Hamburg. Kapitän Xaver Hasun will die Hockeyherren des Hamburger Traditionsclubs am Sonntag in die Feld-Endrunde führen.

Dass er fünf Minuten vor der verabredeten Zeit zum Termin erscheint, überrascht nicht. Als „Mister Zuverlässig“ ist Xaver Hasun im Team der Bundesliga-Hockeyherren des Harvestehuder THC bekannt. Das schließt höfliche Umgangsformen ein, auch wenn Cheftrainer Christoph Bechmann an seinem österreichischen Innenverteidiger vor allem dessen Eigenschaft schätzt, sich ohne Rücksicht auf persönliche Verluste für die Mannschaft aufzuopfern. „Hasi hört erst auf, wenn Knie und Ellbogen durchgescheuert sind. Er gibt immer und überall 100 Prozent“, lobt der Coach, der Hasun deshalb zur Nummer eins seines Kapitänstrios gemacht hat. Und auch, weil der 24-Jährige, anders als die impulsiven Tobias Hauke und Tobias Lietz, diplomatisches Geschick besitzt. „Er kann gut mit den Schiedsrichtern“, sagt Bechmann, „das ist für einen Kapitän sehr wichtig.“

Als Hasun 2012 von seinem Heimatverein Arminen Wien nach Hamburg kam, stand er im Schatten seiner Landsleute Benjamin Stanzl und Michael Körper. „Die beiden sind die Aushängeschilder unseres Sports in Österreich, absolute Vorbilder“, sagt er. Stanzl spielt seit 2015 in den Niederlanden, Körper ist weiterhin Torjäger und Standardspezialist bei den Schwarz-Gelben – aber Hasun hat sich längst ins Rampenlicht gespielt. Im Nationalteam ist er seit drei Jahren Spielführer, beim HTHC seit Jahren Leistungsträger. Mit seiner resoluten Zweikampfführung, die er sich erst in Deutschland aneignete, und der meist fehlerlosen Spieleröffnung, die er als zentraler Mittelfeldspieler schon in seiner Jugend erlernte, ist er einer der wichtigsten Faktoren dafür, dass Bechmanns Auswahl an diesem Sonntag (14 Uhr, Barmbeker Straße) im Heimspiel gegen den noch zwei Punkte besseren Mannheimer HC die Qualifikation für die Final-Four-Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft in Krefeld (9./10. Juni) perfekt machen kann.

Langsam ansteigende Straße

Diplomat, der er ist, will Hasun weder schon über Krefeld reden noch seinen eigenen Beitrag überhöhen. Aber dass die Mannschaft überhaupt wieder bester der drei Hamburger Vertreter in der Eliteklasse ist, hat ihn schon überrascht, zumal Coach Bechmann noch in der Winterpause tiefgestapelt hatte, nachdem man in der Hallenserie das Viertelfinale verpasst hatte. „Dieser herbe Rückschlag war für uns eine Initialzündung, um neu anzugreifen“, sagt Hasun, der mit seiner Freundin, HTHC-Damenspielerin Fenja Poppe, in Winterhude lebt. Zwar hätten viele Führungsspieler die Hochphase des Teams, das 2014 die Europapokale in Feld und Halle holte und deutscher Feldmeister wurde, miterlebt. Den Erfolgshunger habe das nicht gemindert: „Wir wollen alle wieder Titel holen“, sagt er.

Seine persönliche Entwicklung betrachtet Hasun, der am Amsterdamer Johan-Cruyff-Institut seinen Master in Sportmanagement machte und seit einem Jahr für das Start-up-Unternehmen Emotionum Fußball GmbH ein Scoutingtool vertreibt, wie eine langsam ansteigende Straße. „Ich musste mich nach dem Wechsel in die Bundesliga erst einmal an das körperliche und taktische Niveau gewöhnen“, sagt er. Sich schon in der ersten Saison dauerhaft in den Spielkader gekämpft zu haben, das sei eine wichtige Erfahrung gewesen. „Das hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich es hier schaffen kann.“

„2014 kann man nicht kopieren“

Sicherheit, die er nun auf sein Team ausstrahlt. „2014 kann man nicht kopieren“, sagt er, „aber wir haben einen so guten Zusammenhalt, dass wir den Geist von damals aufleben lassen können.“ Hasun, so viel ist sicher, wird alles dafür geben, die nächsten Schritte auf der Straße nach oben zu schaffen.