Hamburg. Die Olympiasiegerinnen gewinnen auch das World-Tour-Finale im prall gefüllten Tennisstadion. 8000 Fans finden keinen Einlass.

Als sie den Brasilianerinnen das letzte von insgesamt sechs Assen ins Feld gesetzt hatte, wurde Laura Ludwig von den Emotionen überwältigt. Mit einem Kraftakt ohne Beispiel sicherte sich die deutsche Beachvolleyball-Königin zusammen mit der weltbesten Blockerin Kira Walkenhorst beim Welttour-Finale das nächste Gold. Die Hamburgerinnen holten sich am Sonnabend im prallvoll besetzten Tennisstadion am Rothenbaum gegen die Brasilianerinnen Agatha und Duda mit 2:1 (21:17, 19:21, 15:10) den Finalsieg und wurden minutenlang von fast 10.000 Fans gefeiert – weitere 8000 verfolgten das Spiel draußen auf zwei Videowänden. „Der Olympiasieg war cool, der Weltmeistertitel noch cooler. Aber das war sensationell“, rief Ludwig ins Mikrofon.

Mit dem Sieg in Hamburg verteidigten Ludwig und Walkenhorst bei ihrem Heimturnier nicht nur den vor einem Jahr in Toronto (Kanada) gewonnenen Titel und kassierten die Siegprämie von 100.000 Dollar. Sie krönten eine Saison, die eigentlich schwieriger nicht laufen konnte: Operation und ewig lange Rehabilitation bei Ludwig, eine Infektion führte zu anhaltenden Schulterproblemen bei Walkenhorst. Trotzdem gewann das Duo die zwei wichtigsten Titel des Jahres.

Heimkulisse setzt Emotionen frei

„Das ist ein Moment, in dem man alles verarbeiten kann, was man in den vergangenen Jahren erreicht hat“, erklärte Walkenhorst und ergänzte: „Das ist eine Quälerei gewesen.“ Sogar eine Aufgabe hatte während des Hamburger Turniers im Raum gestanden. Im Finale ließ sich das deutsche Nationalduo auch vom ersten verlorenen Satz nicht aus der Fassung bringen. Im Tiebreak führten die Golden Girls von Beginn an. „Wir wollten auf jeden Fall gleich agieren. Wenn man müde ist, macht es Sinn, dass man führt“, sagte Ludwig.

Die Lust und gute Laune war den beiden Hamburgerinnen die gesamte Turnierwoche anzumerken. „Grundsätzlich sind wir ein Team, das den geraden Weg geht. Aber ohne Freude geht gar nichts“, erklärte Trainer Jürgen Wagner, der seine Damen trotz der Probleme erstmals zum WM-Titel geführt hat. Und nun der emotionale Höhepunkt am Rothenbaum. „Sie haben gespürt, dass Hamburg hinter ihnen steht. Das setzt bei jedem Menschen Emotionen frei. Und es sind zwei jungen Frauen, die viele Emotionen haben“, sagte der erfahrene Wagner.

Platz fünf für Jungvater Böckermann

„Das ist Gänsehaut pur, das ist einfach noch mal speziell“, erklärte die 31 Jahre alte Ludwig zum Hamburger Auftritt. „Wir hatten keine richtige Vorbereitung. Wir haben nicht konstant gespielt. Aber wir haben uns auch zuvor vier Jahre mit demselben Team vorbereitet. Die Trainer sind sehr erfahren, sie können uns gut steuern“, ergänzte Walkenhorst (26). „Es geht viel über das Selbstbewusstsein, dass wir uns mit den Erfolgen geholt haben. Der größte Anteil liegt schon im Kopf. Wenn man nicht die Schnelligkeit hat und die Handlungshöhe, muss man andere Tools nutzen. Da haben wir viel gelernt.“

Ihr HSV-Vereinskollege Markus Böckermann und sein Kieler Ersatzpartner Lorenz Schümann verabschiedeten sich mit Rang fünf vom Rothenbaum. Das Interimsduo unterlag im Viertelfinale den Polen Piotr Kantor und Bartosz Losiak mit 0:2 (14:21, 14:21). Zehn Stunden vorher hatte Böckermanns Verlobte Juliane den ersten gemeinsamen Sohn Karl Johann geboren, der Vater war dabei. Böckermanns Partner Lars Flüggen verpasste das Turnier aufgrund einer Meniskusoperation.