Hamburg. Am Freitag steht das Benefizturnier des Clubs an der Alster für das Grootbos-Projekt an. Zwei Freiwillige berichten von ihren Erfahrungen

Sie wären gern länger geblieben und wollen unbedingt zurückkehren. An diesem Freitag werden sie auf dem Benefiz-Hockeyturnier des Clubs an der Alster (Start 18 Uhr, Hallerstraße), das in Hamburg traditionell die Hallensaison einläutet, über das Projekt „Hamburg Hockey hilft“ zugunsten der 2009 gegründeten „Alster Grootbos Hockey Foundation“ informieren. Und wer sie fragt, dem werden Lisa Branahl und Ina Niehues eine deutliche Antwort geben: Dass ein paar Monate als ehrenamtliche Lehrkraft in Südafrika das Leben bereichern und den Horizont erweitern.

Die beiden 19-Jährigen waren im vergangenen Jahr nach Gansbaai, rund zwei Autostunden südöstlich von Kapstadt gelegen, gereist, um am größeren der beiden Projektstandorte Kindern aus sozial benachteiligten Familien im Alter von sechs bis 16 Jahren Hockeyunterricht zu geben. Die Kosten für Anreise und Unterkunft müssen die Freiwilligen, von denen zwölf in Gansbaai und vier im Nebenstandort Hermanus arbeiten und sich dort Häuser teilen, selber tragen.

Vormittags arbeiten sie an den Schulen in den verschiedenen Townships, in denen die Kinder leben, nachmittags auf dem Naturrasenplatz des Projekts. Dabei geht es nicht nur um Hockey, sondern auch um andere Sportangebote. So bot Lisa einen Schwimmkurs an, Ina begleitete Kanutouren. Das schönste Erlebnis sei aber die Begeisterungsfähigkeit der Kinder gewesen. „Wir haben auch in Deutschland Erfahrung als Trainer, und der Unterschied ist riesig“, sagen beide, „die südafrikanischen Kinder saugen alles auf und haben riesigen Spaß am gemeinsamen Training.“

Natürlich hatten die Vereinsspielerinnen – Lisa ist für Bergstedt in der Oberliga aktiv, Ina sucht nach ihrem Wechsel aus Düsseldorf zum Geografiestudium in Hamburg noch einen Verein – vor ihrer Abreise mit den Klischees zu kämpfen, die über Südafrika existieren: hohe Kriminalitätsraten, Probleme zwischen Schwarzen, Farbigen und Weißen, mangelhafte Hygiene und giftige oder bissige Wildtiere – für junge, blonde Frauen aus Deutschland schlichtweg zu gefährlich. Fast alles Unsinn, sagen beide nun mit vier (Ina) respektive zehn Monaten Erfahrung.

„Nur die Rassentrennung ist wirklich ein Problem“, sagt Lisa, die regelmäßig in einem schwarzen Township mit einer einheimischen Familie als erste Weiße überhaupt die örtliche Kirche besuchte. „Wir wurden als Trainer von den schwarzen Kindern und Eltern natürlich akzeptiert, aber ansonsten gibt es kaum Kontakte zwischen Weißen, Farbigen und Schwarzen. Das war schockierend für mich“, sagt Ina. Dagegen sei Kriminalität in Gansbaai überhaupt kein Thema. „Selbst in Kapstadt muss man sich keine Sorgen machen, wenn man die üblichen Sicherheitsmaßnahmen ergreift“, sagen beide. Die Hygienestandards seien annehmbar, das Leitungswasser trinkbar. Und was die Tiere angeht, mache genau das ja die Faszination Südafrikas aus. „Von der Terrasse unseres Hauses konnten wir Wale und Robben im Meer schwimmen sehen“, sagt Lisa. Giftschlangen gebe es vorwiegend im Buschland, Raubtiere in den Nationalparks, und die Kapregion ist malariafrei.

Engagement und Motivation sowie die Liebe zu Kindern, das seien die Voraussetzungen, die Bewerber mitbringen sollten, dazu Autorität und Ausstrahlung. „Wer glaubt, dort Urlaub machen und die Stunden absitzen zu können, der sollte nicht hinreisen“, sagt Lisa, die eine Ausbildung zur Polizeimeisterin begonnen und ihren nächsten Urlaub bereits geplant hat: Im Sommer 2018 geht es zurück nach Gansbaai.