Hamburg. Herbert Hohenberger kritisiert die Kaderplanung beim Eishockey-Oberligisten, gesteht aber auch eigene Fehler ein.

Auch am Tag danach konnte Herbert Hohenberger seine Rührung nicht verbergen. „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Das Team ist seit acht Monaten wie meine Familie, da tut so ein Vertrauensbeweis sehr gut“, sagt der Cheftrainer der Crocodiles Hamburg, dem seine Eishockey-Oberligamannschaft in einem am Dienstagabend verbreiteten Video demonstrativ den Rücken gestärkt hatte. Tenor: Allein die mangelhaften Leistungen der Spieler und die heftige Verletzungsmisere seien die Gründe dafür, dass die angepeilte Play-off-Teilnahme bereits 15 Spiele vor Saisonende nicht mehr möglich ist.

Kommentar: Crocodiles müssen Taten folgen lassen

Tatsächlich hat sich Hohenberger mehrfach darüber gewundert, dass die im Leistungssport üblichen Mechanismen nach nur zwei Siegen aus 15 Partien für ihn anscheinend außer Kraft gesetzt wurden. „In jedem Meeting mit der Geschäftsleitung habe ich damit gerechnet, dass man mir sagt: Das war es jetzt! Ich erkenne es sehr hoch an, dass man mir weiterhin Vertrauen schenkt“, sagt der 48-Jährige, der den Grund dafür in seiner Persönlichkeit gefunden zu haben glaubt: „Ich bin ein guter, positiver Mensch, der sich nie unterkriegen lässt und immer hart arbeitet.“ Vor allem letzteres wird Hohenberger in Mannschaftskreisen hoch angerechnet.

„Ich brauchte jeden gesunden Spieler“

Seine Videoanalysen der Gegner seien ebenso gut vorbereitet wie die Trainingseinheiten und die Ansprachen vor den Spielen. „Wenn wir es nicht umsetzen, kann doch der Trainer nichts dafür“, sagt Teamsprecher Tobias Bruns. Das kann man so sehen, dennoch bleibt fraglich, warum es ein Trainer über mehrere Monate nicht schafft, die schon früh erkannte Schwäche im Ausnutzen der zahlreichen Torchancen, die zu vielen knappen Niederlagen führte, nicht abzustellen.

Hohenberger hat darauf eine klare Antwort. „Wenn wir nicht so viele Verletzte gehabt hätten, wäre ich nicht so gutmütig gewesen. Ich hätte gern Leistungsträger, die ihr Potenzial nicht ausgeschöpft haben, härter sanktioniert. Aber ich brauchte jeden gesunden Spieler“, sagt er. Tatsächlich hat er versucht, auf die Jugend zu setzen, aber deren Klasse reichte nicht aus, um in der deutlich stärker gewordenen Oberliga gehobenen Ansprüchen zu genügen.

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Womit man beim Thema Kaderplanung wäre. Hohenberger verschweigt nicht, dass ihm die von Sportchef Sven Gösch verantwortete Zusammenstellung des Spielermaterials schon vor Saisonstart Sorgen bereitete – was er auch ansprach. „Wir sind im Durchschnitt eines der kleinsten Teams der Liga. Die Gegner haben schnell gemerkt: Wenn du gegen uns hart spielst, brechen wir ein. Das hat die vielen Verletzungen mitverursacht“, sagt er. Da der Österreicher jedoch erst verpflichtet wurde, als der Kader schon stand, und für Nachbesserungen kein Geld im engen Budget vorhanden war, musste er mit dem arbeiten, was ihm vorgesetzt worden war.

Fraglos darf man von einem Play-off-Kandidaten aber auch trotz Verletztenmisere und falscher Kaderplanung erwarten, dass die überwiegend als Profis beschäftigten Spieler in jedem Spiel an ihre Grenzen gehen. Und auch wenn diese Grenzen bei einigen doch deutlich enger sind als erhofft, sieht der Trainer einen eigenen Fehler kritisch: „Ich hätte öfter mal den Mund halten sollen, was öffentliche Kritik angeht. Damit kann die heutige Generation nicht gut umgehen, und das mag einige verunsichert haben.“ Er müsse lernen, Ruhe zu bewahren und Probleme eher in Einzelgesprächen zu lösen.

Großer Umbruch ist geräuschlos möglich

Ob die Crocodiles ihm diese Chance geben und den zum Saisonende auslaufenden Kontrakt verlängern, ist noch unklar. Der Coach hätte „Interesse daran, das Projekt weiterzuführen, aber ich habe keine Eile“. Da viele Spielerverträge auslaufen, ist ein großer Umbruch geräuschlos möglich. Hohenberger würde den Kader deutlich robuster aufstellen, vor allem die Verteidigung verstärken. Für den Saisonausklang, der mit dem Heimspiel gegen die Harzer Falken am Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) eingeläutet wird, erwarte er, „dass sich alle füreinander zerreißen und Charakter zeigen.“ Das indes ist nicht mehr als die Voraussetzung dafür, dass Videos wie das vom Dienstag die Ausnahme bleiben.