Frankfurt/Main. Ende September soll gewählt werden – ohne Klüngelei und nach Anforderungsprofil. Personalberatungsfirma ist mit dabei.

Reinhard Grindel trug fast schon pflichtschuldig Anzug und Krawatte, als der zurückgetretene DFB-Präsident am Donnerstag eigenhändig die Umzugskartons im Frankfurter Stadtwald aus der Verbandszentrale auf den Parkplatz zu seinem Dienstwagen schleppte. Sein Büro im ersten Stock wartet derweil in diesem verwaisten Zustand auf einen neuen Nutzer oder eine Nutzerin.

Zum ersten Male in seiner Verbandsgeschichte gibt sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) betont offen für beide Geschlechter: Formulierungen von der „Wahl eines Kandidaten oder einer Kandidatin für das Amt des Präsidenten bzw. Präsidentin“ sind Zeugnis eines Mentalitätswandels. Auch darauf haben sich DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in einem Fahrplan verständigt, um am 27. September beim nächsten DFB-Bundestag in Frankfurt wieder ein Oberhaupt zu küren.

Klüngelei ist vorbei

Vorbei die Zeiten der Klüngelei in Hinterzimmern. So wie DFB-Vize Rainer Koch einst am Rande des abgesagten Länderspiels gegen die Niederlande in Hannover im November 2015 gegen den Willen des Liga-Präsidenten Reinhard Rauball den Schatzmeister Grindel ins oberste Amt hievte, soll es nie wieder laufen.

Diesmal ist eine Personalberatungsfirma eingebunden, die mit den Landesfürsten, den Profiklubs, anderen Nationalverbänden und den DFB-Partnern ein Anforderungsprofil erstellen soll. Schließlich steuern die Sponsoren ihren Teil dazu bei, dass der DFB mehr als 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht. Da braucht es eine professionelle und keine amateurhafte Führung.

Zeitplan ist eng getaktet

Der Zeitplan für Umstrukturierung und Präsidentensuche – beide Prozesse müssen parallel verlaufen – ist recht eng getaktet. Bis Mai sollen dem Präsidium die Vorschläge unterbreitet werden, wie der wirtschaftliche Bereich geordnet wird. Weil die innere Struktur auch „alle relevanten steuerlichen, wirtschaftlichen und sportpolitischen Aspekte“ berücksichtigen soll, deutet vieles auf ein Modell mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung hin. Genau das hatte vor allem DFL-Geschäftsführer Christian Seifert schon vor drei Jahren gefordert, der mit dem lavierenden Berufspolitiker Grindel nie warm wurde.

Die Nominierungsfrist läuft am 1. August ab, am 26. Juli will das Präsidium die Nominierung offiziell machen. Bleiben also gut drei Monate, in denen alles auf den Prüfstand muss. Und: Der Neue darf auch ruhig nach innen mehr Empathie und nach außen mehr Entschlossenheit zeigen als der zum Opportunismus neigende Vorgänger.