Hamburg. Der US-Amerikaner übernimmt bei den Erstliga-Footballern der Hamburg Huskies den Posten von Sean Embree – und fordert Verstärkungen.

Es dürfte eine Reihe an Menschen geben im Umfeld des Footballteams der Hamburg Huskies, die froh darüber sind, dass Anthony Rouzier bei seiner Berufswahl nicht auf seine Mutter gehört hat. Rechtsanwalt hätte er werden sollen, bloß raus aus dem Sport, den er als Aktiver wegen diverser Verletzungen als Student an der University of Massachusetts hatte aufgeben müssen. „Aber obwohl ich Kurse in Jura, Journalistik und Wirtschaftswissenschaften belegt hatte, war mein größter Wunsch immer, als Headcoach in meinem geliebten Sport arbeiten zu dürfen“, sagt der US-Amerikaner.

Diesen Wunsch erfüllen sie ihm – und sich selbst – in Hamburg nun in der Saison 2018. Sich selbst, weil die Spieler sich beim Vorstand mehrfach für eine Weiterverpflichtung Rouziers eingesetzt hatten. Als Defensive Coordinator war der 30-Jährige Anfang des Jahres von Cheftrainer Sean Embree verpflichtet worden, doch nachdem dieser wegen familiärer Probleme nach der Sommerpause im August in seine Heimat zurückkehren musste, übernahm Rouzier als Interimschef Verantwortung. Das funktionierte so gut, dass sich der bis dato sieglose Tabellenletzte mit vier Erfolgen in Serie souverän vor dem Abstieg aus der nationalen Eliteliga GFL rettete.

Rouzier fordert Verstärkungen

„Anthony hat einen unglaublichen Job gemacht. Er hat uns bewiesen, dass er Sean ersetzen kann. Das war der Grund, warum er der Topkandidat für den Posten war“, sagt Huskies-Sportdirektor Timothy Speckman, der die Verhandlungen mit Rouzier auch deshalb zu einem schnellen Ende geführt hat, um Planungssicherheit für die Verhandlungen mit dem bestehenden Kader und potenziellen Neuzugängen bieten zu können.

Dass das Team Verstärkungen braucht, daran lässt Rouzier keinen Zweifel. „Es ist jedem klar, dass wir mehr und bessere Spieler brauchen, wenn wir vorwärtskommen wollen“, sagt der neue Chef, der vor allem die Talente aus der Metropolregion in der Stadt halten will. „Die besten Spieler aus Hamburg und Umgebung müssen bei den Huskies spielen“, sagt er. Und dürfen nicht, wie im vergangenen Herbst geschehen, im Dutzend zum Nordrivalen aus Kiel abwandern.

Trainer als „großer Bruder der Spieler“

Rouzier, der weder das Land noch die Liga kannte, sondern Anfang des Jahres von einem Freund nach Europa gelockt wurde, der hier Talente für US-Colleges finden wollte, bezeichnet sich selbst als „großer Bruder der Spieler“. Ihm sei viel daran gelegen, einen guten Draht zu seinem Team zu haben, was aufgrund des kaum vorhandenen Altersunterschieds auch nicht schwer sei. „Wir lieben alle Hip-Hop und sprechen dieselbe Sprache“, sagt er. Dennoch solle niemand glauben, dass er vor unpopulären Entscheidungen zurückschrecke. „Es gibt Dinge wie Disziplin, Teamgeist und die Bereitschaft, sich für den Mitspieler aufzuopfern, die nicht verhandelbar sind. Ich stelle nach Leistung auf, nicht nach Namen. Und ich kann sehr hart sein, wenn es nötig ist“, sagt er.

Rouzier ist überzeugt, mit Speckman („Wäre er nicht geblieben, wäre ich auch nicht mehr hier“) einen Kader zusammenstellen zu können, der die Entwicklung anstoßen soll, „Football in Hamburg wieder so groß zu machen, wie es zu besten Zeiten der Blue und Sea Devils war“. Bis zum November und dann wieder von Ende Januar an wird er dafür alles geben. Zu Weihnachten jedoch muss er zu Hause sein. Das hat er seiner Mutter versprochen, und jeden Wunsch darf er ihr nicht abschlagen.