Hamburg. Der Mittelgewichtler will am 13. April in Minneapolis siegen. Im Höhentrainingslager in Ecuador bereitet er sich darauf vor.

Deutschland hat aktuell keinen Profiboxweltmeister. Aber da man Feste bekanntlich so feiern muss, wie sie fallen, lässt sich der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) als wichtigster Dachverband des professionellen Faustkampfs sein Jubiläum nicht vermiesen. Aus Anlass seines 70-jährigen Bestehens lädt der in Kaltenkirchen nördlich von Hamburg ansässige BDB unter Führung seines Präsidenten Thomas Pütz an diesem Wochenende nationale und internationale Prominenz nach München (siehe Infokasten). Im Infinity-Hotel Unterschleißheim stehen ein Empfang, die BDB-Generalversammlung sowie ein vom Münchner Promoter Alexander Petkovic organisierte Kampfabend an.

Der Mann, der die größten Aussichten hat, die seit der Niederlage von Superweltergewichtler Tyron Zeuge (26/Berlin) im Juli 2018 weltmeisterlose Periode zu beenden, kann in München nicht mitfeiern. Jack Culcay, Mittel­gewichtler in Diensten des Berliner Agon-Stalls, bereitet sich seit vergangenem Sonntag in Minneapolis (USA) auf seinen Ausscheidungskampf gegen den Ukrainer Sergej Derewjantschenko (33) vor, der am 13. April in der Minneapolis Armory geplant ist. Der Sieger darf beim Weltverband IBF den nächsten Champion herausfordern, der am 4. Mai im Duell zwischen Titelverteidiger Daniel Jacobs (32/USA) und Mexikos Superstar und WBA/WBO-Champion Saul „Canelo“ Alvarez (28) ermittelt wird.

Letzte WM-Chance seiner Karriere

Um die wohl letzte WM-Chance seiner Karriere zu ergreifen, hat sich Culcay, der seine Karriere im Dezember 2009 im Hamburger Universum-Stall begann, prominente Hilfe geholt. Die wichtigste Trainingsphase bestritt der 33-Jährige bei Exweltmeister Jürgen Brähmer (40) in dessen Gym in Schwerin. „Das war ein Glücksgriff. Jürgen weiß alles, hat unheimliche Erfahrung und nimmt sich sehr viel Zeit für Details“, sagt Culcay, der die Qualität von Übungsleitern wie kaum ein Zweiter beurteilen kann. Immerhin ist Brähmer, der gemeinsam mit Agon-Chefcoach Michael Stachewitz in Minneapolis in Culcays Ecke stehen soll, bereits der zehnte Cheftrainer in der Karriere des Wahlberliners, der durch mehrfachen Wechsel des Promoters immer wieder neuen Einfluss akzeptieren musste.

„Für meinen Geschmack hatte ich viel zu viele Trainer. Der einzige Wechsel, den ich selbst entschieden habe, war damals der zu Sauerland-Zeiten zu Ulli Wegner. Aber ich habe versucht, von allen das Beste mitzunehmen“, sagt Culcay. Er gilt als feiner Techniker, dem allerdings die Schlaghärte fehlt, um mit den ganz Großen mithalten zu können. Nur 13 seiner 25 Siege aus 28 Kämpfen gelangen ihm vorzeitig. Seine Punktniederlagen im ersten WM-Kampf im März 2017, damals noch im Superweltergewicht, gegen Demetrius Andrade (USA) und bei seinem US-Debüt im Oktober 2017 gegen den Polen Maciej Sulecki waren auf dieses Defizit zurückzuführen.

Im Höhentrainingslager an Kondition arbeiten

Um am 13. April nicht wieder als Verlierer aus dem Ring zu steigen, hat Culcay im Höhentrainingslager in seinem Geburtsland Ecuador an seiner Kondition gearbeitet, „damit ich zwölf Runden so viel Gas geben kann, dass ich jede Runde gewinne“, sagt er. 2009 gewann der Vater einer Tochter als bislang letzter Deutscher den Titel bei einer Amateur-WM. Nun derjenige werden zu können, der die Durststrecke bei den Profis beendet, sei für ihn ein zusätz­licher Ansporn. „Mir war es immer wichtig, für Deutschland Titel zu holen. Ich will die Besten boxen und damit etwas von dem zurückgeben, was an Vertrauen in mich gesetzt wird“, sagt er. Die Feier, die er in München verpasst, ließe sich sicherlich nachholen.