Hamburg. Der Hamburger hat nach der Trennung vom Wiking-Stall mehr Zeit für Arbeit im familieneigenen Zirkus.

Er wollte nie glauben, dass man aus Niederlagen mehr lernt als aus Siegen. Aber weil die Pleite gegen seinen Kumpel Sebastian Formella (31), dem er im März im Wilhelmsburger Inselpark durch technischen K. o. in Runde sieben unterlegen war, über Wochen nachwirkte, hat Angelo Frank sein Leben als Boxprofi umgekrempelt. Wenn der 29-Jährige an diesem Sonntag (20 Uhr, Große Freiheit 36) zu seinem Comeback in den Ring steigt, ist fast alles anders.

Zum einen wird er gegen den Georgier Giorgi Gujejiani (32) als Halbmittelgewichtler (bis 69,9 kg) und damit eine Klasse über seinem angestammten Weltergewichtslimit antreten.

Viel wichtiger aber ist, dass der Hamburger ab sofort als vertragsfreier Selbstständiger sein Faustwerk verrichtet. Nachdem es im Anschluss an den Formella-Kampf zu Meinungsverschiedenheiten über die zukünftige Ausrichtung gekommen war, trennte sich Frank vom Berliner Wiking-Stall. „Ich bin den Wikingern für alles dankbar, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Aber manchmal braucht man Veränderung, es hat nicht mehr so gepasst wie nötig“, sagt er.

Boxer arbeitet parallel als Pferdeartist

Mithilfe seines neuen Managers Norbert Rudolph, der mit seinem Immobilienunternehmen auch als Sponsor auftritt, will sich Angelo Frank nun ein neues Netzwerk aufbauen. Er hat eine neue Internetseite (angelo-frank.com). Er ist zurückgekehrt zu seinem Jugendtrainer Alexander Waigel, mit dem er in Walsrode arbeitet.

Das Pendeln dorthin spart im Vergleich zu den Fahrten nach Berlin, wo das Wiking-Team ansässig ist, wichtige Zeit, die der in 15 Profikämpfen 13-mal siegreiche Athlet in sein zweites Leben investiert: den familieneigenen Zirkus Europa, der aktuell noch bis zum Sonntag in Sülldorf gastiert und anschließend nach Fuhlsbüttel (Alsterkrugchaussee) weiterzieht.

Dort arbeitet er noch immer als Pferdeartist, und diese Leidenschaft für den Leistungssport aufzugeben ist auch weiterhin keine Option. „Ich brauche beides, den Zirkus und meinen Sport“, sagt er. Kurzzeitig habe er nach der Niederlage im März ein Karriereende erwogen, den Gedanken aber schnell verworfen. „So kann ich nicht aufhören, weil ich weiß, dass ich es viel besser kann. Es war ein schwarzer Abend, an dem ich viel zu hektisch war, und Basti hat es richtig gut gemacht. Aber ich hoffe, dass ich die Chance bekomme, mich in einem Rückkampf zu rehabilitieren“, sagt er.

Zunächst jedoch gilt es nun, am Sonntag wieder in die Erfolgsspur zu finden. Sein neuer Status ermöglicht es dem zweifachen Vater, als zweiter Hauptkämpfer der Veranstaltungsreihe „Boxen im Norden“ antreten zu können. In Hamburg, vor seinen zahlreichen Fans, soll der Neustart gelingen mit dem Ziel, 2019 einen Titelkampf in einem der vier bedeutenden Weltverbände zu absolvieren – und zu beweisen, dass man aus Niederlagen tatsächlich stärker werden kann.