Hamburg. Der Hamburger Bundestrainer nimmt ein lukratives Angebot an. Sein Abgang steht beim Deutschen Hockey-Bund in trauriger Tradition.

Lukrativer China-Job statt Medaillenjagd mit den deutschen Frauen: Bundestrainer Jamilon Mülders verlässt den Deutschen Hockey-Bund (DHB) zum 1. Oktober und wechselt ins Reich der Mitte. Der 41 Jahre alte Hamburger hinterlässt beim Verband eine große Lücke. Mülders hatte die Nationalmannschaft nach schwierigen Jahren zurück auf Topniveau geführt.

„Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, denn ich verdanke dem DHB und der Mannschaft viel“, sagte Mülders, der sein Amt 2012 angetreten hatte: „Aber ich muss in erster Linie an meine Familie denken, und das Angebot aus China ist so lukrativ und nachhaltig, dass ich mich jetzt zu einer Veränderung entschieden habe.“ Den einstigen Auftrag des Präsidiums sieht Mülders als erfüllt an: „Die Ergebnisse sind stabil sichtbar geworden, und das deutsche Damenhockey ist wieder in der Weltspitze angekommen.“

DHB-Sportdirektor Heino Knuf bedauert den Abschied: „Er hat so viel für den Verband erreicht, neben der Bronzemedaille in Rio ja nun auch mit einem ganz jungen Team die WM-Qualifikation für London 2018, und hat zudem auch so viele gute Ideen mit in unser System gebracht, dass wir ihn zwar mit weinendem Auge, aber auch mit den besten Wünschen für seine weitere Karriere verabschieden.“

Nachfolgersuche vor dem Abschluss

Mit Mülders auf der Trainerbank gewann der DHB 2013 in Belgien den EM-Titel, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro holte er Bronze. In China wird der gebürtige Berliner künftig die Damennationalmannschaft betreuen. Teammanagerin Julia Walter und Athletiktrainer Tillmann Bockhorst folgen dem charismatischen Coach nach Peking. Beim DHB soll die Suche nach einem Nachfolger schon weit vorangeschritten sein.

Für die Mannschaft ist der Abgang ihres Trainers ein Schock. „Das ist ein sehr großer Einschnitt für uns“, sagte Leistungsträgerin Anne Schröder: „Wir haben alle geschluckt.“ Doch das Team zeigte auch Verständnis für den Schritt des langjährigen Anführers.

Bereits nach Olympia im vergangenen Jahr hatte Mülders einmal mehr die widrigen Bedingungen thematisiert, unter denen der Erfolg beim DHB entstanden sei. „Immer aus Magerquark Sahne zu schlagen, ist schwer“, sagte er. Bereits seit Jahren weisen auch Knuf und Präsident Wolfgang Hillmann wiederholt darauf hin, dass es der Verband ohne zusätzliche Mittel in der Weltspitze immer schwerer haben wird.

China rüstet für Tokio 2020 auf

Auch den Abgang weiterer Toptrainer befürchteten die Verantwortlichen, die diese Erfahrung bereits 2015 leidvoll machen mussten. „Goldschmied“ Markus Weise, der für drei Olympiasiege verantwortlich zeichnete, schloss sich dem finanziell deutlich potenteren Deutschen Fußball-Bund (DFB) an.

Nach dem historisch schwachen Abschneiden mit zwei vierten Plätzen bei der EM in diesem August in Amsterdam hatte Knuf erneut die Hoffnung des DHB auf mehr Kapital infolge der viel diskutierten Leistungssportreform geäußert. „Erst wenn diese umgesetzt wird, können wir ähnlich professionelle Strukturen wie unsere größten Konkurrenten aufbauen. Wir wollen und müssen das Personal erhöhen, derzeit haben wir aber keine Planungssicherheit“, sagte Knuf. Für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 werde die Reform aber zu spät kommen, wenn sie erst 2019 greift.

China fährt dagegen bereits seit längerem sein Engagement hoch – die Sommerspiele beim Nachbarn Japan sind für die Asiaten von großer Bedeutung. Mit Mülders auf der Trainerbank könnte dem DHB ein neuer Konkurrent um die Medaillen erwachsen.