London . Wladimir Klitschko sorgt für die Zeit nach seiner Box-Karriere vor. Der 41-Jährige ist inzwischen ein Multi-Unternehmer.

Wladimir Klitschko hat vorgesorgt. Der Boxprofi aus der Ukraine wird nicht wie andere Leistungssportler nach dem Ende seiner Karriere in ein Loch fallen. Der 41-Jährige Wahl-Hamburger ist schon jetzt beruflich als Multi-Unternehmer unterwegs und kann weiterhin ein vielseitiges Leben führen.

Nahezu täglich ist der jüngere der Klitschkos in beruflichen Angelegenheiten außerhalb des Rings eingespannt, wenn er sich nicht gerade intensiv auf einen Kampf vorbereitet. Der langjährige Schwergewichts-Weltmeister besitzt Promotion-Agenturen, ist Mitbegründer des Luxushotels 11 Mirrors in seiner Heimatstadt Kiew und arbeitet als Dozent an der Universität St. Gallen in der Schweiz.

Klitschko ist schon immer mehrgleisig gefahren

"Natürlich bin ich Boxer. Meine Zukunft liegt jedoch in der Karriere nach der Karriere. Diese baut darauf auf, was ich vorher gemacht habe und immer noch mache. Sie baut auf den Erfahrungen eines Vierteljahrhunderts Leistungssport auf", erklärte der Wahl-Hamburger vor einiger Zeit der Wirtschaftswoche.

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Klitschko ist jobtechnisch schon immer mehrgleisig gefahren. Neben seiner Zeit als Amateur- und Profiboxer studierte der Olympiasieger von 1996 Sportwissenschaft und Philosophie und promovierte 2001 an der Universität Kiew. Thema: Pädagogische Kontrolle im Sport.

Die Klitschkos strebten stets nach geschäftlicher Unabhängigkeit

Schon frühzeitig strebten die Klitschkos nach geschäftlicher Unabhängigkeit. Während sich Anfang des Jahrhunderts für den Sprung auf den US-Markt viele Boxer den Diensten des legendären Promoters Don King unterwarfen, nahmen die Brüder ihre Vermarktung selbst in die Hand. Sie gründeten 2004 die international agierende Firma K2 mit Sitz in Kalifornien und führten fortan Klitschko-Kämpfe in den Staaten durch.

Einige Jahre später hoben die Brüder mit ihrem langjährigen Manager Bernd Bönte in Hamburg die Agentur KMG (Klitschko Management Group) aus der Taufe. Diese vermarktet bekannte Sportler wie auch Events. Dort stehen unter anderem der frühere Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck (Berlin) und die Mehrfach-Weltmeisterin im Weltergewicht, Cecila Breakhus (Norwegen), unter Vertrag.

Kooperationen mit großen Konzernen

Dazu kommen Kooperationen mit großen Konzernen. Ende vergangenen Jahres stellte Klitschko in Berlin eine neue Zusammenarbeit mit der Telekom vor. Dabei soll der Ausnahme-Boxer mit 68 Kämpfen (64 Siege/54 Knockouts) nicht nur eine Rolle als Botschafter übernehmen. Gemeinsam mit dem Konzern will Klitschko nach eigenem Bekunden Methoden entwickeln, wie der Mittelstand die Digitalisierung besser nutzen kann.

Auch ist der Akademiker wieder an die Uni zurückgekehrt. Seit Anfang 2016 bietet Dr. Steelhammer in St. Gallen den Weiterbildungsstudiengang "Change & Innovation Management" an. Für Studenten kein billiges Angebot. Das Seminar kostet 15.000 Euro. Klitschko vermittelt keine Theorie, sondern redet "immer aus der Praxis heraus, aus meinen Erfahrungen, die ich im Leistungssport gemacht und ins berufliche und private Leben transferiert habe", wie der prominente Dozent erklärte.

Auch privat ist Klitschko abseits des Rings mehr und mehr gefragt. Der Familienmensch ist seit einiger Zeit mit der US-Schauspielerin Hayden Panettiere verlobt, dazu kommt die gemeinsame zweijährige Tochter Kaya. In Kampfzeiten muss der Schwergewichtler immer große Abstriche machen. Vor dem Kampf gegen Anthony Joshua hatte er seine Tochter mehrere Wochen nicht gesehen. Auch das würde sich nach einem Karriereende ändern.

Am heutigen Sonnabend (23 Uhr, RTL) steigt Wladimir Klitschko (41) vor 90.000 Boxfans gegen Anthony Joshua (27) im Kampf um die Titel von IBF und WBA im Londoner Wembley-Stadion in den Ring.