Biathlon-Debakel: Mit unnötigem Nachlader fing alles an
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Von Marco Alles
Die deutsche Frauen-Staffel wird ihrer Favoritenrolle nicht gerecht und erlebt ein Fiasko am Schießstand unter schwierigen Bedingungen.
Pyeongchang. Elf Fehlschüsse, drei Strafrunden und ein Patzer, der gar keiner war: Zwei Tage nach dem verkorksten Mixed-Wettkampf mit Platz vier erlebten die deutschen Biathleten im Alpensia-Stadion von Pyeongchang die nächste Staffel-Pleite. Beim überraschenden Erfolg von Weißrussland vor Schweden und Frankreich kam das als Topfavorit gestartete Frauen-Quartett um Laura Dahlmeier lediglich auf den achten Rang.
Während die Doppel-Olympiasiegerin als Schlussläuferin noch Schadensbegrenzung betrieb und eine Minute auf die Konkurrenz gutmachte, verspielten ihre Teamkolleginnen sämtliche Chancen am Schießstand.
Erinnerungen an Sotschi 2014
Franziska Preuß, Denise Herrmann und Franziska Hildebrand leisteten sich bei wechselndem Wind und zeitweisem Schneetreiben lange Schießzeiten und jeweils eine Strafrunde. Zu viel, um das Debakel von Sotschi vergessen zu machen und sich die klar avisierte Goldmedaille zu holen. Der gestrige Auftritt wies sogar traurige Parallelen zu 2014 auf. Wie damals patzte Startläuferin Preuß; wieder war das Rennen praktisch gelaufen, ehe es überhaupt begonnen hatte.
Vor vier Jahren war die Bayerin gestürzt, musste zwischendurch mit einem Skistock auskommen und den Korntunnel an der Waffe vom Schnee befreien. Das kostete jede Menge Zeit und noch mehr Nerven.
Unnötiger Nachlader sorgt für Verwirrung
Diesmal brachte sie kurioserweise ein Treffer völlig aus dem Konzept. Bei der Liegendprüfung lud sie nach, obwohl alle Scheiben längst gefallen waren. „Der Schuss ging wohl an den Rand. Ich hatte ihn aber als Fehler registriert“, erklärte Preuß. „Erst dann habe ich es gesehen und die Patrone wieder rausrepetiert.“
Ein Fauxpas, der mächtig für Unruhe sorgte: bei den Beobachtern am Rande der Strecke, die eine Disqualifikation befürchteten – und vor allem in ihr selbst. „Ich habe es vom Kopf her nicht mehr kontrolliert gekriegt – dazu kam der Schneefall und der Wind...“ Wie in Sotschi musste sie eine Extrarunde drehen.
Die deutschen Medaillengewinner:
Die deutschen Medaillengewinner von Pyeongchang
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Dahlmeier hat keine Lust auf Party
Allerdings bestand noch Hoffnung. Anstatt wie damals mit drei Minuten übergab sie mit einem Rückstand von einer Minute. Weil sich jedoch Herrmann und Hildebrand von der Verunsicherung anstecken ließen, blieb die Aufholjagd aus. Die drei Ränge, die schließlich Dahlmeier noch gutmachte, stellten allenfalls Ergebniskosmetik dar.
„Das ist eine blöde Situation. Wir hatten uns viel mehr vorgenommen“, sagte die enttäuschte Doppel-Olympiasiegerin und verspürte keine Lust auf eine Abschlussparty. Bundestrainer Gerald Hönig meinte auf Sotschi verweisend: „Leider konnten wir unseren Frieden mit Olympia-Staffeln nicht machen.“
War die Besetzung falsch?
Was aufgrund der jüngsten Erfolgsserie umso bitterer ist: Zuletzt war die deutsche Frauen-Riege achtmal in Folge aufs Podest gestürmt, stand siebenmal sogar ganz oben. Eine Diskussion um die Besetzung wollte Hönig trotzdem nicht aufkommen lassen: „Die Vier haben ihre Vorleistungen gebracht und sind berechtigt gelaufen. Ich würde immer wieder so aufstellen.“
Auf die in der Mixedstaffel so starke Vanessa Hinz hatte er ebenso verzichtet wie auf die ausgeruhte Maren Hammerschmidt. Sie hatte im vergangenen Winter noch zum Weltmeister-Quartett gehört.
Und Preuß? Die 23-Jährige verschwand zunächst mit hängendem Kopf im Umkleide-Container und stand anschließend wie ein Häufchen Elend im Zielbereich. „Das ist megabitter. Es tut mir so wahnsinnig leid“, sagte sie völlig geknickt. Ihr einziger Trost: Diesmal hatte sie nicht allein versagt.