Hamburg. Dank vieler Spenden kann beim HL Buchholz 08-Rosengarten Jugendtrainer Rares Popa selbst Handball spielen.

In dieser Woche sollen die Lizenzgebühren in Höhe von 2700 Euro an den europäischen Handballverband überwiesen werden. Und dann hoffen sie in der Nordheide, dass ihr Aushilfstrainer Rares Popa (18) zur Rückrunde endlich für die A-Jugend des HL Buchholz 08-Rosengarten spielberechtigt ist. Es wäre das Ende und gleichzeitig der Beginn einer ungewöhnlichen Geschichte, die in der rumänischen Stadt Turda ihren Anfang hat.

Weil der sportverrückte und handballbegabte Sohn unbedingt irgendwann Nationalspieler werden wollte, entschlossen sich der Ingenieur Gabriel Popa und seine Frau Maria, eine Kosmetikerin, den Nachwuchs auf dessen sehnliches Bitten hin ins Sportinternat Sighisoara zu schicken – 200 Kilometer von zu Hause entfernt. Der Junior war zuvor schon auf Sichtungslehrgänge für die Jugendauswahl eingeladen, aber nie genommen worden, „weil ich nicht auf dem Handball-Internat war“. Heute sagt Rares Popa, der immerhin zwölfmal für die rumänische A-Jugend-Auswahl spielte, über diese Zeit: „Ich hatte endlich den Handball, aber keine Familie mehr. Momentan ist es umgekehrt.“

Ungewöhnliche Lösungen

Mitten in die Internatszeit fiel der Entschluss der Eltern, Rumänien zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. Acht Monate blieb der Sohn allein zurück, ehe sie ihn 2017 nachholten. Der Anfang war schwer. In Hamburg wohnte die Familie erst in einem Campingwagen bis sie eine richtige Wohnung beziehen konnte. Inzwischen arbeitet der Vater als Kraftfahrer und die Mutter wieder als Kosmetikerin. Rares Popa besucht die elfte Klasse in der Lessingschule in Harburg, wo er Abitur machen wird. Nebenbei trainiert er die C-Jugend von Buchholz-Rosengarten. „Wir stehen ganz oben“, sagt er stolz. „Ich bin ein Erfolgstrainer.“

Möglich gemacht hat dies vor allem Birgitt Ratfeld, im Verein bekannt für ungewöhnliche Lösungen. Die Trainerin der C-Jugend hatte 2017 als Trikotsponsor für ihre Mannschaft ein Hospiz gewonnen. Als sie vom Schicksal des rumänischen Jugend-Nationalspielers hörte, ihn im Frühjahr 2018 kennen lernte, seine Leidenschaft für den Sport sah, aber auch das Händchen für den Umgang mit Kindern, fiel es ihr leicht, ihm nach und nach das Training zu überlassen. „Rares ist ein toller junger Mann“,sagt sie. „Er spricht inzwischen sehr gut deutsch. Aber am meisten imponiert mir, wie er zuhört, zuguckt und ganz viel aufnimmt, um sich immer weiter zu verbessern.“

Utopische Summe

Nicht lösbar schien allerdings die Sache mit dem Selbstspielen. 11.000 Euro für die Freigabe hatte der rumänische Verband anfangs aufgerufen – Ausbildungskosten für einen Nationalspieler. Eine utopische Summe, die niemand aufbringen konnte. Popa senior fuhr zurück in die Heimat, versuchte, das Pro­blem persönlich zu lösen. Am Ende blieben die 2700 Euro übrig. Wie man finanzielle Probleme kreativ lösen kann, bewiesen die Buchholzer an dieser Stelle erneut. Zu einem Crowdfunding gab Vater Popa keine Einwilligung. Das sei Bettelei, monierte er. Ein Handball-Förderverein wurde gegründet. Für das erste Projekt „Herzenswunsch“ (Rares möchte spielen) kamen bislang 2349 Euro an Sponsorengeldern zusammen. „Großartig“, sagt Stephan Roy, der Vereinsvorsitzende. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute Geld geben.“

Wenn die Lizenz erteilt ist, kann Popa junior endlich spielen. „So einen vorbildlichen Spieler können wir sehr gut gebrauchen“, sagt Roy.