Moskau. In einem Brief Russlands an die Welt-Anti-Doping-Agentur ist von „systematischen“ Manipulationen die Rede.

Russland hat im Dopingskandal offenbar eine Kehrtwende vollzogen und erstmals systematische Manipulationen eingestanden. Das geht aus einem Brief an die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hervor, der der französischen Nachrichtenagentur AFP und der Sporttageszeitung L’Equipe vorliegt.

„Die ernsthafte Krise, die den russischen Sport erfasst hat, wurde von einer inakzeptablen Manipulation des russischen Anti-Doping-Systems verursacht, die durch die Untersuchungen der WADA und des IOC enthüllt wurden“, hieß es in dem Schreiben, das unter anderem vom russischen Sportminister Pawel Kolobkow und dem Präsidenten des russischen Nationalen Olympischen Komitees (ROC), Alexander Schukow, unterzeichnet ist.

In dem Brief bezeichnet Russland die Manipulationen als „systematisch“, das Wort „institutionell“, das eine der Hauptschlussfolgerungen der McLaren-Untersuchung war, wird allerdings vermieden. „Wir lehnen den McLaren-Report ab, da er unbegründete Schlussfolgerungen enthält“, sagte Kolobkow der russischen Nachrichtenagentur TASS.

Russland hatte bisher jegliches Eingeständnis abgelehnt

Die öffentliche Anerkennung des McLaren-Reports, der Russland ein institutionalisiertes Dopingsystem attestierte, ist Voraussetzung für die Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA in die WADA. Bisher hatte Russland jegliches Eingeständnis vehement abgelehnt, die Positionen sind seit langer Zeit verhärtet.

Erstmals war von dem Brief in der vergangenen Woche beim WADA-Meeting in Montreal berichtet worden, ohne dass allerdings Inhalte bekannt geworden waren. Das zuständige WADA-Komitee will am 14. Juni über neue Entwicklungen berichten, zu denen auch der Brief gehört. Auf dem Meeting waren lebhafte Diskussionen entbrannt, ob die Zugeständnisse in dem Brief weit genug gehen.

WADA fordert Zugang zu weiteren Dopingproben

Wegen der weiterhin bestehenden Suspendierung der RUSADA bleiben auch die russischen Leichtathleten und Behindertensportler aus ihren Weltverbänden IAAF beziehungsweise IPC ausgeschlossen. Neben der Anerkennung fordert die WADA zudem noch den Zugang zu weiteren Dopingproben im Moskauer Labor.

„Wir können bestätigen, dass angemessene Maßnahmen gegen diejenige getroffen wurden, die in das Dopingsystem involviert waren“, hieß es in dem Schreiben weiter: „Diese Personen haben keine Rolle und keinen Einfluss mehr im russischen Anti-Doping-Kampf.“