantel auf den Brustkorb gefallen, was zu Durchblutungsstörungen führte. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde eine Arterie gequetscht. Löw nahm den Vorfall zunächst nicht ernst, das Pokalfinale am vergangenen Samstag zwischen Bayern München und RB Leipzig (3:0) verfolgte er als Zuschauer im Berliner Olympiastadion auf der Tribüne.

Löw kommt um Operation herum

Doch jetzt sind erst einmal Ruhe und Schonung angesagt. Statt am Sonntag zum Treffpunkt der Nationalmannschaft ins Hotel De Bovenste Molen im niederländischen Venlo zu reisen, wird Löw laut Bild in der Freiburger Uniklinik behandelt. Eine Operation ist derzeit aber nicht geplant.

Der viermalige Weltmeister muss nun ohne seinen Chef nach dem Auftakterfolg beim Erzrivalen Niederlande (3:2) die nächsten Schritte Richtung EM 2020 gehen. Der 53-jährige Sorg hat bei den Begegnungen in Borissow sowie am 11. Juni in Mainz den Hut im Zusammenspiel mit Torwarttrainer Andreas Köpke und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff auf. Löw sprach dem Trio bereits sein Vertrauen aus: "Sie haben im Zusammenspiel viel Erfahrung, und gemeinsam werden wir diese kurze Pause gut überbrücken."

Bundestrainer hatte 2008 Innenraumverbot gegen Portugal

Doch die Situation ist ungewöhnlich. Beim EM-Viertelfinale 2008 gegen Portugal hatte der gesperrte Löw ein Innenraumverbot, doch im Stadion war der Bundestrainer bei jedem seiner 173 Länderspiele. "Das Wichtigste ist, dass Jogi in ein paar Tagen wieder topfit ist. Auch wenn man spürt, dass er am liebsten schon wieder am Trainingsplatz stehen würde, ist es sicher richtig, sich noch zu schonen", sagte Bierhoff und strahlte mit Blick auf die anstehenden Aufgaben Gelassenheit aus: "Marcus Sorg und Andy Köpke kennen die Abläufe und die Mannschaft sehr gut, sie besprechen ohnehin alles eng mit Jogi."

Für Sorg wird die vorübergehende Chefrolle dennoch ungewohnt sein. Der gelernte Diplom-Ingenieur für Grundlagen- und Bauphysik wollte zwar schon immer "hauptberuflich im Fußball arbeiten", doch sein Ziel sei es "nicht unbedingt gewesen, Bundesligatrainer zu werden".

Assistent Sorg und sein Chef verstehen sich blind

Seit März 2016 ist der frühere Coach des SC Freiburg Löws Assistent. "Meine Aufgabe ist es, Jogi darin zu unterstützen, die Halbzeitpause optimal zu nutzen. Da kann es ihm natürlich helfen, wenn er entsprechende Informationen geliefert bekommt, und das in komprimierter Form. Ich arbeite Tag für Tag mit ihm zusammen und weiß genau, was er will und braucht, kenne seine Vorstellungen", sagte Sorg zuletzt. Diese Vorstellungen muss er nun umsetzen.