Hamburg. Abass Baraou ist bei der Weltmeisterschaft der Amateurboxer der einzige Deutsche im Halbfinale. Mit seinem Stil begeistert er die Fans.

Dass Hamburg eine schöne Stadt ist, hatte man Abass Baraou erzählt, bevor die Amateurbox-WM startete. Am freien Mittwoch und Donnerstag konnte sich der 22 Jahre alte Weltergewichtler selbst davon überzeugen. Bei Spaziergängen mit seinem Vater an der Alster und durch die City wollte der letzte deutsche Hoffnungsträger den Kopf für das freibekommen, was an diesem Freitag (18 Uhr) auf ihn wartet. Im Halbfinale der Klasse bis 69 Kilogramm kämpft Baraou gegen den Kubaner Roniel Iglesias um den Einzug ins Finale, das am Sonnabend (18 Uhr) in der Sporthalle Hamburg ansteht.

Ein Gewinner der Heim-WM ist der in Aalen geborene Sohn togolesischer Eltern indes schon jetzt. Und das nicht nur, weil es im olympischen Boxen keinen Kampf um Platz drei gibt und er damit Bronze bereits sicher hat, sondern vor allem, weil er mit seinem Stil die Fans begeistert. Der Sportsoldat, der in Oberhausen aufwuchs und mittlerweile in Berlin lebt und mit Landestrainer Ralf Dickert trainiert, ist ein Konditionswunder, dem der Rückwärtsgang zu fehlen scheint. Ba­raou, der in der Jugend auf dem Schulhof des Öfteren in Schlägereien verwickelt war und mit 13 dann bei seinem Heimtrainer Mohammed Guettari lernte, seine Aggressionen im Boxen zu kanalisieren, ist ein Draufgänger nicht nur im Ring, was sich Mitte Juli beim Sommerfest im Leistungszentrum Kienbaum zeigte, als er Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Paar Boxhandschuhe überreichte und sie zur anstehenden WM einlud.

Die Chance auf eine Goldmedaille ist mehr Ansporn als Druck

Die Fotos davon verbreiteten sich über die sozialen Netzwerke und brachten dem Fachabiturienten mehr Aufmerksamkeit als der Gewinn des EM-Titels Ende Juni im ukrainischen Charkow. Nun die Chance zu haben, auch bei der WM die einzige Goldmedaille für Deutschland zu gewinnen, sei für ihn mehr Ansporn als Druck. „Als meine Kollegen im Viertelfinale nacheinander ausgeschieden sind, war klar, dass ich nun umso mehr Gas geben muss“, sagt er.

Das gelang im Viertelfinalduell mit dem Mongolen Tuvshinbat Byamba so gut, dass die Diskussionen um seine Zukunft blühen. „Ins Profilager zu wechseln, könnte ich mir sehr gut vorstellen“, sagt Baraou, der die Olympischen Spiele 2020 in Tokio als Ziel ausgibt. Dass es in Hamburg gute Profiställe gibt, musste man ihm nicht erzählen. „Das weiß ich“, sagt er. Könnte also gut sein, dass sich da eine längere Beziehung anbahnt.