Hamburg. Paris-Finalist Thiem und drei weitere Top-20-Profis am Start. Scheidender Turnierchef freut sich über bestes Feld seit Langem.

Als der Beweis erbracht war, konnte Detlef Hammer tief durchpusten. „Wir haben immer gesagt, dass wir unser letztes Turnier nicht locker aus dem Ärmel schütteln, sondern alles geben, um einen richtig guten Abschluss zu bieten. Mit diesem Feld sollte das gelingen“, sagte der Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur HSE. Vom 21. bis 29. Juli hat die HSE letztmals das vom Lizenznehmer Deutscher Tennis-Bund übertragene Recht zur Ausrichtung des Herrenturniers am Rothenbaum, ehe 2019 der Österreicher Peter-Michael Reichel übernimmt. Das Teilnehmerfeld, das Hammer und Turnierdirektor Michael Stich am Dienstagmittag im Elysée-Hotel am Dammtor vorstellten, ist in jedem Fall ein Hinweis darauf, dass die Macher in den vergangenen Wochen gute Lobbyarbeit geleistet haben.

Dass mit dem Österreicher Dominic Thiem ein Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste das 32er-Feld anführt, war seit Ende April bekannt. Die Vorfreude der Tennisfans auf den 24-Jährigen dürfte indes noch einmal deutlich gestiegen sein. Bei den French Open untermauerte der Weltranglistensiebte in der vergangenen Woche seinen Status als zweitbester Sandplatzspieler der Welt. Erst im Finale unterlag er dem spanischen Superstar Rafael Nadal.

Wer angesichts mehrfach erlebter kurzfristiger Rückzüge von Topstars befürchtet, auch Thiem könne, sollte er beim dritten Grand-Slam-Turnier der Saison in Wimbledon (1. bis 15. Juli) weit kommen, kurzfristig zurückziehen, den kann Hammer beruhigen. „Wenn er fit ist, wird er kommen. Er spielt sehr gern auf Sand und sehr gern in Deutschland.“

Ein deutscher Sieger ist nicht in Sicht

In Hamburg schlug der Wiener bislang nur 2014 auf – und scheiterte im Achtelfinale am späteren Turniersieger Leonardo Mayer (31). Der Argentinier triumphierte auch 2017 am Rothenbaum und tritt in diesem Jahr als Titelverteidiger an. Doch selbst ein Ausfall Thiems wäre zu verkraften angesichts der weiteren Namen, die Stich verkündete. Mit Diego Schwartzman (25/Argentinien/Nr. 11), der in Paris als einziger Gegner Nadal immerhin einen Satz abnehmen konnte, dem Spanier Pablo Carreno Busta (26/Nr. 12) und dem Franzosen Lucas Pouille (24/Nr. 17) haben sich drei Profis aus den Top 20 des Rankings angemeldet. Paris-Halbfinalist Marco Cecchinato (25/Italien/ Nr. 27) will ebenso an der Hallerstraße aufschlagen wie die Altmeister David Ferrer (36/Spanien/Nr. 42), Gael Monfils (31/Frankreich/Nr. 43) und Gilles Simon (33/Frankreich/Nr. 55).

„David Ferrer stand 2014 im Endspiel, Gilles Simon hat das Turnier 2011 sogar gewonnen, und Gael Monfils schaut man immer gern zu. Diese drei Topleute dabei zu haben, freut mich sehr“, sagte Stich. Mindestens sieben Asse werden also Favorit Thiem jagen, um ihm den Titel streitig zu machen.

Kandidaten, die Stich 25 Jahre nach dessen Triumph bei seinem Heimatturnier als letzten deutschen Sieger ablösen könnten, sind nicht auszumachen. Mit Philipp Kohlschreiber (34/Augsburg/Nr. 22), Peter Gojowczyk (28/München/Nr. 41) und Maximilian Marterer (22/Nürnberg/Nr. 50) stehen drei einheimische Profis im Hauptfeld. Da Stich aber noch drei Wildcards vergeben kann, dürfen sich auch Jan-Lennard Struff (28/Warstein), Florian Mayer (34/Bayreuth) und Rudolf Molleker (17/Berlin) Hoffnungen machen. Definitiv nicht vertreten ist die Familie Zverev, sowohl Alexander (21) als auch Mischa (30) haben andere Pläne. „Es gab in diesem Jahr keinen Kontakt“, sagte Stich. 2017 hatten die Brüder mit ihren Absagen für Verdruss gesorgt.

Djokovic bleibt ein Thema

Ob mit Novak Djokovic noch der Topstar verpflichtet werden kann, der auf Stichs To-do-Liste fehlt, bleibt abzuwarten. „Wir sind seit Langem mit seinem Management in Kontakt. Man muss abwarten, wie sich seine sportliche Situation entwickelt und wie Wimbledon läuft. Er ist aber weiterhin ein Thema“, sagte Hammer. Der frühere Weltranglistenerste aus Serbien, aktuell an Position 21 geführt, kämpft weiterhin darum, die Form früherer Tage zu erreichen. Nachdem 2013 Roger Federer und 2015 Nadal in Hamburg antraten, ist der 31-Jährige der letzte der großen Drei, die Stich den Hamburger Fans unter seiner Ägide noch einmal präsentieren wollte.

Wie sehr große Namen ziehen, unterstreicht das Interesse der Fans am Legendenmatch, mit dem Stich am Sonntag traditionell das Turnier eröffnet. Für das Duell mit US-Legende John McEnroe (59) am 22. Juli (18 Uhr) gibt es nur noch Restkarten. Für Stich, den Wimbledonsieger von 1991, der einen Tag zuvor in Newport (USA) in die Hall of Fame des Tennissports aufgenommen wird und per Privatflieger rechtzeitig in Hamburg zurückerwartet wird, ist es der letzte Schaukampf seiner Karriere. „Ich habe immer gesagt, dass mit 50 Schluss ist“, sagte er. Diese Grenze erreicht Stich im Oktober.