Hamburg. Der 33-Jährige bestritt am Sonnabend das letzte Heimspiel für seinen Heimatverein Uhlenhorster HC. Sportstars bei Verabschiedung dabei.

Moritz Fürste war mit seiner Frau Stephanie im Taxi auf dem Weg, um am Sonnabendabend mit seinem langjährigem Mannschaftskollegen Philip Witte dessen Hochzeit zu feiern, als eine Nachricht im Radio beide aufhorchen ließ. Radio Hamburg berichtete in einem längeren Beitrag davon, dass Fürste seine Karriere beendet habe. Natürlich war es nicht der Fakt, der den 33-Jährigen aufhorchen ließ, schließlich war die Ehrenrunde, die er nach der 3:4-Niederlage gegen den Düsseldorfer HC in seinem letzten Heimspiel für den Uhlenhorster HC hatte drehen dürfen, nur wenige Stunden her. „Aber dass das sogar im Radio einen Bericht wert ist, das hat uns beide überrascht, zumal es ja nichts Neues war, dass ich aufhören würde“, sagte der Welthockeyspieler von 2012.

So ist das eben mit den Helden des Randsports. Was sie ankündigen – so wie Moritz Fürste seinen endgültigen Abschied vom Leistungssport vor einigen Monaten –, geht in der Monosportkultur Deutschland oftmals unter in den Dauergeräuschen, die der übermächtige Fußball produziert. Und wenn dann doch allseits gewürdigt wird, dass der wohl bekannteste Hockeyspieler, den Deutschland jemals hatte, seine Karriere beendet, dann ist die Überraschung groß.

Fürste spielte 294 Mal für die deutsche Nationalmannschaft

Moritz Fürste, so viel steht fest, hat zeit seines Wirkens nicht nur sportlich alles gegeben, um ins Gespräch zu kommen. Der Mittelfeldstratege, der in insgesamt 294 Länderspielen für Deutschland 2008 und 2012 Olympiagold holte, 2006 Weltmeister wurde, 2011 den EM-Titel gewann und 2016 nach Olympiabronze in Rio international zurücktrat, hat stets versucht, seinem Sport Gesicht und Stimme zu geben. Und er kämpfte mit Leidenschaft auch für die anderen Sportler in Deutschland, die unter ihrem Schattendasein bisweilen leiden.

Hockeystar engagierte sich für die Hamburger Olympia-Bewerbung

Er legte sich mit dem Deutschen Hockey-Bund ebenso an wie mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, wenn es Dinge gab, die ihm nicht gefielen. Mit seiner Meinung anzuecken, auch weil er als reger Nutzer der sozialen Netzwerk bisweilen schneller schrieb als nachdachte, kalkulierte der gebürtige Hamburger stets ein. So bildete er ein Profil heraus, das ihn zu einem der bekanntesten Sportler Hamburgs machte. Dass Fürste in der Frankfurter Paulskirche reden durfte, als Hamburg zum deutschen Kandidaten für die Olympiabewerbung 2024/28 gekürt wurde, unterstreicht das. Ebenso, dass bei seinem letzten Heimspiel Stars aus anderen Sportarten wie Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen, Christoph Schubert (Kapitän der Eishockey-Crocodiles) oder Ski-Altmeisterin Hilde Gerg anwesend waren. Letztere kennt Fürste aus dem gemeinsamen Auftritt in der TV-Serie „Ewige Helden“, die ihn im Frühjahr einem breiten Publikum bekannt machte.

UHC war für Fürste seine "Familie und Heimat"

Besonders bewegte diejenigen, die sich Fürste näherten, stets die Geschichte, dass sein Vater Peter 1994 beim Untergang der Fähre „Estonia“ ums Leben gekommen war. So etwas kann einen Neunjährigen brechen – oder besonders stark machen für das weitere Leben. Moritz Fürste hat immer versucht, dem Schicksalsschlag nicht allzu viel Bedeutung beizumessen, was dessen Einfluss auf sein Fortkommen angeht. Klar ist: Mit der Unterstützung seiner Mutter Nicola, seines zwei Jahre jüngeren Bruders Jonas, seiner Frau und vielen Freunden besonders im UHC, den Fürste, der in Deutschland für keinen anderen Club spielte, als „meine Familie und Heimat“ bezeichnet, hat er sich auf einen beeindruckenden Lebensweg gemacht.

Einzig der Feldmeistertitel blieb dem Hamburger verwehrt

Dieser ist auch am Sonntag (14 Uhr), wenn Fürste im Stadtderby beim Harvestehuder THC (steht nach einem 4:4 gegen den Mannheimer HC vorzeitig als einziger Hamburger Final-Four-Teilnehmer fest) sein letztes Bundesligaspiel bestreitet, nicht beendet. Dass er sportlich als Unvollendeter geht, weil er nie den deutschen Feldmeistertitel gewinnen konnte, hat er längst abgehakt. Mehr Zeit für seine Töchter Emma (fast 3) und Lotta (fast 1) und seine Sportmarketingagentur Upsolut Sports zu haben, das ist sein neuer Antrieb. Seine Stimme für den Randsport wird er dennoch weiterhin erheben. Moritz Fürste wird von sich hören lassen, nur anders als bislang.