Innsbruck. Das Duell um den Tournee-Titel geht am Donnerstag in Innsbruck in die dritte Runde. Sorgen macht Sturmtief “Burglind“.

Vor dem Angriff auf den Tournee-Titel erhielt Richard Freitag einen neuen Gegner. Sturmtief "Burglind" begrüßte den deutschen Hoffnungsträger an seiner geliebten Schanze in Innsbruck mit orkanartigen Böen. Offenkundig war: Die zweite Hälfte der Tournee wird wild, der Showdown mit Titelverteidiger Kamil Stoch um den goldenen Adler könnte zu einer Windlotterie werden.

"Wir hoffen natürlich alle auf faire Verhältnisse", sagte Bundestrainer Werner Schuster vor dem dritten Wettkampf der 66. Vierschanzentournee am Donnerstag (14.00 Uhr/ZDF und Eurosport). Immerhin darf Freitag weiter vom ersten deutschen Gesamtsieg seit 16 Jahren träumen. "Die Chancen stehen 51:49 für Stoch. Vielleicht kann Richard ihm in Innsbruck ein paar Punkte abknabbern", sagte Schuster.

Richard Freitag hat eine Vorliebe für Innsbruck

Schon die Qualifikation am Mittwoch wurde zu einer zähen Angelegenheit, immer wieder musste der Durchgang unterbrochen werden. Am Ende belegte Freitag Rang drei, 0,4 Punkte hinter Stoch. "Ich gehe mit einem guten Gefühl in den Wettkampf, auch wenn ich bis dahin noch ein paar Aufgaben zu erledigen habe", sagte Freitag dem SID. Sieger der Qualifikation wurde der Japaner Junshiro Kobayashi.

Für Freitag scheint der legendäre Bergisel wie gemacht für den Beginn einer Aufholjagd. 2015 hatte der Sachse dort für den ersten deutschen Tournee-Tagessieg seit zwölf Jahren gesorgt. "Meine Vorliebe für Innsbruck begrenzt sich aber nicht nur auf 2015. Es macht einfach Spaß, hier zu springen. Ich freue mich tierisch darauf", sagte Freitag. Als Zweiter der Gesamtwertung muss der 26-Jährige gut sechseinhalb Meter auf den Polen aufholen.

Freitag sei "technisch stabiler geworden"

Genau genommen hat Freitag in Innsbruck aber nur bei seinem Sieg voll überzeugt, sein zweitbestes Ergebnis dort ist ein zehnter Platz. Im vergangenen Winter reichte es sogar nur zum 28. Rang, auch damals sorgte ein Sturm für Chaos und einen Abbruch nach einem Durchgang. In diesem Jahr sieht Schuster seinen Vorflieger für solche Bedingungen besser gewappnet. "Er ist technisch stabiler geworden. Sein Sprung ist jetzt adaptierbar auf alle möglichen Schanzen und Verhältnisse", sagt der Österreicher.

Das zeigt auch die "Freitag-Folge": Bei den letzten sieben Weltcups belegte der aktuell überragende DSV-Adler die Ränge 1, 2, 1, 2, 1, 2 und 2. Sollte Freitag den achten Podestplatz in Folge schaffen, würde er den deutschen Rekord von Jens Weißflog (1983/84) und Sven Hannawald (2001/02) übertreffen. "Das ist schon eine spezielle Serie", sagt auch Schuster: "Was gut für Richard ist: Er muss sich in Innsbruck keine Gedanken darüber machen, die Schanze in den Griff zu bekommen. Normalerweise ist es für ihn keine große Schwierigkeit, dort zu springen."

Stoch könnte mit Hannwald gleichziehen

Apropos Hannawald. Auch der Tournee-Sieger von 2001/02 wird gebannt zuschauen, immerhin könnte Stoch als erster Skispringer Hannawalds legendären Vierfacherfolg wiederholen. Helfen soll ausgerechnet Freitag, der in Erlabrunn im selben Krankenhaus wie Hannawald geboren wurde. "Wenn Sven und ich nicht so weit auseinander wären, würde ich sagen, das war eine echt gute Hebamme", hatte Freitag schon vor der Tournee gesagt.

Und vielleicht hilft ja auch "Burglind" und sorgt für einen Überraschungssieger. So wie 2014, als der frühere Kombinierer Anssi Koivuranta (Finnland) am Bergisel den einzigen Weltcup seiner Skisprung-Karriere gewann, ebenfalls nach nur einem Durchgang. Innsbruck ist eben immer für eine Überraschung gut.