Björn Jensen. Der Medaillenkandidat setzt sich gegen den EM-Zweiten Mamedow durch. Touba scheidet aus. Am Sonntag greift der Lokalmatador ein.

Auch fünf Minuten nach seinem ersten Sieg schnappte Murat Yildirim nach Luft und schwitzte aus allen Poren. „Ich musste wirklich bis zur letzten Sekunde alles geben“, sagte der Sportsoldat aus Berlin, nachdem er bei der Amateurbox-WM in der Sporthalle Hamburg in der Klasse bis 60 Kilogramm seinen Auftaktkampf gegen den Russen Gabil Mamedow mit 4:1 Punktrichterstimmen gewonnen hatte.

Nun ist es beim wichtigsten weltweiten Turnier im Boxen nach den Olympischen Spielen keine Überraschung, dass die Konkurrenz stark ist. Aber Vizeeuropameister Mamedow verlangte dem 21-Jährigen, der vom Deutschen Boxsport-Verband als sicherer Medaillenkandidat gehandelt wird, tatsächlich schon zum Start ins Turnier alles ab.

„Er war sehr robust und unorthodox, aber zum Glück habe ich meine Konzentration nie verloren, habe viel geschlagen und viel getroffen und mich gut bewegt. Deshalb denke ich, dass der Sieg verdient war“, sagte Yildirim, der am Montag im Achtelfinale nun auf den Japaner Arashi Morisaka trifft. „Ich kenne ihn nicht, aber wir werden uns gut auf ihn vorbereiten. Letztlich ist es egal, gegen wen ich kämpfe, denn um mein Ziel zu erreichen, muss ich jeden besiegen, und hier gibt es keine schwachen Gegner“, sagte er.

Harutyunyan greift am Sonntag ein

Beendet ist die Heim-WM bereits für Hamza Touba. Der Fliegengewichtler (Klasse bis 52 kg) aus Kaarst schied als erster der zehn deutschen Starter durch eine einstimmige Punktniederlage gegen den Spanier Gabriel Escobar aus – und war nach dem Kampf fair genug, die Niederlage einzugestehen. „Das Urteil geht in Ordnung. Ich konnte meine Linie nicht durchziehen, und er ist auch ein starker Boxer. Leider war es nicht mein Tag, ich bin sehr traurig“, sagte der 25-Jährige, der im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ebenfalls in Runde eins gescheitert war.

Als möglichen Grund für seine etwas uninspiriert und kraftlos wirkende Vorstellung führte Touba die Inaktivität nach den Sommerspielen an. Da er sich auf seine Abschlussprüfungen zum Industriekaufmann bei Daimler konzentriert hatte, konnte er seit Rio lediglich einen Kampf bestreiten. „Das mag eine Rolle gespielt haben, obwohl ich gut trainiert habe und keine Ausreden suchen will“, sagte er.

Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für den ersten Auftritt von Lokalmatador Artem Harutyunyan. Der 27 Jahre alte Olympiadritte startet nach einem Freilos in Runde eins am Sonntag (16.30 Uhr/ZDF live) im Achtelfinale der 64-Kilogramm-Klasse gegen den Briten Luke McCormack. Wegen einer längeren Erholungsphase und anschließender Verletzung hat Harutyunyan seit Rio auch nur einen Wettkampf absolviert.