Hamburg. Dreimaliger Weitsprung-Europameister will Club wieder zum führenden in Norddeutschland machen und setzt dabei auf Talente.

Manchmal stellen sich Erfolge schneller ein, als man denkt. Drei Wochen nachdem der dreimalige Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer seinen Job als Leistungssport-Koordinator in der Leichtathletik-Abteilung des Hamburger SV angetreten hat, sprang Bennet Vinken (18) am vergangenen Wochenende in Sindelfingen mit einem Satz von 7,48 Metern zur deutschen U-20-Meisterschaft in der Halle. „Basti hat mir bereits den einen oder anderen wertvollen Tipp gegeben“, verriet Vinken jetzt auf der HSV-Homepage.

Familienvater Bayer (32), seit zehn Jahren mit 8,71 Metern Hallen-Europarekordler im Weitsprung, soll den HSV-Leichtathleten aber nicht nur gute Ratschläge gegen, er soll für professionelle Strukturen sorgen und für die zahlreichen Talente des Vereins eine Perspektive entwickeln. „Wir möchten hier Rahmenbedingungen schaffen, damit niemand mehr Hamburg nach Leverkusen oder Mannheim verlassen muss, will er sportlich erfolgreich sein“, sagt Bayer.

Die Leichtathletik liegt dem HSV e. V. speziell am Herzen. Die Sportart hat im Verein Tradition, der vor anderthalb Jahren verstorbene ehemalige Präsident Wolfgang Klein gehörte in den 1960er-Jahren zu den besten Weitspringern des Landes, Christa Striezel (69) ein Jahrzehnt später bei den Frauen. Und mit 1200 Mitgliedern ist die Leichtathletik-Abteilung des HSV eine der größten Deutschlands. Nun möchte sie auch eine der erfolgreichsten werden.

Weitspringer, Sprinter und 400-Meter-Läufer

Dafür wurde Bayer zum 1. Februar angestellt, am gest­rigen Freitag Janine Schlichting. Sie soll als Koordinatorin Angebote, besonders für Freizeitsportler, konzeptionieren und umsetzen, Feriencamps und weitere Veranstaltungen organisieren. Das basiert alles auf einem Grundsatzpapier, das fünf Leute ausgearbeitet haben und auf den Ideen und einem Konzept des langjährigen Abteilungsleiters Oliver ­Voigt beruht. Der HSV e. V. unterstützt die Realisierung mit einer Bürgschaft.

Mit der für 16 Millionen Euro gebauten, im November 2006 in Betrieb genommenen Leichtathletik-Trainingshalle an der Krochmannstraße in Winterhude und der rund 500 Meter entfernten Jahnkampfbahn verfüge Hamburg über zwei ideale Trainingsstätten, sagt Bayer. „Wir haben gute Voraussetzungen, die müssen wir jetzt nur besser nutzen. In den vergangenen Jahren haben wir diese Möglichkeiten nicht ausgeschöpft.“

Acht Trainer betreuen beim HSV derzeit auf Honorarbasis rund 20 Talente von der U14 bis U20, hauptsächlich Weitspringer, Sprinter und 400-Meter-Läufer. Die Weitspringer John Schlegl (U20) und Junior Mireku Boateng (U18) sowie Sprinter Lucas Ansah-Peprah (U20) haben es bereits in den Bundeskader geschafft, U-20-Meister Bennet Vinken könnte bei der nächsten Nominierungsrunde dazustoßen. Bundeskader dürfen die Einrichtungen des Olympiastützpunktes in Dulsberg nutzen, ihnen stehen zweimal in der Woche 20 Minuten Physiotherapie zu, grundsätzlich auch sportpsychologische Betreuung.

Sponsoren gesucht

Bayer, der Mitte des Monats seine letzten Prüfungen für den A-Trainer-Schein ablegen muss, coacht nebenbei die HSV-Weitspringerin Lena Malkus (25). Als Leistungssport-Koordinator wird er nur in Ausnahmefällen Übungseinheiten leiten, seine Hauptaufgabe sieht er darin, mit den Trainern Pläne auszuarbeiten, für die Athleten ein professionelles Umfeld zu schaffen. Sein Ziel: „Kein Leistungssportler soll künftig seinen Sport selbst finanzieren müssen.

Wir versuchen, Sponsoren für Trainingslager und Lehrgänge zu finden, und hoffen, irgendwann in der Lage zu sein, auch kleine Honorare, wie andernorts üblich, zahlen zu können.“ Zum Konzept gehört, den HSV wieder zur führenden Leichtathletik-Adresse Norddeutschlands zu machen. Auf eines legt Bayer dabei Wert: „Alles, was wir tun, muss wirtschaftlich darstellbar sein, aus der Abteilung heraus finanzierbar bleiben.“