Berlin/Homburg. Dem DFB war die Trikot-Werbung ein Dorn im Auge, der Streit ging vor Gericht. Erinnerung an eine 30 Jahre alte Bundesligageschichte.

Fußballfans und Liebhaber konnten Ende der 80er-Jahre auf den gleichen Schriftzug stoßen: „London“. Dieser Name stand auf vielen Kondompackungen, der heutige Freiburger Trainer Christian Streich und die anderen Spieler des damaligen Bundesligisten FC Homburg trugen ihn auf der Brust. Der Werbedeal des Clubs mit dem Kondomhersteller London Rubber Company führte zu einem kuriosen Streit.

Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes wurden damals zu Sittenwächtern. Sie drohten mit Punktabzug, belegten den Verein mit einer Geldstrafe von 100.000 Mark. Homburg verdeckte die Werbung zeitweilig mit einem schwarzen Balken. Nach einem Jahr der Rechtsstreitigkeiten befand das Landgericht Frankfurt am 7. Februar 1989, dass die Kondomwerbung auf den Trikots weder gegen Sitte noch Moral verstoße. Die Spieler des FC Homburg konnten wieder mit dem Logo auflaufen.

Geschäftsführer: FCH "sehr darauf beschränkt"

30 Jahre später erinnern sich die Homburger mit gemischten Gefühlen an die Trikots zurück. "Es gehört zu unserer Geschichte dazu", sagt der heutige FCH-Geschäftsführer Rafael Kowollik. Aber viele Fußballfans, glaubt Kowollik, erinnern sich im Zusammenhang mit dem FC Homburg vor allem an die Trikots. Der derzeitige Regionalligist werde darauf "schon sehr beschränkt".

Der damalige Spieler Roman Geschlecht glaubt, dass der Skandal heute in Zeiten der sozialen Netzwerke größer wäre. Für die Spieler sei es seinerzeit "keine große Geschichte" gewesen, sagt der 57-Jährige. Witzige Anmerkungen auf dem Platz habe es nicht gegeben.

Mayer-Vorfelder gefiel das gar nicht

Öffentlich gestritten hatten sich damals vor allem Clubpräsident Manfred Ommer mit DFB-Funktionären wie den mächtigen Gerhard Mayer-Vorfelder, denen die Trikotwerbung ein Dorn im Auge war.

Jahre später erinnerte sich der ehemalige Weltklasse-Sprinter Ommer, wie paradox ihm die Diskussion erschien: „Schiri Walter Eschweiler bat mich sogar mal vor einem Spiel, die Trikots nicht anzuziehen, sonst dürfe er nicht anpfeifen“, wurde er im Oktober 2016 in „Bild“ zitiert. „Dabei waren wir unserer Zeit, als plötzlich alle über AIDS sprachen, voraus. Von jeder Liftfass-Säule grüßte Gesundheitsministerin Rita Süssmuth mit Werbung für Kondome – ein Wahnsinn, dass wir es nicht duften.“

Werbung für Pornostar und Saunaclub

Jede Zeit hat ihre Trikot-Skandale. 2017 warb der saarländische A-Ligist SV Oberwürzbach auf seinen Trikots für die Webseite einer Porno-Darstellerin. Der saarländische Fußballverband verbot es. Die Statuten des DFB, der DFL und auch die von regionalen Verbänden untersagen weiterhin Werbung auf Trikots, die gegen „Ethik und Moral“ verstoße. Doch was Ethik und Moral ist, das sieht natürlich jeder anders.

Ebenfalls 2017 machte RW Frankfurt in der Hessenliga Werbung für einen Sauna-Club. Mario Basler wurde als Trainer zu dem Verein geholt und hatte gleich eine Meinung dazu: „Was soll das Gemecker? Der Verein braucht Geld. Sollen halt die anderen helfen und Geld geben, dann braucht Rot-Weiß keinen Saunaclub.“ Auch der Hessische Fußballverband (HFV) hatte nach einer Überprüfung nichts zu beanstanden.

Die "London"-Trikots der Homburger wurden laut Geschäftsführer Kowollig später "eingemottet". Anfang der 2000er-Jahre fand man sie wieder, "teilweise faulig und verschimmelt“. Kowollik: "Es gibt kaum noch gut erhaltene Exemplare."