Hamburg. Rekord für das Major-Finale am Rothenbaum. Dabei war das Ziel, den Unterschied zum Vorjahr so gering wie möglich zu gestalten.

Die Frage, ob er in seiner erfolgreichen Volleyballkarriere beim HSV jemals mehr Applaus erhalten habe als an diesem sonnigen Sonntagnachmittag, als er sich beim Hamburger Publikum für die Unterstützung der Spieler in den vergangenen fünf Tagen herzlich bedankte, quittierte Frank Mackerodt mit einem milden Lächeln: „500 Leute haben geholfen, dieses Turnier zu einem Megaevent zu machen. Es ist großartig, wie die Hamburger Beachvolleyball angenommen haben. Ohne diesen nachhaltigen Zuspruch, ohne diese Begeisterung hätten wir niemals den Zuschlag für die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr erhalten.“

Natürlich zählten beim Volleyballweltverband FIVB auch die 3,5 Millionen Argumente der Stadt, die sich globale Titelkämpfe schon mal was kosten lässt, aber die Resonanz auf das Frauenfinale am Sonntag ohne deutsche Beteiligung räumte wohl letzte Zweifel aus, dass dieses Geld gut investiert ist.

Keiner der 8000 Plätze in dem zur Red Bull Beach Arena umfunktionierten Tennisstadion am Rothenbaum blieb leer, als die brasilianischen Weltranglistenersten Agatha/Duda ihren ersten Triumph in Hamburg mit einem innigen Tänzchen auf dem Centre-Court feierten.

Sportstaatsrat von Zuschauern überwältigt

Insgesamt 73.000 Zuschauer, 7000 mehr als im Vorjahr, sahen in den vergangenen fünf Tagen die Spiele der weltbesten Sandspieler. Beim Männerhalbfinale mit dem Eimsbütteler Duo Julius Thole/Clemens Wickler suchten weit mehr Menschen Einlass, als in das Stadion passten. Die Schlange der Wartenden reichte am Sonnabendnachmittag bis zur U-Bahn-Station Hallerstraße, ähnlich wie im vergangenen August, als die Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (HSV) den Beachvolleyball-Boom in der Stadt auslösten.

„Vor drei Wochen hatten wir wenigstens noch auf schönes Wetter gehofft, damit der Unterschied zu 2017 nicht so krass ausfällt, jetzt sind wir von der erneuten Resonanz einfach überwältigt“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD).

Hamburger Hotspot Beachvolleyball: Am Sonnabend standen die Zuschauer bis zur U-Bahn-Station Hallerstraße und warteten auf Einlass
Hamburger Hotspot Beachvolleyball: Am Sonnabend standen die Zuschauer bis zur U-Bahn-Station Hallerstraße und warteten auf Einlass © Fishing4 | Fishing4

Die Zuneigung der Besucher erwiderten Spieler und Spielerinnen mit öffentlichem Beifall, und das nicht nur aus Höflichkeit. „Die Hamburger sind das fairste und fachkundigste Beachvolleyball-Publikum auf der Welt“, sagte Agatha, „wir freuen uns jedes Mal wieder, hier spielen zu dürfen.“ Auch der Österreicher Hannes Jagerhofer, Chef der weltweiten Beachvolleyball­-Major-Serie, hat Hamburg inzwischen den Status einer „Top-, Top-, Topveranstaltung“ verliehen – mit einem Wort: weltmeisterschaftsreif.

Stadion muss für Beach-WM saniert werden

Dennoch blickt Jagerhofer nicht ohne Sorge auf die WM (28. Juni bis 7. Juli 2019). „Es werden wahrscheinlich noch mehr Zuschauer kommen, vor allem mehr auswärtige, wir brauchen mehr Plätze im Stadion und drumherum, eine zweite Eventfläche ist dringend notwendig.“ Sie könnte auf dem Universitätssportplatz 150 Meter weiter südlich an der Rothenbaumchaussee temporär entstehen, auf der Moorweide, der zwischen Rothenbaumchausse und Mittelweg gesperrten Hallerstraße oder auf den Alsterwiesen.

„Wir werden eine Lösung finden“, so Holstein. Die WM, Kosten 8 bis 9 Millionen Euro, stelle „Hamburg ins globale Schaufenster“, da müssten alle mal groß denken und Befindlichkeiten kurzzeitig zurückstellen. Der Platz auf der Anlage des Clubs an der Alster ist dagegen limitiert. Der Verein besteht darauf, den Tennisbetrieb für seine Mitglieder während des Turniers aufrechtzuerhalten und gibt nur einen Teil der Anlage für die WM frei.

In Verhandlungen mit der mutmaßlichen neuen Clubführung, Präsident Thomas Wiedermann tritt bei den Wahlen im September nicht an, wurden WM-Ausrichter Mackerodt drei Spiel- und ein Trainingscourt zugestanden. Die Kapazität des Centre-Courts soll von jetzt 8000 auf 11.500 Plätze erweitert werden, mit einem Rollosystem auf den Obertribünen könnte der Bedarf situationsgerecht geregelt werden.

Blick von einer Drohne auf das Tennisstadion am Rothenbaum mit dem Center Court und dem geöffneten Dach
Blick von einer Drohne auf das Tennisstadion am Rothenbaum mit dem Center Court und dem geöffneten Dach © Daniel Bockwoldt/dpa

Bei der Diskussion um die Sanierung des Tennisstadions (Sitzplätze, Sanitäranlagen, mobiles Dach) scheint es eine Annäherung der Standpunkte zu geben. Der Deutsche Tennisbund (DTB), der Club an der Alster, die Major-Tour, die Stadt und der Österreicher Peter-Michael Reichel, der neue Lizenzinhaber des Herrentennisturniers am Rothenbaum, sind von der Notwendigkeit der Maßnahmen überzeugt und sich einig, dass jede Partei ihren finanziellen Beitrag leisten sollte.

Zudem sind Synergien angedacht, zum Beispiel bei der Gestaltung des Außengeländes und des VIP-Bereichs. „Wir sind uns alle bewusst, dass wir vor großen Herausforderungen stehen“, sagt Mackerodt. Auch Sponsoren gelte es noch für die WM zu akquirieren, finanziell klaffe bislang eine erhebliche Unterdeckung.

Das Tennisturnier beginnt zwei Wochen nach dem WM-Ende, Reichel kann sich vorstellen, ein gemeinsames Konzept umzusetzen. Am Sonntag führte der Österreicher mit seiner Tochter Sandra am Rothenbaum weitere Verhandlungen mit der Major-Tour. Er sagt aber auch: „Die Zeit drängt. Wir müssen demnächst zu Entscheidungen kommen.“