Hamburg. Ludwig/Walkenhorst schlagen sich beim Beachvolleyball-Major-Finale ins Endspiel. Böckermann/Schümann im Viertelfinale.

Am späten Abend kehrte das Lächeln in die Gesichter von Laura Ludwig (31) und Kira Walkenhorst (26) zurück. Sie lagen sich in den Armen, strahlten, schrien ihr Glück heraus, wollten den prall gefüllten Centre-Court gar nicht mehr verlassen. „Dort oben sitzen ja auch noch Zuschauer“, stellte Walkenhorst erstaunt fest. 9000 waren zum Halbfinale gekommen, neuer Rekordbesuch für Beachvolleyball am Rothenbaum. Und sie sahen eine Machtdemonstration der besten Beachvolleyballerinnen der Welt. Mit 2:0 (21:15, 21:14)-Sätzen besiegten die Hamburgerinnen die letztlich chancenlosen Kanadierinnen Melissa Humana-Paredes/Sarah Pavan, die Nummer drei der Welt. Im Endspiel trifft das HSV-Duo an diesem Sonnabend (14 Uhr/ZDF) auf die Brasilianerinnen Agatha Bednarczuk/Eduarda „Duda“ Lisboa.

Sie ist 19 Jahre alt

Vor 14 Monaten standen sich drei der vier bereits im Finale des Major-Turniers in Hamburg gegenüber. Barbara (30), die damals Vierte im Bunde, trennte sich nach den Olympischen Spielen in Rio von Agatha (34), als sie das Spiel um Gold gegen Ludwig/Walkenhorst verloren hatten. Manche sagen allerdings, es sei umgekehrt gewesen. Agathas neue Partnerin „Duda“ ist 19 Jahre alt und gilt als eines der größten Beachvolleyball-Talente der Welt.

Den Siegeszug der Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen beim Finalturnier der Major-Tour hatten am Freitagnachmittag auch die Schweizerinnen Joana Heidrich/Anouk Vergé-Depré im Viertelfinale nicht stoppen können. Ludwig/Walkenhorst gewannen dank präziser Aufschläge, guter Ballannahme und herausragender Blocks mit 2:0 (21:12, 21:18)-Sätzen. Am Abend toppten sie diese Gala-Vorstellung sogar. „Wenn Laura und Kira halbwegs gesund sind, spielen sie in einer eigenen Liga“, schwärmte ihr Manager Andreas Scheuerpflug. „In jedem Satz gibt es vier, fünf Bälle, die kein anderes Team der Welt auf diese Weise spielen kann.“

Die Wand am Strand

Dass beide überhaupt noch im Wettbewerb um die 100.000-Dollar-Siegprämie sind, grenzt dennoch an ein sportliches Wunder und ist Zeugnis der immensen Willenskraft von Kira Walkenhorst. Die Blockerin des Teams, „die Wand am Strand“, wie sie der Stadionsprecher gerne nennt, leidet seit Wochen unter Problemen an der rechten Schulter. Massagen, Physiotherapie, Spritzen und Tabletten versetzen sie aber immer wieder in einen spielfähigen Zustand. Ludwig/Walkenhorst wurden unter diesen Umständen Anfang August in Wien Weltmeister.

Am Donnerstagnachmittag erreichten die Leiden jedoch einen neuen Tiefpunkt. Beim Aufwärmen renkte sich Walkenhorst eine Rippe aus, was nicht nur äußerst schmerzhaft ist, sondern auch keine Volleyballaktionen zulässt. „Wir saßen schon zusammen und haben gesagt: So geht es nicht. Wir spielen nicht, wir schonen uns für den nächsten Tag. Bei jeder Bewegung hat es mir eine Rippe rausgehauen. Doch dann habe ich unseren Trainer Jürgen Wagner zur Seite genommen und ihm gesagt: ,Ich will es probieren‘“, erzählte Walkenhorst.

Weniger Zeit verlieren

Nach weiteren Behandlungen ihres Hamburger Teamarztes Michael Tank nahmen beide schließlich auf dem Centre-Court ihr letztes Gruppenmatch gegen die US-Amerikanerinnen Brooke Sweat/Summer Ross in Angriff, traten dabei derart souverän auf, als wäre nichts gewesen. Sie siegten in zwei Sätzen. Bastian Großheim, Physiotherapeut des Deutschen Volleyball-Verbandes, hatte danach jedoch alle Hände voll zu tun. Erst um ein Uhr in der Nacht zum Freitag klappte er seine Massagebank zusammen. „Unsere medizinische Abteilung macht täglich einen 24-Stunden-Job, und das schon seit Wochen“, sagte Walkenhorst. In der Nacht ließ sie sich wiederholt neue Wärmekissen geben, um die Schmerzen zu lindern. Am Morgen gingen die Anwendungen weiter. „Fragen Sie mich lieber, was mir nicht weh tut, dann verlieren wir weniger Zeit“, scherzte Walkenhorst nach dem Erfolg im Halbfinale.

Laura Ludwig nimmt die Situation inzwischen mit Humor: „Wir umarmen uns nach unseren Punktgewinnen jetzt ausgiebiger, weil wir uns gegenseitig stützen müssen, und das möglichst lange.“ Die Abwehrspezialistin ist fast wieder in Topform. Nach ihrer Schulteroperation im vergangenen Dezember kann sie das Gelenk seit zwei Monaten wieder voll belasten. „Es fehlt nur noch ein ganz klein bisschen Muskelmasse.“ Für das Endspiel sollte die vorhandene Kraft aber reichen.

Weiter dabei sind auch der werdende Vater Markus Böckermann (HSV) und sein starker Ersatzpartner Lorenz Schümann (Adler Kiel). Sie besiegten in der Zwischenrunde Casey Patterson/Theodore Brunner (USA) mit 2:0 (21:19, 21:17) und treffen am Sonnabend um 17 Uhr im Viertelfinale auf die Polen Piotr Kantor/Bartosz Losiak. Armin Dollinger/Jonathan Erdmann (HSV) verloren gegen die Spanier Pablo Herrera Allepuz/Adrián Gavira Collado mit 0:2. Ihr Trost: 15.000 Dollar Prämie.