Hamburg. Für die Atmosphäre beim Halbfinale in der Barclaycard-Arena gab es nicht nur Lob. Auch DHB-Vize Bob Hanning gibt sein Urteil ab.

Ein bisschen Sorge hatten die deutschen Handballer schon, wie die Stimmung in der Hamburger Barclaycard-Arena denn sein würde – nach den emotionalen Festen zunächst in der Vorrunde in Berlin, später in der Hauptrunde in Köln. Doch alle Bedenken waren verflogen, als die Mannschaft am Freitagabend die Halle betrat und das Publikum das Lied "Chöre" von Mark Foster mitsang, lauter und intensiver als jemals zuvor bei dieser WM.

Am Ende war die Enttäuschung unter den Fans riesig.
Am Ende war die Enttäuschung unter den Fans riesig. © Imago/Bernd König

"Nein, nein, an den Zuschauern lag es wirklich nicht“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer nach der 25:31-Niederlage im Halbfinale gegen Norwegen (11,91 Millionen Zuschauer in der ARD/35,0 Prozent Marktanteil), "sie waren wieder unser achter Mann, haben alles gegeben. Danke, Hamburg!" Der Schweizer Profi Andy Schmid (Rhein-Neckar Löwen), der das Spiel live in der Halle verfolgte, meinte: "Ich glaube, das war hier eine unfassbare Stimmung. Ich habe so etwas auch noch nie erlebt. Ich habe Kopfschmerzen!"

Steinmeier, Schröder und Tschentscher fiebern mit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender fieberten auf der Tribüne mit
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender fieberten auf der Tribüne mit © dpa | Soeren Stache

Viel Prominenz hatte sich zum Halbfinale eingefunden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war mit Ehefrau Elke Büdenbender gekommen, Altkanzler Gerhard Schröder mit Gattin Soyeon Kim, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther saßen angespannt auf der Tribüne wie DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote fieberte im Deutschland-Trikot mit.

Schauspielerin Simone Thomalla drückte ihrem Lebensgefährten Silvio Heinevetter (Tor) die Daumen.
Schauspielerin Simone Thomalla drückte ihrem Lebensgefährten Silvio Heinevetter (Tor) die Daumen. © Imago/Nordphoto

Die Fans hatten zahlreiche Plakate gefertigt wie "Hier steht das Tor zur Weltmeisterschaft“. Die deutschen Handballer gingen nicht hindurch. "In der Stimmung hat Hamburg den anderen Arenen in nichts nachgestanden“, meinte Sportsenator Grote, "es war ein Erlebnis – trotz des Spielausgangs, uns riss es fast bei jedem Spielzug von den Sitzen. Aber es hat bei der deutschen Mannschaft diesmal hinten und vorne nicht gestimmt, leider.“

Kretzschmar hält sich mit Euphorie zurück

Auch Bundespräsident Steinmeier war begeistert: "Die Atmosphäre war in allen Hallen, auch in Hamburg, einmalig. Die Handballer, das sind alles tolle Typen, sie haben sich diese Unterstützung auch verdient. Die Norweger waren aber besser, das müssen wir anerkennen."

Dieser Ansicht war auch Stefan Kretzschmar, der in seiner Stimmungs-Beurteilung allerdings ein wenig relativierte. "Die Stimmung war nicht schlecht in Hamburg", sagte der ehemalige Nationalspieler in seiner Expertenrunde aus der Barclaycard-Arena im Anschluss an das Spiel. Und mit seinem vergleichsweise gedämpften Lob traf Kretzschmar zumindest den Nerv der Netzgemeinde.

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Fans ätzen gegen Hamburger Publikum

Denn während sich die Besucher vor Ort weitgehend einig waren, gingen die Meinungen der Fernsehzuschauer über das Hamburger Stimmungsbild dann doch eher in eine andere Richtung. "Mal ganz ehrlich, das Publikum in Hamburg ist nicht wirklich berauschend", schrieb ein Fan bei Twitter. Ein anderer fand es "sehr, sehr schade, dass dieses Halbfinale in Hamburg stattfindet. Das Kölner Handball-Publikum hätte das DHB-Team so viel besser pushen können".

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"Das Kölner und Berliner Publikum hat gewonnen, Hamburg leider nicht" oder "Publikum extrem schwach im Vergleich zu Köln. Danke für nichts, Hamburg" lauteten andere Urteile. Medienjournalist Hajo Schumacher meinte gar: "Am TV hatte man den Eindruck, dass das Publikum in Hamburg kein WM-Format hat." Und auf der Facebookseite des DHB schrieb ein Fan: "Die Stimmung war leider auch nur zweitklassig."

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Pascal Hens hätte sich mehr erhofft

Der Vergleich mit den vorigen deutschen Spielstätten hinkt allerdings. Denn während in der Berliner Mercedes-Benz Arena 13.500 und in der Kölner Lanxess-Arena gar 19.500 (fast ausnahmslos deutsche) Zuschauer das DHB-Team anpeitschen konnten, waren es in der ebenfalls ausverkauften Barclaycard-Arena nur knapp 13.000. Und vor allem mussten sich in Hamburg die Fans am Halbfinaltag die Halle mit gleich drei weiteren Nationen teilen.

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Darauf wies auch DHB-Vizepräsident Bob Hanning hin. "Die Stimmung war absolut okay! Sie ist natürlich anders, wenn nur ein Spiel stattfindet. Dazu waren auch die Karten etwas mehr verteilt", sagte der mächtigste Mann im deutschen Handball dem Abendblatt. "Ich war absolut zufrieden."

"Die Stimmung war auch heute wieder gerade zu Beginn überragend", sagte Hamburgs WM-Botschafter Pascal Hens. Im weiteren Verlauf hätte sich der langjährige HSV-Spieler (2003-2016) in seinem alten "Wohnzimmer" allerdings noch ein wenig mehr Emotionen erhofft, sagte er in der Kretzschmar-Runde. Die Initialzündung hätte aber wohl auch von der Mannschaft kommen müssen. "Wären wir nochmal auf ein, zwei Tore rangekommen, wäre es nochmal richtig laut geworden."

Kretzschmar-Talk nach dem Spiel:

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Nationalspieler Musche: "Aber heute war auch..."

Das berühmte Quentchen: Matthias Musche während des Spiels gegen Norwegen.
Das berühmte Quentchen: Matthias Musche während des Spiels gegen Norwegen. © Imago/Bernd König

Als Kretzschmar von Nationalspieler Matthias Musche wissen wollte, wie denn nun die Atmosphäre im Vergleich zu Köln gewesen sei, geriet der Linksaußen ein wenig ins Stocken. "Ähnlich. Klar, in Köln mit 19.500 Zuschauern ist es schon unglaublich, aber heute war auch...", antwortete Musche, der zuvor noch eine Liebeserklärung an Köln abgegeben hatte.

"An den Zuschauern hat es nicht gelegen", fuhr der 26-Jährige schließlich fort: "Die haben uns schon getragen und alles reingehauen, so wie wir. Hamburg ist auch schön, und deshalb freue ich mich auch schon aufs Final Four hier." Das Pokalfinale findet am 6. und 7. April in der Barclaycard-Arena statt – und dann wird auch Hens wieder da sein. "Der Hype muss weitergehen, die Stimmung war wieder überragend", zog Hens sein Fazit in Hamburg.