Grünstadt. Die Kölnerin Carola Meyer setzt sich bei der Wahl des DHB-Präsidenten gegen den Amtsinhaber Wolfgang Hillmann durch.

Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) wird erstmals von einer Frau geführt. Die Kölnerin Carola Meyer und ihr "Team Aufbruch" setzten sich am Sonnabend beim 54. Ordentlichen DHB-Bundestag in Grünstadt in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Amtsinhaber Wolfgang Hillmann durch. Die 69 Jahre alte Meyer erhielt 939 der 1595 Stimmen, für Hillmann votierten 656 Delegierte. Der 67-Jährige hatte das Amt seit 2015 inne, war zuletzt aber stark in die Kritik geraten.

Im Nachgang wurden auch fast alle Vizepräsidiumskandidaten von Meyers Teams "Aufbruch" in die neuen Ämter gewählt. "Ich bin dankbar und überwältigt vom Vertrauen, dass die Delegierten in unser Team und mich setzen. Mein ganz großer Wunsch ist, dass wir als eine geeinte Hockeyfamilie diesen Sitzungssaal in Grünstadt verlassen", sagte Meyer nach dem Wahlprozedere.

In der 110-jährigen Geschichte des am 31. Dezember 1909 gegründeten DHB war es erst die zweite Kampfabstimmung um das Präsidentenamt. Meist trat nur ein Kandidat an und erhielt dann alle oder fast alle Stimmen der Delegierten. Nur 1973 fiel aus der Reihe: Damals siegte Juerg Schäfer mit 444:345 Stimmen gegen Eberhard Nöller.

Genoss DHB-Vize Laschet zu viel Freiheiten?

Hillmann hatte 2015 die Nachfolge von Stephan Abel angetreten. Damals wurde er ohne Gegenstimme ins Amt befördert und auch 2017 einstimmig bestätigt. Doch in dieser Legislaturperiode gab es Streit: Im Januar prangerte ein anonymer Briefeschreiber ein "System der Angst" im DHB an, in dem "Misswirtschaft und Klüngelei" vorherrschten. Ende Februar übten vier erfolgreiche Ex-Bundestrainer mit Bernhard Peters (bis Oktober 2018 Direktor Sport des HSV) und Markus Weise an der Spitze in einem offenen Brief scharfe Kritik und forderten eine Neuausrichtung von Präsidium und Vorstand.

Die ist nun erfolgt. Ob mit der Wahl von Meyer, die für zwei Jahre einspringt, eine Zerreißprobe im Verband verhindert wurde, wird sich zeigen.

Hillmann wurde vor allem angelastet, dass er den nicht zur Wiederwahl angetretenen bisherigen Vizepräsidenten Remo Laschet über Jahre gewähren ließ. Der Bruder von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der die wichtigen Ressorts Finanzen und Recht vereinigte und vielen Hockey-Leuten zu mächtig wurde, hatte die Unruhen im DHB mit seiner umstrittenen Geschäftspolitik angeschoben. Er soll an einer Agentur beteiligt gewesen sein, die er mit DHB-Vermarktungsaufgaben betraut hatte. Befürchtet wurde sogar, dass er trotz seines Verzichts unter Hillmann aus dem Hintergrund weiterhin die Strippen ziehen könnte. Dies ist mit der Wahl von Carola Meyer nunmehr ausgeschlossen.