Nach einem weiteren lethargischen Auftritt greift die englische Presses Özils Worte bei seinem DFB-Rücktritt auf – und dreht sie um.
London. Das Lachen war Mesut Özil vergangen. Die demonstrativ zur Schau gestellte Lockerheit nach seinem turbulenten Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft? Verschwunden. So lethargisch wie Özil nach dem verlorenen Premier-League-Auftakt des FC Arsenal gegen Meister Manchester City (0:2) vom Platz schlich, so lethargisch hatte er sich in den Augen seiner Kritiker während des gesamten Spiels präsentiert.
Die englische Presse ging hart mit Özil ins Gericht – und griff dabei seinen viel diskutierten DFB-Abschied auf. Özil habe bei seinem Rücktritt erklärt, dass zwei Herzen – ein deutsches und ein türkisches – in seiner Brust schlagen.
Englische Presse vernichtet Özil
„Für jeden, der ihn zuletzt regelmäßig spielen sah, kam dieses Statement ziemlich überraschend. Wir haben nicht bemerkt, dass er überhaupt ein Herz hat“, urteilte die „Sun“. Der neue Arsenal-Teammanager Unai Emery schien, so die Zeitung, bei seiner Pflichtspiel-Premiere die meiste Energie dafür aufgewendet zu haben, Özil verbal anzupeitschen. „Er verschwendete nur seinen Atem“, so die „Sun“, die mit ihrem Urteil nicht allein stand.
Özil „trottete durch das Spiel. Keine Qualität. Keine Arbeitseinstellung. Nichts“, schrieb die „Daily Mail“, die Özil die schlechteste Note aller Spieler gab.
Klopp hat Arsenal abgehängt
Die Auftaktpleite der Londoner einzig an Özils schwachem Auftritt festzumachen, wäre freilich unseriös. Auch andere Arsenal-Spieler riefen nicht ihre Bestleistung ab. In ManCity war auch ausgerechnet der Titelverteidiger und das vermeintlich stärkste Team der englischen Eliteliga zu Gast.
Zudem befindet sich der FC Arsenal nach der 22-jährigen Ära von Arsene Wenger im Umbruch. Emery hat die schwierige Aufgabe, den Club aus dem Londoner Norden zu erneuern und zu alter Stärke zu führen. Clubs wie Manchester City, aber auch der FC Chelsea oder der FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp haben die Gunners abgehängt.
Der Rückstand ist groß. „Es ist wichtig zu verstehen, dass ein neuer Weg unter einem neuen Trainer viel Zeit benötigt“, sagte Torhüter Petr Cech, der den Vorzug gegenüber Bernd Leno erhalten hatte: „Wir bauen ein Team auf und versuchen, unseren eigenen Stil zu etablieren.“
Özil muss konstanter werden
Ein Schlüsselspieler in der offensiven Philosophie Emerys: Mesut Özil. Wie oft auch in der Nationalmannschaft schwankt der 29-Jährige, der noch bis 2021 an den Club gebunden ist und ein fürstliches Salär kassiert, in seinen Leistungen.
Özil muss sich steigern und – das verlangen nicht nur seine Kritiker – Herz zeigen. Die nächste Chance bietet sich ihm am kommenden Sonnabend (18.30 Uhr), wenn der FC Arsenal im Prestigederby beim FC Chelsea zu Gast ist.
sid/HA