Hamburg. Hochklassiges Pokalhalbfinale vor 1600 Zuschauern in der Neugrabener CU-Arena. Lüneburgs Fans lagen sich in den Armen.

Als Cordy Kessel am Netz einmal mehr besonders hoch stieg, den Ball aus fast drei Metern Höhe unerreichbar ins gegnerische Feld schmetterte, brach unter den 1600 Zuschauern in der Neugrabener CU-Arena ein ohrenbetäubender Jubel los. Die Fans lagen sich auf den Tribünen in den Armen, auf dem Feld tanzten und herzten sich die Lüneburger Volleyballer nach dem bisher wohl größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte.

Mit 3:2 (18:25, 22:25, 26:24, 25:19, 15:13)-Sätzen blockten sie den deutschen Meister Berlin Recycling Volleys ab – nach einem 0:2-Satz- und 9:12-Rückstand im Tiebreak – und ziehen ins Pokalfinale am 24. Februar in Mannheim ein. Gegner ist dort wieder der deutsche Rekordmeister und Titelverteidiger VfB Friedrichshafen. 2015 verloren die Lüneburger das Endspiel in Halle/Westfalen chancenlos mit 0:3 Sätzen.

Lüneburgs Sportchef Bernd Schlesinger hatte wie beim Pokalhalbfinale vor vier Jahren die Trophäe für den deutschen Pokalsieg, den er 1992 mit dem später insolventen 1. VC Hamburg als Trainer gewonnen hatte und die seit Jahren nun bei ihm im Wohnzimmer steht, mit in die Kabine gebracht. Zwei Sätze lang aber schien dieser zusätzliche Motivationsschub wenig zu bewirken, den Berlinern unterliefen fast keine Fehler, sie nahmen die gegnerischen Aufschläge sicher an, hatten in Block und Angriff die Lufthoheit am Netz. Herausragend dabei der französische Libero Nicolas Rossard, den der Meister erst Anfang der Woche verpflichtet hatte.

Drei wuchtige Aufschäge führten zur Entscheidung

„Die Berliner haben lange auf einem sehr hohen Niveau gespielt, aber wir haben sie Ballwechsel für Ballwechsel wie Boxer mit ihren Jabs mürbe gemacht“, analysierte Lüneburgs Cheftrainer Stefan Hübner den erstaunlichen Spielverlauf später. „Und dann wurden unsere Aufschläge immer druckvoller, der Block stand, und in der Abwehr haben wir dadurch viele Bälle holen können.“

Es waren in der entscheidenden Phase des fünften Satzes drei wuchtige Aufschläge des Ur-Lüneburgers Michael Schlien, die zur finalen Wende und zur Entscheidung führten. „Wir haben immer an uns geglaubt, immer nur an den nächsten Punkt gedacht“, sagte Ryan Sclater, mit 25 Punkten einmal mehr Lüneburgs bester Scorer. „Unsere große Stärke ist der Zusammenhalt, das Team, und dass wir unendlich Spaß miteinander haben. Das hat sich einmal mehr ausgezahlt.“