Paris. Hamburger spricht nach Erstrundenniederlage von mentalen Problemen. Auch Görges ist in Paris schon raus. Glanzlicht durch Struff.

Tennisprofi Mischa Zverev hat nach seinem Erstrunden-Aus bei den French Open über mentale Probleme im vergangenen Jahr berichtet. "Ich habe vielleicht ein leichtes Burnout-Syndrom gehabt", sagte der 31 Jahre alte Hamburger am Montag in Paris nach der Niederlage gegen den Franzosen Richard Gasquet. Nach der Geburt seines Sohnes sei er "ein bisschen platt gewesen", berichtete der ältere Bruder des Weltranglistenfünften Alexander Zverev, der am Dienstag in das Grand-Slam-Turnier startet.

Er habe lieber zu Hause sein wollen, aber trotzdem viele Turniere gespielt, sagte er. Ärztliche Hilfe habe er jedoch nicht in Anspruch genommen. Nach zahlreichen sportlichen Rückschlägen und Verletzungen liegt Mischa Zverev in der Weltrangliste nur noch auf Platz 102.

Struff sorgt für Glanzlicht, Molleker raus

An einem ansonsten schwarzen deutschen Tag auf roter Asche hat Jan-Lennard Struff bei den French Open für ein Glanzlicht gesorgt. Der Daviscup-Spieler aus Warstein besiegte den an Nummer 20 gesetzten Kanadier Denis Shapovalov überzeugend mit 7:6 (7:1), 6:3, 6:4. Struff gewann erst zum siebten Mal sein Auftaktmatch bei einem Grand Slam.

Nach 2:10 Stunden verwandelte der seit Wochen stark spielende Struff seinen ersten Matchball. Im Kampf um den Einzug in die dritte Runde der Sandplatz-Veranstaltung trifft Struff jetzt auf den Amerikaner Tennys Sandgren oder Radu Albot aus Moldau. Ausgeschieden ist dagegen Qualifikant Rudi Molleker. Der 18 Jahre alte Oranienburger unterlag dem Kasachen Alexander Bublik 5:7, 7:6 (7:4), 1:6, 6:7 (2:7).

Nach Kerber scheidet auch Görges sofort aus

Vor einem Jahr begeisterten Julia Görges und Angelique Kerber noch als Halbfinalistinnen in Wimbledon, bei den French Open erlebten die besten deutschen Tennisspielerinnen einen Erstrunden-Alptraum. Einen Tag nach dem Scheitern ihrer Fedcup-Kollegin Kerber schied auch Görges in Paris schon unerwartet früh aus. Die 30-Jährige aus Bad Oldesloe unterlag am Montag der Estin Kaia Kanepi nach 92 Minuten am Ende klar mit 5:7, 1:6.

"Es ist schon bitter, am Ende ging's ein bisschen zu schnell", sagte Görges. Wie Kerber hatte auch sie zuletzt mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Bei ihrem Lieblingsturnier in Stuttgart berichtete sie nach ihrer Aufgabe in der ersten Runde von Problemen mit der Halswirbelsäule. In Rom verletzte sie sich am Oberschenkel und sagte für Nürnberg ab. "Körperlich ist es bislang ein sehr bescheidenes Jahr", sagte Görges, versicherte aber, dass sie ohne Schmerzen gespielt habe und es dem Körper "soweit gut" gehe.

Görges mit vielen leichten Fehlern

In der sogenannten Stierkampfarena startete sie gut in das Match und ging schnell mit 4:1 in Führung. Doch je länger das Duell andauerte, desto verunsicherter wirkte Görges. 14 leichte Fehler unterliefen ihr im ersten Durchgang, 31 waren es insgesamt. Im zweiten Satz schien ihre Moral nach dem dritten Spiel gebrochen. Beim Stand von 1:1 ging es elfmal über Einstand. Mehr als eine Viertelstunde dauerte es, bis Kanepi mit 2:1 in Führung ging und den Vorsprung dann ausbaute.

Gegen Kaia Kanepi konnte Görges zu selten ihre Dynamik ausspielen.
Gegen Kaia Kanepi konnte Görges zu selten ihre Dynamik ausspielen. © Witters

"Heute ist einiges in einigen Situationen gegen mich gelaufen. Sie war die aggressivere Spielerin und hat das Zepter in die Hand genommen", sagte Görges, die als Nummer 18 in der Weltrangliste 70 Plätze besser notiert ist als Kanepi. Doch vorerst bleibt das Achtelfinale 2015 Görges' bestes Roland-Garros-Resultat.

Trostloses Turnier aus deutscher Sicht

Da Antonia Lottner, die einst als eines der vielversprechendsten deutschen Talente galt, ebenfalls ausschied, andere Spielerinnen der Post-Kerber-Görges-Generation wie Carina Witthöft gar nicht in Paris dabei sind oder wie Annika Beck ihre Karriere bereits beendet haben, droht aus deutscher Damen-Sicht ein trostloses Turnier.

Und so dürften die jüngsten Ereignisse auch bei Damen-Chefin Barbara Rittner für den einen oder anderen sorgenvollen Blick in die Zukunft gesorgt haben. Die langjährige Bundestrainerin hatte zuletzt von "Durststrecken" gesprochen, die das deutsche Damen-Tennis in der Zeit nach Kerber (31), Görges (30) oder Andrea Petkovic (31) überstehen müsse. Einen unerwarteten Vorgeschmack bekommt sie schon jetzt.

Petkovic kämpft sich in Runde zwei

Immerhin: Petkovic hat bei den French Open als erst zweite Deutsche nach Laura Siegemund (Metzingen) die zweite Runde erreicht. Die 31 Jahre alte Darmstädterin besiegte Alison Riske (USA) in 2:13 Stunden mit 2:6, 6:3, 7:5. Petkovic, derzeit die Nummer 69 der Weltrangliste, trifft nun auf Su-Wei Hsieh (Taiwan) oder Viktorija Golubic (Schweiz).

Mona Barthel (Neumünster) trifft am Mittwoch in ihrem Auftaktspiel auf Caroline Garcia (Frankreich/Nr. 24).

Größter Erfolg der Karriere für Maden

Niedergekämpft: Yannick Maden im Spiel gegen Kimmer Coppejans.
Niedergekämpft: Yannick Maden im Spiel gegen Kimmer Coppejans. © Imago/GEPA pictures

Erfreuliches gab es am Montag dagegen von Yannick Maden zu berichten. Der Stuttgarter gewann gegen den Belgier Kimmer Coppejans in 3:06 Stunden 7:6 (7:0), 7:5, 6:3 und steht damit zum ersten Mal in seiner Karriere in der zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers.

Der 29-jährige Maden ist in der Weltrangliste auf Platz 114 notiert und trifft in Paris nun auf den elfmaligen Champion Rafael Nadal. Der Weltranglistenzweite aus Spanien ließ dem Karlsruher Qualifikanten Yannick Hanfmann beim 6:2, 6:1, 6:3 keine Chance.

Peter Gojowczyk konnte die deutsche Bilanz nicht aufbessern. Der 29 Jahre alte Tennisprofi aus München verlor am Montag gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga 6:7 (4:7), 1:6, 6:4, 3:6.