Hamburg. Katharina Brasche vom Hockeyclub Klipper THC beweist, dass eine Dreifachbelastung zum ausgewogenen Lebensmodell werden kann.

Natürlich könnte sie auch ins Fitnessstudio gehen, um sich auszupowern. Aber Katharina Brasche ist überzeugt davon, dass sie über kurz oder lang eine dieser Karteileichen werden würde, die nach einem anstrengenden Tag im Büro lieber auf der Couch die Füße hochlegen als Sport zu treiben. Und weil sie das Gefühl, zu einem Team zu gehören, dessen Mitglieder auf sie bauen, als Motivation sehr schätzt, hat sie auch vor dieser Saison ihr Engagement im Bundesligateam des Klipper THC verlängert. „Ich habe schon mehrfach gesagt, dass meine letzte Saison bevorsteht, und habe doch weitergemacht, weil die Leidenschaft für meinen Sport so groß ist“, sagt sie.

Das ist deshalb erwähnenswert, weil die Abwehrspielerin, die im Alter von sechs Jahren beim Traditionsclub aus Wellingsbüttel mit dem Hockey begann, mittlerweile 36 Jahre alt und Mutter von Emily (6) und Henry (3) ist. Und zudem 30 Wochenstunden als Marketingmanagerin im Otto-Konzern arbeitet. Wer diesem Pensum allerdings den Stempel „Dreifachbelastung“ aufdrückt, der lernt schnell, dass Katharina Brasche anders tickt. Als Belastung sieht sie keine ihrer Herausforderungen, im Gegenteil: „Ich mag meinen Job, liebe meine Kinder, und der Sport ist für mich aktive Erholung vom Alltagsstress“, sagt sie.

Sie ist die einzige berufstätige Mutter im Team

Dass ihr Lebenskonstrukt ohne gutes Zeitmanagement und die Unterstützung vieler Helfer zusammenfallen würde, verhehlt Katharina Brasche nicht. Weil sie als einzige berufstätige Mutter im Team Wert darauf legt, die gleiche Leistung abliefern zu müssen wie alle anderen, versucht sie das Teamtraining an drei Abenden in der Woche ebenso konsequent durchzuziehen wie die individuellen Athletikeinheiten. Dennoch haben Trainer Andreas Knutzen und die Mitspielerinnen Verständnis, wenn sie doch mal absagen muss.

Da ihr Mann als selbstständiger Geschäftsführer eines Personaldienstleisters unter der Woche oft auf Dienstreise ist, hilft ein Netz aus Familienmitgliedern und Babysittern bei der Betreuung der Kinder, wenn Katharina Brasche abends zum Training muss. Die Nachmittage hat sie dagegen für den Nachwuchs reserviert, „diese Zeit ist mir so wichtig, dass ich deshalb im Job eine 80-Prozent-Stelle habe“, sagt sie. Die Wochenenden sind dann Vaterzeit, zu den Spielen der Mama, die in Hamburg stattfinden, kommen die Kinder als Zuschauer mit.

Die Hallensaison ist etwas entspannter

Weil die Auswärtsreisen in der Zweiten Feld-Bundesliga viel Zeit und Energie kosten, ist die Hallensaison, in der Klipper in der Nordgruppe der Ersten Liga am Sonnabend (14 Uhr, Eckerkamp) den Harvestehuder THC empfängt und Sonntag (14 Uhr, Wesselblek) bei Titelverteidiger Uhlenhorster HC gefordert ist, die etwas entspanntere Zeit. Mit Eintracht Braunschweig kommt in der Sechsergruppe nur ein Kontrahent nicht aus Hamburg.

Zeit für spontane Treffen mit Freunden bleibt dennoch kaum, und auch wenn die meisten dafür seit Jahren Verständnis aufbringen, mehren sich die Fragen, wie lange sie dieses Pensum noch durchhalten wolle. Katharina Brasche spürt, dass es ihr von Jahr zu Jahr schwerer fällt mitzuhalten. Aber da sie nie die Schnellste war, sondern mit Ausdauer, Übersicht und Erfahrung besticht, ist die nachlassende physische Leistungsstärke noch kein Hemmschuh. Und weil sie sich trotz des immensen Altersunterschieds zu den Teamkolleginnen noch immer wohlfühlt, muss die Antwort auf die Frage offen bleiben. „Ich werde aufhören, wenn die Leute anfangen zu lästern, was die Alte noch auf dem Platz will“, sagt sie. Das Fitnessstudio wird also noch etwas warten müssen – auf die nächste Karteileiche.