Die Reise nach Lotte stand für Borussia Dortmund unter keinem guten Stern. Tuchel nach Absage angefressen, Zuschauer wütend.

Als der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund um 20.45 Uhr vom Stadiongelände in Lotte rollte, las BVB-Trainer Thomas Tuchel mit grimmiger Miene in einem Buch, auch Sportdirektor Michael Zorc brauste in seinem Privatwagen exakt zur Zeit des anvisierten Anstoßes im DFB-Pokalviertelfinale unverrichteter Dinge davon.

Zurück blieben wütende Zuschauer, die der Wettergott zumindest vorläufig um das Spiel des Jahres gebracht hatte. Starker Schneefall verhinderte am Dienstagabend eine mögliche weitere Pokalsensation von Drittliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte gegen den Vizemeister und Vorjahresfinalisten. Rund 40 Minuten vor dem anvisierten Anstoß im Duell "David gegen Goliath" entschied Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München) wegen Unbespielbarkeit des Platzes auf Absage.

Heute Entscheidung über Nachholtermin

Über einen Nachholtermin soll bereits am Mittwoch entschieden werden. Unter Vorbehalt wurde über den 14. März gesprochen. Champions-League-Teilnehmer Dortmund hat eine Woche nach dem enorm wichtigen Achtelfinalrückspiel in der Königsklasse gegen Benfica Lissabon spielfrei - allerdings ist Lotte nach aktuellem Stand am 12. und am 15. März im Einsatz. Diese Partien müssten verlegt werden. Die Auslosung für die Halbfinals (25./26. April) wird in jedem Fall am Mittwoch nach den weiteren Viertelfinalspielen mit einem Los "Lotte/Dortmund" durchgeführt, teilte der DFB mit.

Die Verantwortlichen sahen eine regelgerechte Austragung und die Sicherheit aller Anwesenden nicht gewährleistet. "Ich konnte die Gesundheit der Spieler nicht garantieren. Der Platz ist durchgeweicht, die Spieler hatten keinen sicheren Stand. Der Schneeschauer eine Stunde vor dem Spiel war heftig. Nach zehn bis 15 Minuten wäre der Platz umgepflügt gewesen. Beide Vereine haben meine Entscheidung voll mitgetragen", sagte Brych.

Watzke ringt um Contenance

Auch wenn der Termindruck nun steigt, herrschte weitgehende Einigkeit über die Richtigkeit der Entscheidung. "Es ist für alle bitter, dass es kurzfristig passiert", sagte Dortmunds Kapitän Marcel Schmelzer, der allerdings Verständnis aufbrachte: "Wir hätten uns auch warm machen können, dann hätten alle gesehen, dass es unbespielbar ist. Wir konnten bei der Begehung mit normalen Schuhen kaum laufen."

Zorc erklärte: "Es kann ja keiner wollen, dass die Spieler ineinander rutschen." Lotte-Trainer Ismail Atalan sagte in der ARD: "Die Leute zahlen dafür, 90 Minuten oder mehr zu sehen. Aber nach 20 Minuten hätten sie gepfiffen. Sie sind sauer, das verstehe ich. Aber unter dem Strich ist es die beste Entscheidung."

Ein wenig um seine Contenance rang BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Wir müssen vielleicht überlegen, in ein anderes Stadion zu gehen. Das kann in zwei Wochen genauso in die Hose gehen", sagte Watzke, ohne zu hart mit den Gastgebern ins Gericht zu gehen, die "nichts für den Rasen können". Lotte hatte zuvor eine Verlegung des Krachers in eine größere Arena mit Rasenheizung abgelehnt - das Frimo-Stadion fasst lediglich 10.059 Zuschauer.

BVB-Bus bleibt im Schlamm stecken

Der Platz war aufgrund von Regen und Schnee der letzten Tage ohnehin beeinträchtigt gewesen, ehe rund eine Stunde vor dem anvisierten Anpfiff starker Schneefall einsetzte. Die Linien des sichtlich holprigen Rasens wurden zunächst rot eingefärbt, dann wurden die Bemühungen eingestellt. Erst um 20.13 Uhr, rund zehn Minuten nach der offiziellen Absage durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), wurden auch die entsprechend wütenden Zuschauer über die Absage per Leinwand und durch den Stadionsprecher informiert.

Das Spiel stand aus Dortmunder Sicht unter keinen guten Vorzeichen: Der Mannschaftsbus des Bundesliga-Vizemeisters war bei der Zufahrt in der Nähe des Stadions in einem Feld steckengeblieben. Mit Hilfe eines Traktors konnte das lange Vehikel aus dem Schlamm gezogen werden. Zudem schwebte seit dem Bekanntwerden seiner Stoffwechselstörungen die Gesundheit von WM-Held Mario Götze, der dem BVB auf unbestimmte Zeit fehlen wird, über dem Team.