Hamburg. Obwohl er nur Ersatzfahrer war, gewinnt der Schwede auf der Rennbahn in Bahrenfeld den Großen Preis von Deutschland.

Am Sonntagmorgen um 7 Uhr konnte Jörg-Martin Meyer einfach nicht mehr schlafen. Zu unbequem war die vergangene Nacht auf dem kleinen Klappbett im Containerhaus, in dem normalerweise die Rennleitung während der Wettkämpfe sitzt. Der 54-Jährige ist für die Pflege der Trabrennbahn in Bahrenfeld zuständig. Er muss rund um die Uhr für die Fahrer, Trainer und die Besitzer der Pferde erreichbar sein. Deswegen ist er am liebsten direkt vor Ort.

„Ich mache das gern, weil mir die Tiere sehr wichtig sind“, erzählt der gelernte Pferdewirt in einer seiner kurzen Pausen. An so einem speziellen Renntag wie an diesem Wochenende kommt Meyer eine besonders hohe Verantwortung zu. Mit 14 Prüfungen inklusive des mit 150.000 Euro hoch dotierten Großen Preises von Deutschland zählt die Veranstaltung zur absoluten Spitzenklasse. „Wir hatten Glück, dass es die letzten Tage geregnet hat. So mussten wir die Anlage nicht zusätzlich wässern“, sagt der Hamburger.

Er war für Bergh eingesprungen

Nach jedem Rennen ist Meyer in den Traktor gesprungen, hat den Sand durchgesiebt und das Hippodrom in seinen bestmöglichen Zustand gebracht. Davon haben auch die Pferde beim Highlight-Rennen über 2200 Meter profitiert. Im Ziel der hochklassigen Gruppe-I-Prüfung hatte Ersatzfahrer Kim Eriksson mit dem schwedischen Hengst Diamanten nicht ganz eine Länge Vorsprung vor Wallach Generaal Bianco mit Peter Untersteiner im Sulky.

„Ich habe davon geträumt, aber es nicht für möglich gehalten“, sagte Eriksson nach seinem souveränen Sieg beim Großen Preis von Deutschland. Eriksson war für seinen Landsmann Robert Bergh eingesprungen, dessen Flug am Sonntagmorgen von Göteborg nach Hamburg gestrichen worden war. Trotz zahlreicher „Rudi“-Anfeuerungsrufe der 3200 Zuschauer wurde die deutsche Hoffnung Orlando Jet mit Fahrer und Publikumsliebling Rudolf Haller nur Fünfter im zwölfköpfigen Feld der Vierjährigen.

Zukunft in Bahrenfeld ungewiss

Das Fazit des Hamburger Traber-Zentrum-Geschäftsführers Klaus Koch fiel dennoch positiv aus: „Es war eine tolle Veranstaltung. Es ist sehr selten, dass wir so gute Pferde in Deutschland sehen. Wir werden daran arbeiten, die Qualität noch weiter zu verbessern.“

Wie lange Bahrenfeld noch die Heimat des Trabrennsports bleibt, steht weiter in den Sternen. „Wir haben den Umzug nach Horn geplant, aber das dauert mindestens noch drei Jahre“, sagte Koch. Das Gelände der Trabrennbahn soll künftig als Bauland genutzt werden. Jörg-Martin Meyer interessiert das nicht. Sein Credo lautet: „Ich bleibe bis zum bitteren Ende.“ Wenn es sein muss auch die ganze Nacht.