Der König von Paris dominiert einmal mehr bei seinem Lieblingsturnier. Auch ein Krampf im dritten Satz kann ihn nicht stoppen.

Paris. Mit ausgestreckten Armen stand Rafael Nadal auf dem Centre-Court von Paris, der Dominator genoss in stiller Siegerpose seinen nächsten großen Triumph. Etwa eine Stunde lang hatte der Österreicher Dominic Thiem im Finale der French Open mutig versucht, am Thron des Sandplatzkönigs zu rütteln. Doch Nadal hielt dem Druck des Herausforderers eindrucksvoll stand - und feierte durch ein 6:4, 6:3, 6:2 nach 2:42 Stunden letztlich doch souverän seinen elften Titel in Roland Garros.

„Es ist unglaublich, ich bin sehr zufrieden heute. Es war ein großartiges Match“, sagte Nadal: „Dominic ist ein fantastischer Herausforderer. Ich bin sehr sicher, dass er in den nächsten Jahren noch öfter hier stehen wird.“

Etwas erschöpft jubelt Nadal über seinen Finaltriumph
Etwas erschöpft jubelt Nadal über seinen Finaltriumph © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL

Mit der Wiederholung seines Triumphs aus dem Vorjahr baut der Spanier auch weiter an seinem eigenen Denkmal. Insgesamt ist es Nadals 17. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier, zudem verteidigte er die Führung in der Weltrangliste. Finalgegner Thiem verpasste derweil in seinem ersten Grand-Slam-Finale die Chance, als zweiter Österreicher nach Thomas Muster 1995 ebenfalls in Paris einen Major-Titel zu gewinnen.

Zidane unter den Zuschauern

„Dieser Court ist der wichtigste Ort meiner Karriere“, hatte Nadal schon vor dem Finale betont. Eine Liebesbeziehung, die vom gelegentlich etwas launischen Pariser Publikum bedingungslos erwidert wird. Als der Meister das Stadion betrat, erhoben sich fast alle der 15.000 Zuschauer im Court Philippe Chatrier, darunter unter anderem der frühere Weltfußballer Zinedine Zidane, von ihren Plätzen. Die Sympathien waren klar verteilt.

Doch auch Außenseiter Thiem verdiente sich schon bald die Anerkennung der Fans. Vom ersten Ballwechsel an lieferte er Nadal im ersten Satz einen harten Kampf. Thiems wuchtiger Vorhand-Topspin erinnerte streckenweise schon sehr an den Paradeschlag seines Gegenübers. Immer wieder zwang er Nadal in lange Duelle, ließ den „Matador“ an der Grundlinie entlanghetzen wie ein Torero den Stier.

Dem Österreicher Thiem gehört die Zukunft – vor allem bei den French Open
Dem Österreicher Thiem gehört die Zukunft – vor allem bei den French Open © Getty Images | Matthew Stockman

Doch als der völlig ausgeglichene erste Satz nach 58 Minuten in die entscheidende Phase ging, versagten Thiem die Nerven. Beim Stand von 4:5 unterliefen dem 24-Jährigen vier einfache Fehler in Serie. Die Erfahrung aus elf Finalteilnahmen in Roland Garros bei Nadal gegenüber der Endspiel-Premiere des Österreichers, machte sich bemerkbar. Der Regent hatte den ersten Angriff mit Bravour abgewehrt.

Nadal Fabel-Bilanz in Paris

Diesen Schwung nahm Nadal in der Folge mit in den zweiten Satz, marschierte nach einem frühen Break zum letztlich ungefährdeten Erfolg. Im dritten Satz bot sich ein ähnliches Bild. Auch wenn nun erstmals laute „Dominic“-Rufe durchs Stadion hallten, schaffte es Thiem nur noch selten, Nadal bei dessen Aufschlag in Bedrängnis zu bringen. Auch eine plötzlich auftretende Verkrampfung der linken Schlaghand hielt diesen am Ende nicht mehr auf.

Elf Titel bei demselben Grand-Slam-Event hat außer Nadal nur die Australierin Margaret Court geschafft, die zwischen 1960 und 1973 elfmal bei den Australian Open triumphierte. Insgesamt steht er bei seinem Lieblingsturnier nun bei 86:2 Siegen. Nadal ist und bleibt der Herrscher von Paris. Thiem hat sich womöglich als Kronprinz in Stellung gebracht. Doch noch denkt der König nicht ans Abdanken.