Hamburg. 1,4 Millionen Euro und üppige Quoten: Am Sonntag startet in Hamburg der Große Preis. Vor allem die Skandinavier sind begeistert.

Auch wenn die Entscheidung im Großen Preis von Deutschland mit 15 Startern offen ist, steht ein Ergebnis jetzt schon fest: Die Trabrennbahn am Volkspark wird an diesem Sonntag den höchsten Wettumsatz ihrer Geschichte verbuchen. Unter dem Strich werden etwa 1,4 Millionen Euro durch den Totalisator fließen. Üppige Quoten sind garantiert.

Ursache ist nicht eine plötzlich boomende Investitionslust der Hamburger Zockergilde, sondern ein Coup des Rennbahn-Geschäftsführers Klaus Koch. Der gebürtige Däne mit exzellenten Beziehungen im skandinavischen Pferdesport fädelte einen für das Bahrenfelder Hippodrom einmaligen Deal ein: Sämtliche neun Rennen des Sonntags sind in Schweden als Veranstaltungsort Nummer eins eingestuft. Die wettbegeisterten Nordlichter, die pro Jahr rund 1,5 Milliarden Euro auf Pferde setzen, wetten diesmal direkt in den Hamburger Toto.

Deutscher Hengst Cash Hanover gilt als Außenseiter

Kein Wunder, dass mit acht Teilnehmern die Mehrheit des Grand-Prix-Feldes aus Schweden anreist. Fünf Teilnehmer aus den Niederlanden sowie je ein Hengst aus Deutschland und Dänemark komplettieren den Höhepunkt des norddeutschen Traberjahres. Der Große Preis ist mit 200.000 Euro dotiert, von denen der Besitzer des Siegers die Hälfte kassiert.

Wahrscheinlich wird das Gros des Geldes nach Schweden gehen: Sugar­makesmecrazy mit Erik Adielsson im Sulky und Cruzado dela Noche mit Per Linderoth gehen als Favoriten an den Autostart. Ihr „Landsmann“ Sahara One oder der Holländer Tuonoblu Rex könnten beide den Lorbeer streitig machen. Dagegen treten der einheimische Cash Hanover aus Berliner Besitz und Fahrer Michael Nimczyk als Außenseiter an.

„Ich erwarte ein faszinierendes Finish“, sagt Rennbahn-Manager Klaus Koch. Als Tribut an die Fernseh- und Wettgewohnheiten der Schweden steht der Grand Prix erst um 17.50 Uhr auf dem Programm. Die erste Prüfung geht um 14.30 Uhr auf die Runde. Der Eintritt ist frei. Tribünenplätze kosten 20 Euro, sind aber weitgehend vergriffen. Quasi als Appetithappen steht bereits am heutigen Sonnabend ein Renntag mit zehn Entscheidungen an. Bei einer Auktion am Abend sollen zudem 55 Traber versteigert werden.

Gut, aber nicht überragend besetzt

Trotz der erwartet enormen Wetteinsätze und insgesamt 350.000 Euro Preisgeld kommt am Volkspark nicht nur Freude auf. Der Große Preis von Deutschland ist zwar gut, aber keinesfalls überragend besetzt. So tritt kein Pferd aus der Trabernation Frankreich an. Die Franzosen finden wenig Gefallen an der Sprinterdistanz von 1680 Metern und haben eine Woche später in Paris einen Grand Prix gleichfalls für vierjährige Traber, der mit 400.000 Euro doppelt so hoch ausgestattet ist.

Statt an Vierjährige richtet sich der Große Preis in Bahrenfeld im kommenden Jahr erstmals an zweijährige Pferde und wird unter dem Titel „European Future Cup“ ausgetragen. Die Dotierung bleibt unverändert. Dieser Beschluss wird auf Betreiben des Züchters und Milliardärs Günter Herz umgesetzt.

Ohne die finanzielle Unterstützung des früheren Kaffeekaufmanns (Tchibo) wäre der Rennbetrieb am Volkspark längst eingestellt. Hinter den Kulissen ist von etwa 700.000 Euro Zuschuss im Jahr zu hören, die Herz zur Verfügung stellt.

Am Sonntag gibt es eine schwedische Spezialwette

Umso bedeutender sind die Erlöse dieses Wochenendes. Die Umsatzprovision des aus Schweden transferierten Wettsegens wird bei geschätzten 40.000 Euro liegen und kaum die Organisations- und Marketingkosten des Großereignisses decken.

Dennoch sehnt sich die dezimierte Trabergemeinde Norddeutschlands nach hochkarätigem Sport mit internationalem Flair. Dazu trägt die schwedische Spezialwette V64 bei, die ausnahmsweise in Hamburg entschieden wird. Dabei muss das Kunststück vollbracht werden, die Sieger der Rennen vier bis neun komplett richtig anzukreuzen. Nicht nur der Wetteinsatz aus Skandinavien von mehr als einer Million Euro, sondern auch ein Jackpot in Höhe von 400.000 Euro tragen zur Belebung des Geschäfts bei.

Sollte der mitfavorisierte Sugar­makesmecrazy im Grand Prix die Nüstern vorn haben, kommt er vielleicht wirklich in den Genuss einer Prise Zucker, der ihn dem Namen nach angeblich ganz verrückt macht. In jedem Fall steigt Erik Adielsson im pinkfarbenen Dress in den Sulky. Damit macht der Schwede auf das Thema Brustkrebs aufmerksam: Ein Teil seines Preisgeldes wird für die Bekämpfung der heimtückischen Krankheit gespendet.