Hamburg. Gespräche über gemeinsame Rennbahn mit Galoppern in Horn. Großer Preis von Deutschland weckte Erinnerung an goldene Zeiten.

Ein richtungweisender Termin mit den Galoppern am 19. Oktober in Sachen Doppelrennbahn im Blick, hochklassiger Sport und eine formidable, internationale Stimmung auf dem Hippodrom – unter diesen Vorzeichen erlebten die Traber in Bahrenfeld endlich mal wieder einen spannenden Sonntag. Der Einlauf im Großen Preis von Deutschland ließ Erinnerungen an glorreiche Zeiten aufkommen. 200.000 Euro Preisgeld machten den Aktiven und ihren Pferden Beine.

90.000 davon sicherte sich ein in den USA gezüchteter Schwede mit einem Norweger im Sulky. Im Ziel dieser Meilenprüfung der Europagruppe eins hatte der braune Hengst Exodus Hanover mit Fahrer Kenneth Haugstad eine Länge Vorsprung vor dem gleichfalls in Schweden trainierten Wallach British Steel mit Marcus Lindgren. Die drei deutschen Teilnehmer im elfköpfigen Feld der Vierjährigen sahen nur die Hufe der beiden skandinavischen Favoriten oder wurden disqualifiziert. Zum fünften Mal in Folge gewann ein schwedischer Starter den Höhepunkt des Hamburger Trabrennjahres.

„Wegen der galoppierenden Pferde war es schwer, aus der zweiten Startreihe eine gute Position zu finden“, sagte Haugstad. „Dann aber ging alles ganz leicht.“ Auf der Zielgeraden dirigierte er Exodus Hanover nach außen, um souverän zu siegen. Für den Hengst war es beim 13. Jahresstart der erste Sieg – und der wichtigste seiner Laufbahn.

Optimisten schätzten, dass bei freiem Eintritt etwa 4000 Zuschauer auf dem Hippodrom weilten. In vergangenen Jahren waren es oft mehr als das Dreifache. Eine Ursache: Im Vorfeld hatte es praktisch keine Werbung für das nur noch auf einen Tag konzen­trierte Ereignis gegeben. „Wir haben keine Marketingabteilung mehr“, entgegnete HTZ-Geschäftsführer Klaus Koch auf Nachfrage. Immerhin wurden bei einer Auktion am Vorabend des Grand Prix 62 Jährlinge für insgesamt 984.000 Euro versteigert.

Jahresetat musste halbiert werden

Nach dem Rückzug der Familie des Pferdezüchters und Milliardärs Günter Herz Ende 2014 wurde der Jahresetat von damals 1,5 Millionen Euro halbiert. Von einst mehr als 30 Mitarbeitern im Umfeld des Hippodroms können nur noch fünf fest beschäftigt werden. Und auch der für Tageshonorar angeheuerte Klaus Koch steht im Schnitt nur an drei Tagen in der Woche zur Verfügung.

Zwar war der Umsatz von 149.012 Euro am Sonntag akzeptabel, doch summieren sich die Wetteinsätze 2015 dadurch auf nur 1,42 Millionen Euro. Wahrscheinlich wird sich der Umsatz aus dem Vorjahr fast halbieren. Allerdings wurden da 44 statt aktuell 26 Renntage organisiert. Bleibt es bei den Zahlungen der Familie Herz an den Förderverein GfP, der jährlich etwa 750.000 Euro für den Fortbestand der Bahn aufbringt, kann in Hamburg auch zukünftig getrabt werden. Die Mieteinnahmen aus acht gut besuchten Musikkonzerten bereichern die Kalkulation.

Ob auch das anständige Rennpreisniveau gehalten werden kann? Seit Januar wurden 880.000 Euro ausgeschüttet. Die hohe Dotierung für den Grand Prix kommt laut Koch weitgehend durch langfristige Nenngelder der Pferdebesitzer zusammen. Er hofft, dass sich 2016 daran nichts ändern wird.

Durchhalten bis Ende des Pachtvertrages 2017

Motto am Volkspark: Bis zum Auslaufen des Pachtvertrages mit der Stadt im Frühjahr 2017 soll durchgehalten werden. Die Vision einer Doppelrennbahn hilft dabei. „Wir sind nicht weit auseinander und wollen mit einer Stimme sprechen“, sagt HTZ-Vorstandsmitglied Elisabeth Kiausch über die Gespräche mit den Galoppern aus Horn. Das Rathaus verlangt von beiden Pferdesportsparten einen gemeinsamen, umsetzbaren Vorschlag.

Am kommenden Montag setzen sich die Traber mit dem Architekten und Rennstallbesitzer Ferdinand Leve an einen Tisch. Dessen Planungsbüro hat im Auftrag der Galopper ein Konzept entwickelt, wie eine Rennbahn für Traber und Galopper in Horn aussehen soll. HTZ-Manager Koch reichert die Diskussion mit einem neuen Vorschlag an: „Ich bin für eine zweite, kleinere Tribüne in Horn.“ Diese könnte seinen Vorstellungen gemäß knapp 1000 Sitzplätze umfassen, wintertauglich sein und neben dem Traberoval im Innenraum der Galopprennbahn relativ kostengünstig gebaut werden. Hinter der Finanzierung indes steht, wie seit Jahren schon, ein großes Fragezeichen.