Das packende Duell zwischen Deutschland und Spanien lieferte beste Unterhaltung und eine Liebeserklärung an das alte Format.

Valencia. Alexander Zverev wollte einfach nur noch schlafen. Nach dem bitteren Ende im Daviscup-Krimi gegen Spanien freute sich die deutsche Nummer eins zumindest auf „fünf Tage Pause“ ganz ohne Tennis. „Ich liege nur im Bett und spiele ein bisschen Golf vielleicht“, kündigte er an. Die dreitägige Viertelfinal-Schlacht in der Stierkampfarena von Valencia hatte ihre Protagonisten sichtlich erschöpft – und gleichzeitig für neues Feuer in der Diskussion um das Format gesorgt.

Denn in Zverevs müden Augen war das gesamte Pro und Contra der Debatte über die Zukunft des traditionsreichen Nationenwettkampfs abzulesen. Auf der einen Seite war da die fast kindliche Euphorie über den gemeinsamen Kampf mit den Teamkollegen. Ein Gut, das die Spieler in der Individualsportart Tennis zu schätzen wissen.

Zverev: „Ich bin kein Roboter“

Auf der anderen Seite waren da aber auch die Strapazen eines vollgepackten Turnierkalenders, der besonders die Topstars bis an die Schmerzgrenze belastet.

Rafael Nadal brachte die Stierkampfarena in Valencia bei seinem Sieg gegen Alexander Zverev zum Kochen
Rafael Nadal brachte die Stierkampfarena in Valencia bei seinem Sieg gegen Alexander Zverev zum Kochen © dpa | Alberto Saiz

Zverev war direkt aus Miami, wo er in der Nacht auf Montag das Finale bestritten hatte, nach Spanien gereist. Ein neuer Belag, drei Wochen ohne freien Tag, dazu ein kräftiger Jetlag waren letztlich zu viel für den 20-Jährigen, der im Duell mit Spaniens Superstar Rafael Nadal am Sonntag chancenlos war.

„Es war heute überhaupt nicht möglich, dass ich in Bestform spiele“, verteidigte sich der Weltranglistenvierte anschließend, ohne dass ihn jemand wirklich angegriffen hätte: „Ich bin kein Roboter, sondern ein Mensch.“

Kohlschreiber kämpft mit den Tränen

Kohlschreiber stand kurz vor der Sensation
Kohlschreiber stand kurz vor der Sensation © dpa | Alberto Saiz

Dass in Valencia stattdessen andere Akteure ins Rampenlicht rückten, gehört im Daviscup zur schönen Tradition. Jan-Lennard Struff und Tim Pütz beispielsweise, ihres Zeichens die Nummern 50 und 120 der Welt, die am Sonnabend ihren großen Auftritt gegen Spaniens favorisiertes Spitzendoppel Marc Lopez/Feliciano Lopez hatten.

Oder Routinier Philipp Kohlschreiber, der am Sonntag erst um ein Haar zum Matchwinner mutiert wäre, nach seiner dramatischen Fünfsatzpleite gegen David Ferrer aber letztlich doch nur als tragischer Held mit den Tränen kämpfte.

Radikalreform des Daviscups stößt auf Ablehnung

Das Duell zwischen Spanien und Deutschland (3:2) war am Ende auch eine flammende Liebeserklärung an das etablierte Format des Daviscup: Es bot eine spektakuläre Atmosphäre in der imposanten „Plaza de Toros“, packende Fünf-Satz-Krimis, große Stars und neue Helden.

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Der Plan des Weltverbands ITF und seines Präsidenten David Haggerty, den Teamwettbewerb durch ein einwöchiges Nationenturnier an einem festen Ort im November zu ersetzen, stößt in der Tennis-Welt deshalb fast überall auf Ablehnung.

„Der Wettbewerb benötigt kleine Anpassungen, die mit Bedacht ausgeführt werden sollten, um die Profis zu entlasten“, sagte der Präsident des Deutschen Tennis Bundes, Ulrich Klaus. „Aber keine radikale Reform, die eine mehr als 100 Jahre alte Tradition, einen der ältesten und prestigeträchtigsten Länderkämpfe im Sport, kaputtmacht.“

Daviscup: Wie geht es jetzt weiter?

Unterm Strich bleiben die Tage von Valencia allerdings auch eine Ausnahme. Absagen von Spitzenspielern wie Zverev wird es auch weiter geben, Reformen mit Augenmaß etwa bei den Terminen, den zu spielenden Belägen oder der Dauer der Partien, scheinen unausweichlich zu sein.

DTB-Präsident Ulrich Klaus will den Davis Cup nur geringfügig reformieren
DTB-Präsident Ulrich Klaus will den Davis Cup nur geringfügig reformieren © imago/Jan Huebner

Argumente gegen einen Radikalumsturz haben Deutschland und Spanien aber geliefert. „Dieses Viertelfinale in Valencia hat gezeigt, wofür der Daviscup noch immer steht – für Emotionen, eine einzigartige Atmosphäre und spannende Matches, über die man noch in vielen Jahren sprechen wird“, sagte Klaus. „So etwas wird das von der ITF angestrebte Format nicht bieten können.“

Oder wie es der deutsche Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann nach dem Spiel formulierte: „Einen Gruß an David Haggerty. Das ist Daviscup.“