Dallas. Die 21. Saison wird seine letzte in der NBA sein: Dirk Nowitzki hat am Dienstag emotional Abschied von seinen Fans in Dallas genommen.

Viele hatten es vermutet, aber dass es dann doch so weit sein würde, das hatte er noch nicht einmal seinen Mannschaftskollegen erzählt. Dirk Nowitzki hat sich am Dienstagabend von seinem Publikum, von den Fans der Dallas Mavericks, von der NBA, von seiner aktiven Karriere verabschiedet. „This is my last home game“, verkündete der 40-Jährige in Dallas mit brüchiger Stimme. Und keiner der knapp 20.000 Zuschauer im American Airlines Center blieb sitzen. Oder ruhig.

Nach einem 120:109 über die Phoenix Suns war Nowitzki ans Hallenmikrofon getreten, immer wieder musste er mit den Tränen kämpfen. Sein Vater, seine Schwester waren gekommen, auch reichlich NBA-Prominenz, um das „German Wunderkind“ zu verabschieden und zu feiern. Überall in Halle trugen Fans, Mannschaftskollegen und Mitarbeiter der Mavs schwarze Shirts mit dem Aufdruck „41.21.1“.

Die Nummer 41. 21 Spielzeiten. Für für diesen einen Klub. „Das ist sehr emotional“, sagte Nowitzki. „Es war eine unglaubliche Reise.“

Mavericks-Besitzer will Nowitzki Statue bauen lassen

Dirk Nowitzki verkündete sein Karriere-Ende mitten auf dem Feld.
Dirk Nowitzki verkündete sein Karriere-Ende mitten auf dem Feld. © dpa | Tony Gutierrez

Für Nowitzki wird diese 21. Saison also die letzte in der NBA sein. Kein Deutscher spielte länger oder erfolgreicher in der besten Basketball-Liga der Welt, kaum ein Ausländer prägte die Liga so sehr wie er. Er war 2006 der erste Europäer, der als MVP, also als wertvollster Spieler der Saison ausgezeichnet wurde. Drei weitere MVP-Titel folgten. 14 mal wurde er ins Allstar-Team berufen, und er ist aktuell mit 31.540 Punkten die Nummer sechs der ewigen Scorerliste.

Da passte es, dass er an diesem besonderen Abend, an dem er trotz zuletzt kaum übersehbarer Probleme mit dem Fußgelenk noch mal 30 Punkte beisteuerte, ausgerechnet „His Airness“ Michael Jordan noch einen Rekord abnahm: Er ist damit der älteste Spieler der Geschichte in der nordamerikanischen Profiliga, der diese 30-Punkte-Marke in der regulären Saison mit 40 oder älter knackte. Klubbesitzer Mark Cuban versprach: „Du wirst die größte Statue aller Zeiten bekommen.“ „Danke, danke, danke, danke. Es wird niemand mehr so sein wie du.“, sagte er.

Nowitzki kam als schluffiger Schlacks und wurde zum großen Versprechen

Dass Nowitzki einen so herzlichen Abschied serviert bekam, lag sicher auch daran, dass er trotz allen Blingblings des Milliardengeschäfts NBA immer ein bisschen „Dörk from Wörtsbörg“ blieb. Ruhig, down to earth, wie sie in den USA sagen, bescheiden. Eben dieser schlacksige Blondschopf mit Pottfrisur und Ohrring, der 1998 beim Nike Hoop Summit in die Halle schlurfte und wie aus dem Nichts zum großen Versprechen wurde.

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Beim Spiel der besten amerikanischen Highschool-Jungs gegen eine Weltauswahl machte Nowitzki 33 Punkte und holte 14 Rebounds. „Ich konnte nicht glauben, was ich dort sah“, sagt Mavs-Manager Donnie Nelson, der an diesem Tag als Scout für die Dallas Mavericks in San Antonio war. Ein Zweimeterdreizehnmann, der auch noch halbwegs beweglich ist und aus jeder Lage schießen kann – das war zu dieser Zeit selbst in der NBA ziemlich selten. Und begehrt: Drei Monate später wurde Nowitzki von den Mavs gedraftet.

Die ersten Schritte auf NBA-Parkett fielen Nowitzki dennoch alles andere als leicht. Aber zur Marke Nowitzki gehört eben auch, dass er sich immer wieder aus Krisen herauskämpfte, sein Spiel immer wieder auf ein neues Level hievte. Vor allem in unzähligen Extraschichten mit seinem Mentor und Trainer Holger Gschwindner, noch so ein Sonderling im NBA-Zirkus, der mathematische Berechnungen anstellt, um in die Physiognomie seines Schützlings den perfekten Wurf einzubauen.

Nowitzkis größte Niederlage wird zur Basis seines größten Erfolgs

Und so ist auch die größte sportliche Niederlage Nowitzkis untrennbar mit seiner Erfolgsgeschichte verbunden. In den Finals 2006 unterliegen die Mavericks trotz einer 2:0-Führung in der Best-of-Seven-Serie nach vier Niederlagen in Serie den Miami Heat, damals mit Dwyane Wade und Shaquille O’Neal.

Nowitzki spielt auch in der Folgesaison auf Top-Level, wird MVP der regulären Saison – allerdings ist wieder in den Playoffs Schluss. In der Sommerpause macht er alles, nur kein Basketball. Eine kleine Weltreise. Zusammen mit Holger Gschwindner. „Der alte Mann und ich – das war ein bisschen komisch“, sagt Nowitzki über diese Zeit. „Ich wollte nur so weit wegkommen wie möglich. Ich war stolz auf die Saison – und beschämt wegen der Playoffs.“

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Es folgten fünf Wochen Neuseeland und Australien. Neu ordnen. Und Anlauf nehmen. Ein langer Anlauf, der 2011 gekrönt wurde.

4:2 in den Finals über die Miami Heat, mittlerweile mit dem „King“, mit LeBron James. Als die letzte Sirene in Spiel sechs ertönt, flüchtet Nowitzki vom Court in die Kabine, will allein sein. Er ist am Ziel. Die Last von 13 Jahren Spannung und Schufterei in der NBA fiel ab. Und nicht wenige Basketballer und ihre Fans aus anderen Lagern gönnten es ihm.

In den Tagen nach der Meisterschaft folgte in Dallas ein Party-Marathon, bei dem Nowitzki kaum weniger gefeiert wurde als in den letzten Wochen. Obwohl sein Retirement noch nicht beschlossene Sache zu sein schien, wurde die letzte Phase der NBA-Saison zu einer großen Abschiedstournee.

LeBron James über Nowitzki: „Er ist einer der Größten überhaupt“

Gegenspieler, Fans der anderen Mannschaften überall in den USA schenkten „Dirkules“ warme Empfänge, Applaus, Standing Ovations. Doc Rivers, Coach der Los Angeles Clippers, nahm kurz vor Schluss des jüngsten Duells mit den Mavs ein Timeout, nur damit Fans und seine Spieler den Deutschen feiern konnten. „Dirk Nowitzki, one of the greatest of all times“, sagte Rivers. Nowitzki, einer der größten aller Zeiten. Sagt die eine NBA-Legende über die andere.

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So ähnlich klang es dann auch am Dienstagabend, als sich in Dallas Larry Bird, Detlef Schrempf, Scottie Pippen, Shawn Kemp und Charles Barkley – Nowitzkis größte Vorbilder – persönlich von der Nummer 41 verabschiedeten.

„Nicht nur was er für den deutschen Basketball, den US-Basketball, den weltweiten Basketball gemacht hat, ist super, sondern er ist einfach ein guter Mensch“, schwärmte Schrempf, der einst für die Seattle Supersonics auf dem Platz stand, als Nowitzki sein allererstes NBA-Spiel spielte. „Dirk ist ein Beispiel für jeden, er kam aus einem kleinen Dorf und ist ein NBA-Superstar geworden.“ „Er ist einer der Größten überhaupt“, ließ LeBron James per Videobotschaft ausrichten. Shaquille O’Neal sagte auf Deutsch: „Ich liebe dich.“

Nowitzki will am Donnerstag Eis und Pizza frühstücken

Und Nowitzki? Trank erst mal ein Bier mit Charles Barkley – und schaute dann auf den Mittwochabend, auf das nächste und letzte seiner Abschiedsspiele bei den San Antonio Spurs. „Ich will noch ein bisschen spielen und will es genießen“, sagte Nowitzki, der schon am Donnerstagmorgen das erste Kapitel seines „unsportlichen“ Lebens schreiben will: mit Pizza und Eis zum Frühstück.

Und danach? Es herrsche bei ihm Vorfreude auf eine Zeit, in der „einfach mal der Druck weg ist, ine Reise mit seinen Kids sei geplant, generell mehr Raum für sein Privatleben, sagt Nowitzki, der in Dallas auch zum Ehemann und dreifachen Vater geworden ist. „Ich bin froh, dass jetzt mein anderes Leben beginnt.“

(von Bastian Angenendt)