Hamburg. “Kult-Mutter“ Joanne und Bud Beech würden aus den USA anreisen. Karten für Heimspiel innerhalb von 14 Minuten abgesetzt.

Die Putzkolonnen waren am Dienstagabend bei der Reinigung der Edel-optics.de-Arena in den letzten Zügen, da kam Beau Beech frisch geduscht und etwas gedankenverloren aus der Kabine. Es wirkte so, als müsste der 25 Jahre alte Profi der Hamburg Towers erst einmal seine Gedanken sortieren. 1,4 Sekunden vor dem Ende hatte der Guard mit einem Dreipunktewurf das zweite Play-off-Duell der Best-of-five-Serie gegen die Chemnitz Niners entschieden.

„Ich habe noch nie in meinem Leben zuvor Play-offs gespielt. Diese Momente zu erleben, ist überragend und macht definitiv Lust auf mehr“, sagt Beech, der nach seiner College-Laufbahn in den USA seine erste Profisaison durchlebt. „Ich habe zu mir selbst gesagt: Mann, bloß keine Verlängerung. Also habe ich das Hirn ausgeschaltet und das gemacht, wofür ich bezahlt werde.“

Besonderer Moment

Seine größten Fans verfolgten den besonderen Moment des Beau Beech rund 7400 Kilometer westlich von Wilhelmsburg. In Ponte Vedra, einer 30.000-Einwohner-Stadt an der Ostküste Floridas, verfolgten Mutter Joanne, Vater Bud, Bruder Spencer sowie die Schwestern Eve und Olivia die Partie im Livestream.

Mein Vater ist Basketballlehrer an der Highschool dort und hat die Partie während der Arbeit geschaut“, sagte Beech. „Er ist dort auch Dekan und für die Disziplin auf dem Campus verantwortlich. Aber er arbeitet dort seit über 30 Jahren. Da kann man mal während der Arbeit Basketball schauen“, scherzte der Towers-Profi nach seiner Galavorstellung. Mutter Joanne ist in der Fanszene der Wilhelmsburger Basketballer schon so bekannt wie ein bunter Hund. In den sozialen Netzwerken interagiert sie immer wieder mit den Towers-Anhängern und genießt dadurch fast schon Kultstatus.

Persönlichen Kontakt mit den Anhängern werden die Eltern des Towers-Profis in knapp einer Woche bekommen. Am kommenden Mittwoch reisen Jo­anne und Bud Beech nach Hamburg, um ihren Sohn zu besuchen und im Idealfall mit ihm den Aufstieg zu feiern – die fünfte Halbfinalpartie wäre am Dienstag (die Finalspiele am 3. und 5. Mai). „Das wäre wirklich großartig, wenn sie diese tolle Stimmung hier live miterleben könnten“, sagte Beech.

Fortschritt steht über allem

Doch dafür müssen die „Türme“ erst einmal ihre Hausaufgaben gegen Chemnitz erledigen. Der Ausgleich in der Serie tat ebenso gut wie die Tatsache, dass die Towers im vierten Anlauf erstmals in dieser Saison ein Spiel gegen die Niners gewinnen konnten. „Wir predigen die ganze Saison, dass Fortschritt in unserer Entwicklung über allem steht. Jeden Tag und jedes Spiel besser werden. Das hat uns jetzt zum Sieg gegen Chemnitz geführt“, sagte Beech, wohlwissend, dass in Spiel drei am Freitag (19.30 Uhr) in Sachsen alles wieder bei null beginnt. „Die Niners sind ein erfahrenes Team, das uns mit allem attackieren wird, was sie haben“, glaubt Beech.

Gewinnen die Towers am Freitag in Chemnitz, könnten sie am Sonntag (17 Uhr) vor eigenem Publikum den Finaleinzug und den damit verbundenen Bundesliga-Aufstieg perfekt machen. Alle 3400 Karten für das Heimspiel waren innerhalb von 14 Minuten abgesetzt.