Hamburg. Neues Analysesystem soll die Trainingssteuerung der Auswahlteams optimieren. Laura Ludwig und Margareta Kozuch vor Premiere.

Der Chip, der Großes bewirken soll, ist so klein, dass sie ihn nicht spüren. In einer in der Nackenpartie des Trikots eingebügelten Tasche steckt das Speicherelement, das am Donnerstagvormittag im Beachcenter des Olympiastützpunkts am Alten Teichweg alle Bewegungsdaten der deutschen Nationalteams aufzeichnet. Immer wieder müssen Laura Ludwig (33) und Margareta Kozuch (32), Victoria Bieneck (28) und Isabel Schneider (27), Karla Borger (30) und Julia Sude (31), Chantal Laboureur (29) und Sandra Ittlinger (24), Lars Flüggen (28) und Nils Ehlers (25) sowie Julius Thole (21) und Clemens Wickler (23) zu Angriffs- und Blocksprüngen ansetzen und sich in wettkampfnahen Spielsituationen durch den Sand bewegen, ehe nach 30 komprimierten Trainingsminuten die nötige Datenmenge erfasst ist.

Zwei DVV-Scouts sammeln die Daten

Laura Ludwig mit Bundestrainer und Ehemann Imornefe Bowes.
Laura Ludwig mit Bundestrainer und Ehemann Imornefe Bowes. © Witters

In Zusammenarbeit mit dem Münchner Datenanalysten Kinexon und seinem Hauptsponsor Comdirect hat der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) sich für die Saison 2019 eine Revolution in der Trainingsoptimierung vorgenommen. „Unsere Datenerhebung ist so umfangreich wie nie zuvor“, sagt Niclas Hildebrand, im DVV Sportdirektor für die Sparte Beachvolleyball. Dabei wird in zwei Kategorien von Daten unterteilt. Seit Jahresbeginn beschäftigt der DVV zwei hauptamtliche Scouts, die die gegnerischen Teams analysieren und spielspezifische Daten sammeln, die beispielsweise Aufschluss darüber geben, ob ein gegnerischer Spieler bei Gleichstand im Tiebreak lieber die Linie entlang oder kurz hinters Netz serviert.

System wird bei WM in Hamburg eingesetzt

Die Daten, die Kinexon liefert, werden dagegen in der Trainingssteuerung der eigenen Teams benötigt. Zu wissen, wie die Sprunghöhe sich unter Belastung verändert oder in welcher Geschwindigkeit sich die Athleten auch in späten Phasen einer Partie bewegen, ermöglicht wichtige Rückschlüsse auf den athletischen Zustand und eventuell notwendige Anpassung der Trainingsintensität.

„Für uns ist wichtig, dass die Daten belastbar sind. Deshalb war es gut, dass wir ausnahmsweise mal alle Teams in Hamburg versammeln konnten, um die Grundwerte zu erfassen“, sagt Hildebrand. Auf allen Turnieren der deutschen Tour und auch bei der Heim-WM am Hamburger Rothenbaum (28. Juni bis 7. Juli) wird das neue System eingesetzt. „Ich bin sehr gespannt, wie sich die Werte aus Training und Spiel unterscheiden. Daraus werden wir einiges ableiten können“, sagt Lars Flüggen.

Ludwig/Kozuch vor erstem gemeinsamem Spiel

Haben Großes vor: Margareta Kozuch (l.) und Olympiasiegerin Laura Ludwig.
Haben Großes vor: Margareta Kozuch (l.) und Olympiasiegerin Laura Ludwig. © Witters

Von der kommenden Woche an bereiten sich die Nationalteams an verschiedenen Orten in Spanien auf das Viersterne-Weltserienturnier in Xiamen (China) vor, das sie vom 24. bis 28. April wieder zusammenführt. Für Olympiasiegerin und WM-Titelverteidigerin Ludwig und ihre neue Partnerin Kozuch, die die zurückgetretene Kira Walkenhorst ersetzt, ist es der erste gemeinsame Wettkampf, um Punkte für die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio zu sammeln. „Wir haben in den vergangenen Wochen viele Daten erhoben und viel trainiert“, sagt Laura Ludwig, „jetzt wird es Zeit, dass es richtig losgeht!“