Pyeongchang. Die deutsche Olympiamannschaft hat sich vorgenommen, die magere Ausbeute von 19 Podiumsplätzen in Sotschi 2014 zu überbieten.

Gold, Silber und Bronze – 19 Medaillen gilt es zu schlagen. Das war die eher dürftige Ausbeute von Deutschlands Sportassen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. An diesem Freitag (12 Uhr) nun halten 2900 Athleten aus 92 Nationen Einzug ins Olympiastadion von Pyeongchang. Unter den 153 deutschen Sportlern haben zahlreiche gute Aussichten auf Gold – gleich am ersten Wochenende bieten sich fünf Chancen. „Die Stärke der Mannschaft macht aus, dass sie an jedem olympischen Tag die Chance hat, Medaillen zu gewinnen“, sagt Dirk Schimmelpfennig, Chef de Mission der deutschen Delegation.

Viele Debütanten

Allerdings besteht das deutsche Team zu mehr als der Hälfte aus Olympia-Debütanten. 80 Athletinnen und Athleten, darunter auch Weltmeister und Weltcupgewinner, starten zum ersten Mal in ihrem Sportlerleben unter dem Symbol der fünf Ringe. Einer davon ist der neue Ski-Abfahrtsstar Thomas Dreßen, der im Januar mit seinem Sieg in Kitzbühel in die Rolle des Mitfavoriten gerast ist. Der Großteil der deutschen Novizen entfällt auf das Eishockeyteam, 22 der 25 Spieler waren noch nie bei Olympia. Das liegt vor allem daran, dass sich die DEB-Auswahl für 2014 nicht qualifiziert hatte.

Die aussichtsreichsten deutschen Medaillenanwärter im Überblick:

Laura Dahlmeier (Biathlon): Gleich am ersten Tag greift Deutschlands größte Medaillenhoffnung nach Gold im Sprint über 7,5 Kilometer. Die siebenmalige Weltmeisterin aus Partenkirchen hat theoretisch sechs Möglichkeiten, ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen.

Die Biathletin Laura Dahlmeier
Die Biathletin Laura Dahlmeier © dpa

„Ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht und die Zeit des Wartens vorbei ist“, sagte Dahlmeier vor dem ersten von vier Einzelstarts. „Die Rennen sind die Gleichen, aber vom Feeling her ist Olympia etwas Besonderes.“

Medaillenchancen: Sprint (10.2., 12.15 Uhr), Verfolgung (12.2., 11.10 Uhr), Einzel (15.2., 12.05 Uhr), Massenstart (17.2., 12.15 Uhr), Mixed (20.2., 12.15 Uhr), Staffel (22.2., 12.15 Uhr).

Thomas Dreßen (Ski alpin): Wer auf der Streif gewinnt, ist auch bei Olympia in der Mitfavoritenrolle. Rund zehn Skiasse kommen für den Abfahrtssieg in Jeongseon infrage, darunter auch Kitzbühel-Triumphator Dreßen: „Die Strecke ist cool, hat aber viele Tücken, in denen man nicht viel Zeit verlieren darf“, sagt der 24-Jährige. DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier sagt: „Die lang gezogenen Kurven sind seine Spezialität. Die fährt er genial.“

Medaillenchance: Abfahrt (11.2., 3 Uhr).

Viktoria Rebensburg (Ski alpin): Dritte Spiele, dritter Podestplatz für Deutschlands beste Skifahrerin? Nach Gold 2010 in Vancouver und Bronze 2014 in Sotschi greift die 28-Jährige auch beim Riesenslalom in Pyeongchang nach einer Medaille. Selbst wenn es erneut zu Gold reichen würde, soll danach noch nicht Schluss sein. „Ich habe mir die Sache in der Tat in den vergangenen Monaten durch den Kopf gehen lassen, aber definitiv: nein“, sagt sie.

Medaillenchance: Riesenslalom (12.2., 8.15 und 11.45 Uhr).

Claudia Pechstein (Eisschnelllauf): Kein Mitglied der deutschen Pyeongchang-Delegation polarisiert so wie die Berlinerin. Die 45 Jahre alte Pechstein wurde 2009 für zwei Jahre gesperrt, obwohl sie eine vererbte Blutanomalie nachweisen konnte. Auf der anderen Seite steht Bewunderung für außergewöhnliche sportliche Leistungen: In Südkorea erlebt Pechstein ihre siebten Winterspiele, die fünfmalige Olympiasiegerin strebt ihre insgesamt zehnte Medaille an.

Medaillenchance: 5000 Meter (16.2., 12 Uhr).

Francesco Friedrich: Der 27 Jahre alte Sachse soll die vielleicht größte Schmach von Sotschi vergessen machen – erstmals nach 50 Jahren stiegen damals nämlich die deutschen Piloten ohne Medaillen aus ihren Bobs. „Sein Fokus ist ganz klar auf olympisches Gold ausgerichtet“, sagt Bundestrainer René Spies über den amtierenden Doppelweltmeister Friedrich.

Medaillenchancen: Zweier (19.2., ab 12.15 Uhr), Vierer (25.2., ab 1.30 Uhr).

Felix Loch (Rodeln): Wie sein sportlicher Ziehvater Georg Hackl kann Loch in Südkorea zum dritten Mal Einzel-Olympiasieger werden. „Ich spule mein Programm ab und versuche, so viel wie möglich zu genießen“ , sagt der Gesamtweltcupsieger. Womöglich genießt er sogar Doppelgold, denn der Olympiasieg im Team ist wohl der sicherste deutsche Tipp für Pyeongchang.

Medaillenchancen: Einzel (11.2., ab 12 Uhr), Team (15.2., 13.30 Uhr).

Natalie Geisenberger (Rodeln): Sechsmal Platz eins im Gesamtweltcup – der Titel führt nur über die Doppel-Olympiasiegerin von Sotschi.

Natalie Geisenberger
Natalie Geisenberger © picture alliance / Jan Haas

„Sie ist in der Form ihres Lebens“, sagt Bundestrainer Norbert Loch.

Besiegen kann sie eigentlich nur eine: Tatjana Hüfner aus Erfurt.

Medaillenchancen: Einzel (13.2., ab 11.30 Uhr), Team (15.2., 13.30 Uhr).

Toni Eggert/Sascha Benecken (Rodeln): Das Duo aus Thüringen gewann zehn von 13 Rennen in dieser Weltcupsaison. Auch ihre größten Konkurrenten kommen aus dem eigenen Lager: in Person von Tobias Wendl und Tobias Arlt, den Siegern von Sotschi. Gut möglich, dass die deutschen Rodler das perfekte Ergebnis von vor vier Jahren mit viermal Gold wiederholen.

Medaillenchancen: Doppel (14.2., ab 12.20 Uhr), Team (15.2., 13.30 Uhr).

Jacqueline Lölling (Skeleton): Weltmeisterin ist die Sauerländerin bereits, bei ihrer Olympiapremiere soll jetzt auch Gold her. Bei all ihren Erfolgen dabei: „Mein Glücksbringer, ein T-Shirt, das ich seit dem ersten Verbandstraining habe – also seit ich zwölf Jahre alt war“, sagt Lölling und lacht. Bei Wettkämpfen trägt sie das rot-pink gestreifte Hemd immer unter dem Schutzanzug. „Ich kann es nicht aussortieren“, sagt sie. Erst recht nicht, sollte es in Pyeongchang Gold geben.

Medaillenchance: Einzel (17.2., ab 12.20 Uhr).

Aljona Savchenko/Bruno Massot (Eiskunstlauf): „Es gibt nur ein Ziel – gewinnen“, sagt Aljona Savchenko mutig. Fünfmal ist die 34-Jährige mit ihrem ehemaligen Partner Robin Szolkowy Weltmeisterin geworden, den Olympiasieg will sie nun mit dem rechtzeitig vor den Winterspielen eingedeutschten Franzosen Bruno Massot holen.

Medaillenchance: Paarlauf (15.2., 2.30 Uhr).

Richard Freitag (Skispringen): Drei Wettbewerbe, drei Medaillenchancen – und alle Springen in der abendlichen Kälte. „Ganz schön zapfig wird’s da“, sagt der Wahl-Oberstdorfer vor den Duellen mit Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen. „Ich springe lieber von der großen Schanze. Die kleinen sind feinfühliger, mal sehen, wie ich hereinkomme.“ Ein Traum wäre natürlich die Titelverteidigung für die Mannschaft – 2014 hatte Freitag nämlich im DSV-Aufgebot gefehlt.

Medaillenchancen: Normalschanze (10.2., ab 13.35 Uhr), Großschanze (17.2., ab 13.30 Uhr), Team (19.2., ab 13.30 Uhr).

Nordische Kombinierer: Auf der Schanze hakt’s: Olympiasieger Eric Frenzel scheint derzeit nicht in der Verfassung für einen Einzelsieg zu sein.

Eric Frenzel
Eric Frenzel © picture alliance / Jan Haas

Vielfachweltmeister und Deutschlands Sportler des Jahres Johannes Rydzek ebenfalls nicht.

Gemeinsam mit Fabian Rießle, derzeit stabilster Deutscher im Weltcup, und dem erst 20 Jahre jungen Vinzenz Geiger ist aber Gold in der Staffel drin.

Medaillenchance: Staffel (22.2., ab 8.30 Uhr).