Krakau. Mit dem 3:2-Sieg gegen Serbien schreibt die Mannschaft um Georg Grozer Geschichte und sichert sich erstmals eine europäische Medaille.

Nach einem Mega-Comeback nach der Abwehr von zwei Matchbällen sind die deutschen Volleyballer sensationell ins Finale der EM in Polen eingezogen und haben ihre erste Medaille sicher. Die Mannschaft von Nationaltrainer Andrea Giani bezwang nach einer bravourösen Leistung und trotz eines 0:2-Satzrückstands den Weltranglisten-11. Serbien im Halbfinale mit 3:2 (24:26, 15:25, 25:18, 27:25, 15:13). Der WM-Dritte von 2014 hat nun am Sonntag (20.30 Uhr) sogar die Riesenchance auf Gold. Gegner ist Rekordchampion Russland, der sich gegen die vom Ex-Bundestrainer Vital Heynen betreuten Belgier mit 3:0 (25:14, 25:17, 25:17) durchsetzte.

Vor 8336 Zuschauern am Sonnabend in Krakau spielten die Deutschen um Diagonalangreifer Georg Grozer gegen den Europameister von 2011 vor allem in der Schlussphase begeisternden Volleyball. Im vierten Satz wehrte das nervenstarke Team von Giani sogar zwei Matchbälle ab und zwang die Serben schließlich in die Knie.

Polen bringt DVV-Team Glück

„Es ist verwirrend, ich kann das im Moment noch gar nicht fassen, einfach unglaublich“, suchte Grozer nach Worten. Drei Jahre nach WM-Bronze in Kattowitz bringt Polen der deutschen Mannschaft wieder Glück. „Ich glaube, wir müssen hierher ziehen", scherzte Grozer.

Giani lobte die Aufholjagd seines Teams: „Wir haben unsere Identität gefunden. Ein starker Charakter ist so wichtig, und die Mannschaft hat ihn.“

Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) hatte vor ihrem ersten EM-Halbfinale seit 24 Jahren nochmals emotionalen Rückhalt erhalten. Der langjährige Kapitän Jochen Schöps reiste nach Polen, um seiner früheren Mannschaft Mut zuzusprechen. Mit den Serbien wartete allerdings auch der bisher stärkste Kontrahent im Turnierverlauf.

Einsatz bleibt zunächst unbelohnt

„Sie sind technisch und physisch stark, aber auch mental. Die Spieler sind bei den besten Clubs“, hatte Giani gewarnt. Im Volleyball sei aber alles möglich. „Es wird entscheidend sein, mit welchem Selbstbewusstsein meine Spieler die Partie bestreiten.“

Grozer & Co. versuchten von Beginn an, mutig zu spielen. Doch im eigenen Service waren sie erst nicht aggressiv genug. Die Serben hingegen waren in ihrem Aufschlag dauerhaft druckvoll. Zudem taten sich die Deutschen gegen den wuchtigen Block der Mannschaft um den früheren Berliner Srecko Lisinac schwer. Die beiden ersten Sätze musste das DVV-Team trotz großen Einsatzes abgeben.

Zwei Matchbälle abgewehrt

„Es geht jetzt wieder von Null los“, feuerte Kapitän Lukas Kampa seine Mannschaft vor dem dritten Durchgang an. Die Deutschen wurden im Aufschlag druckvoller und waren nun auf Augenhöhe mit dem Favoriten. Mit 17:10 konnten sie sich bei Kampas Aufschlag sogar absetzen. Die Deutschen zeigten nun, warum sie von den vergangenen sechs Partien gegen Serbien fünf gewinnen konnten.

Die deutschen Schmetterkünstler erzwangen einen vierten Satz. Dort blieben sie dran und hielten bravourös dagegen. Grozer & Co. wehrten sogar zwei Matchbälle ab und erzwangen mit dem ersten Satzball den entscheidenden Durchgang. Ein Block von Kampa bescherte dann den erstmaligen Einzug ins Endspiel.