Hamburg. Mitglieder stimmten mehrheitlich für eine Umlage, mit der die hohe Versicherungs-Nachforderung beglichen werden soll.

Es ging schon auf die Geisterstunde zu, als Horst Müller-Wieland am Freitagabend sein Feierabendbier trinken konnte. Dass es ein Genuss wurde für den Präsidenten des Uhlenhorster HC, das hatte maßgeblich mit den gut dreieinhalb vorangegangenen Stunden zu tun. Auf der wohl wichtigsten Mitgliederversammlung seiner seit 2002 währenden Amtszeit hatte der 63-Jährige die gut 250 Anwesenden von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen können. In der eigens dafür hergerichteten Tennishalle am Wesselblek – in der Regel kommen nicht mehr als 40 der rund 2000 Mitglieder zu Versammlungen – stimmten rund 75 Prozent für eine vom Vorstand um Müller-Wieland erbetene Umlage.

Mit dieser soll eine Nachforderung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) über 245.000 Euro beglichen werden. Diese Summe an Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherungsbeiträgen war im Zeitraum von 2012 bis 2018 bei vier freiberuflich tätigen Trainern aus dem Hockey- und Tennisbereich aufgelaufen, die laut Prüfbericht als Scheinselbstständige gelten. Der UHC bestreitet das. Wird die Summe fällig, wäre der Verein ohne die Hilfe seiner Mitglieder zahlungsunfähig gewesen.

„Ich bin sehr erleichtert, dass wir den Mitgliedern aufzeigen konnten, dass wir nicht schuldhaft gehandelt haben, und das Thema Insolvenz nun vom Tisch ist. Es gab kaum Vorwürfe gegen den Vorstand, niemand sieht uns in der persönlichen Haftung“, sagte Müller-Wieland nach der dreieinhalbstündigen Diskussion. Er unterstrich noch einmal, das Thema Scheinselbstständigkeit nicht unterschätzt zu haben, wie es Beobachter aus anderen Hamburger Vereinen nach Bekanntwerden der Nachforderung durch einen Abendblatt-Bericht am 14. November gemutmaßt hatten. „Wir sind sicherlich nicht fehlerfrei, aber wir sind der festen Überzeugung, dass wir in den betreffenden Fällen korrekt gehandelt haben“, sagte er.

Müller-Wieland: Werden 90 Prozent des Geldes zurückbekommen

Gegen die Forderung der DRV hatte Müller-Wieland Beschwerde eingelegt, diese wird aktuell in Berlin geprüft. Sollte die Summe allerdings fällig werden, muss sie sofort beglichen werden, so dass die Umlage notwendig wäre. „Wir würden dann aber klagen und sind sicher, dass wir mindestens 90 Prozent des Geldes zurückbekommen würden“, sagte Müller-Wieland. In diesem Fall würden die Mitglieder, darüber wurde auf der Versammlung abgestimmt, ihre Umlage zurückerstattet bekommen.

Von den ursprünglich geforderten Summen – 199 Euro für jedes aktive Mitglied, maximal 600 Euro für Familien – rückte der Vorstand am Freitagabend ab. „Wir haben das mehr gestaffelt. Mitglieder im Alter von 18 bis 32 Jahren zahlen nur 99 Euro, Familien sind bei 400 Euro gedeckelt“, sagte Müller-Wieland. Mitglieder, die nach Eintreffen des DRV-Bescheids am 30. Juli in den Verein eingetreten waren, müssen gar nicht zahlen. „Diese hätten wir theoretisch ja bei Eintritt von der Nachforderung unterrichten müssen. Das haben wir nicht getan, also können wir diese Mitglieder nicht belasten.“

Nötige Konsequenzen aus dem Fall, der den Verein über Monate belastete, wurden auf der Versammlung nicht diskutiert, da Müller-Wieland diese bereits präsentieren konnte. „Wir haben uns von einigen Trainern getrennt und andere angestellt. Wir sind durch diesen Fall schlauer geworden und als Verein näher zusammengerückt“, sagte er. Die Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers sei weiterhin nicht geplant. „Ein solcher hätte nicht anders entschieden, als wir es getan haben.“