Frankfurt/M. Der DFB hat die erfolglose Bundestrainerin Steffi Jones entlassen, Horst Hrubesch übernimmt. Der 66-Jährige steht für eines: Erfolg.

Engagement und Empathie alleine sind keine Erfolgsgaranten. Zumindest nicht für eine Fußballlehrerin, die damit fehlende Erfahrung im Trainermetier wettmachen wollte. Auf diese Formel lässt sich die Amtszeit von Bundestrainerin Steffi Jones bringen. Am Dienstagmorgen entband der DFB die gebürtige Frankfurterin mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben beim Frauen-Nationalteam. Die 45-Jährige, die kürzlich noch betont hatte, sie wolle sich „nicht wie die Sau durchs Dorf treiben lassen“, muss gehen, weil der Verband das wichtigste Ereignis – die Teilnahme an der Frauen-WM 2019 in Frankreich – in größter Gefahr sieht.

Den Ausschlag gab, dass die Mannschaft beim SheBelieves-Cup in den USA nicht nur krachend die letzte Partie gegen WM-Ausrichter Frankreich (0:3) verloren, sondern Jones auch Teile der Spielerinnen verloren hatte. Ein Aushängeschild, nach dem EM-Aus im Viertelfinale und einem verlorenen WM-Qualifikationsspiel gegen Island ohnehin auf dem absteigenden Ast, zerfällt in streitende Grüppchen: Da konnte die DFB-Führung ihre Schutzhand nicht mehr über die als Harmoniegarantin gedachte Jones legen.

Steffi Jones ist nicht mehr Trainerin der deutschen Fußball-Frauen
Steffi Jones ist nicht mehr Trainerin der deutschen Fußball-Frauen © dpa

Hrubesch springt gerne ein, ist aber keine Dauerlösung

Das Präsidium folgte der Empfehlung des Nationalmannschaftsdirektors Oliver Bierhoff sowie des sportlichen Leiters Joti Chatzialexiou. Der 42-Jährige ist für die weiblichen Nationalteams zuständig und hatte sich die ersten Länderspiele gegen die USA (0:1) und England (2:2) angeschaut. Womöglich hat er die erheblichen atmosphärischen Störungen vor Ort mitbekommen. Bierhoff deutete dies an: „Mit Blick auf die sportliche Entwicklung, die Qualifikation für die WM und die unterschiedlichen Rückmeldungen vom SheBelieves-Cup sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass die Mannschaft eine neue Führung braucht.“ Man wolle nun die Strukturen im Frauenfußball professionalisieren, die Verzahnung mit dem Männerbereich verstärken und neue konzeptionelle Wege gehen.

Erst mal kommt ein alter Bekannter: Interimsmäßig übernimmt Horst Hrubesch. Der lebenserfahrene 66-Jährige scheut sich nicht, in einen Bereich einzutauchen, der sich in vielen Parametern vom Männerfußball unterscheidet. „Ich habe den Frauenfußball in den vergangenen Jahren verfolgt und war auch bei der Europameisterschaft im Sommer vor Ort. Ich helfe in dieser Phase gerne.“ Doch als Langzeitlösung taugt der Sportdirektor nicht.

Der Jones-Rauswurf bedeutet eine Zäsur

Spannend wird sein, ob der DFB in seiner neuen Struktur den Mut aufbringt, alte Zöpfe abzuschneiden. Junioren-Nationaltrainerin Maren Meinert ist zwar vertraut mir dem Metier, aber die 44-Jährige scheut eigentlich das Rampenlicht. Die große Lösung wäre Ralf Kellermann, der allerdings dann kaum als sportlicher Leiter beim VfL Wolfsburg verbleiben könnte. Der 44-Jährige hat auf Vereinsebene so viele Erfolge vorzuweisen, dass der Verband sich zwingend mit ihm beschäftigen muss. Dasselbe gilt fast für die Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg (50). Die ehemalige Nationalspielerin ist auf ihre Art unbequem, hat allerdings die Eidgenossen zuletzt zu WM und EM geführt.

Der Jones-Rauswurf bedeutet eine Zäsur bei den DFB-Frauen, denn ­bislang hatte es mit Gero Bisanz, Tina Theune und Silvia Neid nur langfristige Besetzungen gegeben, die schiedlich-friedlich den Staffelstab weiterreichten. Die Jones-Ernennung – im April 2015 verkündet, im September 2016 vollzogen – fiel noch in die Ära von DFB-Chef Wolfgang Niersbach. Nachfolger Reinhard Grindel vermied es nun, klar Position zu beziehen. Er dankte Jones für ihren Einsatz. „Sie ist und bleibt ein prägendes Gesicht des deutschen Frauenfußballs, und ich würde mich freuen, wenn sie in anderer Funktion dem DFB erhalten bleibt.“ Eher wird sich die in Gelsenkirchen lebende Jones mit ihrer Ehefrau Nicole wohl anders orientieren.

Hrubesch holt sich Neid-Vertraute an die Seite

Allzweckwaffe Hrubesch, der schon die Männer-Auswahl bei den Olympischen Spielen zur Silbermedaille führte, holt sich für die WM-Qualifikationsspiele am 7. April gegen Tschechien und drei Tages später in Slowenien die langjährige Neid-Vertraute Ulrike Ballweg und seinen persönlichen Begleiter Thomas Nörenberg an die Seite. Wie es vor allem im Hinblick auf das alles entscheidende Qualifikationsspiel in Island (1. September) weitergeht, will Chatzialexiou in aller Ruhe entscheiden. „Wir werden im engen Austausch mit der Liga einen passenden Kopf für diese Aufgabe finden.“ Problem nur: Das Anforderungsprofil ist recht umfassend, der Kandidatenkreis indes überschaubar.