Hamburg. Trainer Mike Taylor will die Reaktion auf den schwachen Auftritt in Rostock sehen. Das Team steht unter Druck.

Mike Taylor wirkte wie ein Lehrer, der kurz davor ist, Klassenarbeiten zu bewerten. Den Kugelschreiber hinters Ohr geklemmt, schaute der Trainer der Hamburg Towers auf seine Notizen, während seine Spieler das Einmaleins des Basketballs einstudierten. Immer wieder ließen die Profis den Ball ohne Gegenspieler zirkulieren, Laufwege wurden einstudiert. Jedes Detail zählte, schließlich sollen sich Automatismen vor dem richtungweisenden dritten Spiel der ersten Play-off-Runde (best of 5) am heutigen Freitag (19.30 Uhr; airtango.live) gegen die Rostock Seawolves in den Köpfen der Spieler manifestieren. Die Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena ist erneut ausverkauft.

Nach dem enttäuschenden 79:94 in Spiel zwei am Dienstag stehen die Towers unter Druck. Niemand will mit einem 1:2-Serienrückstand am Montag (19.30 Uhr) zu Spiel vier nach Rostock reisen. Daher steht die Mannschaft vor ihrem ersten Stresstest in den Play-offs. „Natürlich ist es so, dass derjenige, der den zweiten Sieg einfährt, näher am dritten Erfolg dran ist“, sagt Taylor: „Jedes Spiel gibt eine Richtung vor, aber davon müssen wir uns freimachen. Wir wissen, dass wir einen weit besseren Auftritt hinlegen müssen als in Spiel zwei.“

Aufs Wesentliche konzentrieren

Die Probleme sieht der 46 Jahre alte US-Amerikaner bei seinem Team vor allem im mentalen Bereich. Seine Spieler haben sich am Dienstag zu viel von Randthemen beeinflussen lassen. Vor allem die fragwürdige Schiedsrichterleistung sorgte dafür, dass sich die Profis zunehmend frustrieren ließen, was zulasten der Konzentration ging. Die Folge: viele Ballverluste, wenig Spielrhythmus, schlechte Wurfauswahl. „Wir müssen am Freitag eine höhere emotionale Disziplin an den Tag legen, dürfen uns nicht von Dingen ablenken lassen, die wir nicht kontrollieren können. Ich muss da mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Taylor selbstkritisch. Der Coach war in Rostock wegen Meckerns von den Schiedsrichtern in der 36. Minute aus dem Innenraum verwiesen worden.

Ohnehin predigt der erfahrene Trainer, dass seine Spieler sich nicht mit dem aufhalten sollen, was war, sondern sich viel mehr darauf fokussieren sollen, was nötig ist, um ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Fast schon gebetsmühlenartig fordert Taylor seit dem Ende der Hauptrunde, dass seine Mannen speziell unter den beiden Körben körperbetonter auftreten müssen. Rostock kam allein durch Offensivrebounds zu 22 Punkten. „Das kann man nur bedingt trainieren. Diese Härte muss aus der Mannschaft kommen und hat etwas mit Mentalität zu tun. Ich bin mir aber sicher, dass die Botschaft unmissverständlich im Team angekommen ist“, sagt Taylor.

Taylor hat Vertrauen in seine Spieler

Das müssen die Towers heute Abend unter Beweis stellen. In dieser Saison haben die Hamburger häufig eine Reaktion auf schwache Auftritte gezeigt. „Das werden wir auch dieses Mal tun“, sagt Taylor: „Ich liebe meine Jungs und habe ein Urvertrauen in sie. Die Spieler haben das Herz am rechten Fleck. Wir werden am Freitag zeigen, dass wir auf einer Mission sind“, sagt er. Bis auf Spielmacher René Kindzeka sind alle Profis einsatzbereit.