München/Hamburg. Arsenal mit Özil und Wenger nach 1:5 im Kreuzfeuer der Kritik. Bayerns Kantersieg ist historisch. Drei neue Markenbotschafter.

5:1 nach 1:1 zur Pause – der FC Bayern München sollte nach einer Gala im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal bereits für das Viertelfinale der Champions League planen können.

Die Statistik des Spiels

FC Bayern München

Neuer - Lahm, Martinez, Hummels, Alaba - Alonso, Vidal - Thiago - Robben (88. Rafinha), Costa (84. Kimmich) - Lewandowski (86. Thomas Müller). - Trainer: Ancelotti

FC Arsenal

Ospina - Bellerin, Mustafi, Koscielny (49. Gabriel), Gibbs - Coquelin (77. Giroud), Xhaka - Oxlade-Chamberlain, Özil, Iwobi (66. Walcott) - Sanchez. - Trainer: Wenger

Schiedsrichter

Milorad Mazic (Serbien)

Tore

1:0 Robben (11.), 1:1 Sanchez (30.), 2:1 Lewandowski (53.), 3:1 Thiago (56.), 4:1 Thiago (63.), 5:1 Thomas Müller (88.)

Zuschauer

70.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten

Hummels, Lahm (3) - Mustafi, Sanchez, Xhaka (2)

Bes. Vorkommnis

Neuer hält Foulelfmeter von Sánchez (30.)

Torschüsse

23:8

Ecken

9:2

Ballbesitz

69:31 %

Zweikämpfe

83:80

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Abendblatt.de hält Sie über den deutschen Fußball-Rekordmeister und die Königsklasse auf dem Laufenden:

Elber, "Brazzo" und "Liza" neue Botschafter

Um die Auslandsvermarktung weiter anzukurbeln, werden die Bayern im Sommer erneut auf Asien-Tour gehen. Im Rahmen der Vorbereitung gebe es "zwei Spiele in Singapur und zwei Spiele in China". Dies kündigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag an. In Shanghai/China hatten die Münchner im letzten Jahr ein Büro eröffnet. Bereits 2015 war der FC Bayern in China unterwegs gewesen.

Botschafter des FC Bayern: Präsident Uli Hoeneß (v.l.) mit Hasan Salihamidzic, Giovane Elber und Bixente Lizarazu
Botschafter des FC Bayern: Präsident Uli Hoeneß (v.l.) mit Hasan Salihamidzic, Giovane Elber und Bixente Lizarazu © Imago/MIS

Um international noch besser aufgestellt zu sein, fungieren künftig neben Paul Breitner die ehemaligen Profis Giovane Elber, Bixente Lizarazu und Hasan Salihamidzic als Markenbotschafter der Bayern. "Das sind prima Repräsentanten, das ist eine Weltauswahl", sagte Präsident Uli Hoeneß am Donnerstag bei der Vorstellung des Trios: "Sie sollen die Philosophie des Vereins nach draußen tragen, weil sie sie verinnerlicht haben. Es ist nur konsequent, dass der FC Bayern seine besten Leute nach draußen schickt."

Der FC Bayern sei "extrem gewachsen. Wir müssen dem Rechnung tragen. Sie haben Großartiges für den FC Bayern geholt - haben insgesamt 43 Titel. Und sie sind große Sympathieträger", sagte Rummenigge über den Brasilianer Elber (44), den Franzosen Lizarazu (44) und den Bosnier Salihamidzic (40).

Das Trio ist stolz auf die Verantwortung. "Bayern ist eine Weltmarke. Das ist ein großer Kampf gegen andere Klubs wie Real Madrid", sagte Lizarazu. Er freue sich darauf, "überall in der Welt erzählen zu können, was diesen Klub so einzigartig macht und was der FC Bayern für mich und Millionen Menschen bedeutet".

Hoeneß stieß auf den Sieg an

Uli Hoeneß besah das Spiel auf der Tribüne neben Ehefrau Susi
Uli Hoeneß besah das Spiel auf der Tribüne neben Ehefrau Susi © Imago/MIS

Auch Uli Hoeneß lief die Gala seiner Bayern gut rein. "Ich bin total happy. Meine Frau musste gestern Abend fahren. Ich hatte noch ein Glas getrunken auf den Sieg, weil der hat mich so begeistert und entspannt. Das war ein Abend zum Genießen", sagte der Präsident am Tag nach dem 5:1-Sieg.

Müller lässt Tor und andere sprechen

Es war zwar nur der Schlusspunkt unter die Gala - doch nach dem 5:1 von Thomas Müller fiel der Bayern-Jubel derart überschwänglich aus, als hätte der Weltmeister gerade das Finale der Champions League entschieden. Die Münchner Teamkollegen umarmten und herzten ihn. Alle freuten sich sichtlich, dass Müller seinen Instinkt zurückgefunden hatte und seine nervenzehrende Flaute beendete.

"Ich bin sehr glücklich über sein schönes Tor. Ich glaube, dass er endlich den Durchbruch geschafft hat. Das hat er sich verdient. Wir können optimistisch in die Zukunft schauen. Er wird noch wichtig für uns sein", sagte Trainer Carlo Ancelotti zufrieden.

Wie ein Champions-League-Titel: Müller beim Jubel über seinen Treffer zum 5:1
Wie ein Champions-League-Titel: Müller beim Jubel über seinen Treffer zum 5:1 © Witters

Zwar war auch gegen die "Gunners" für den zuletzt formschwachen Müller kein Platz in der Startformation gewesen. Thiago hatte den Vorzug erhalten - und rechtfertigte das Vertrauen mit einer überragenden Leistung. Doch nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Müller sehenswert den Endstand (88.).

Ein Treffer, der nicht nur Ancelotti Hoffnung machte. "Wir wissen doch alle, dass er Tore schießen kann, dass er gefährlich ist. Da werden noch ein paar mehr kommen", meinte Mats Hummels. Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte fest, "dass Thomas langsam wieder in eine gute Verfassung kommt. Er hat eine riesige Bedeutung für uns."

Müller selbst verzichtete nach dem vermeintlichen Erweckungserlebnis auf einen Kommentar. Augenzwinkernd und mit einem breiten Grinsen verließ er die Arena - es war Ausdruck genug.

Presse-Prügel für Wenger und Özil

Auch die englische Presse lässt erwartbar kaum ein gutes Haar an Özil und seinen Londoner Kameraden. "Schlafwandelnd in Richtung Abgrund. Arsenal wird zur Lachnummer. Es war die vorausgesagte Chronik eines Todes", schrieb die "Times" nach der "Demütigung" (Telegraph). Für die "Daily Mail" war es eine "Abreibung für Özil und Co. Es war erschütternd. Die Fünf-Sterne-Bayern haben Wengers Versager überrollt."

Einer dieser Versager war Özil, der schon seit Wochen auf der Insel wegen seiner wenig berauschenden Darbietungen im Fokus steht und am Mittwoch wie ein Schatten seiner selbst wirkte. Doch das Gesicht der aktuellen Krise ist Arsène Wenger: Der Abschied des 67 Jahre alten Franzosen im Sommer ist wohl unvermeidlich, sollte er am 7. März im Rückspiel in London nicht doch noch das Wunder schaffen. Der "Daily Mirror" wertete schonungslos: "Wenger IST schuld an der Kapitulation bei Bayern."

Bilder, die Bände sprechen: Arsène Wenger in München
Bilder, die Bände sprechen: Arsène Wenger in München © Imago/Bern Müller

"Bye bye Arsène", titelte die "Sun" und gab damit die Stimmung bei Fans und Experten in Bezug auf den "ewigen" Teammanager wieder. Der ehemalige Arsenal-Profi Martin Keown sprach vom "Tiefpunkt für Wenger. Er muss jetzt ernsthaft über seine Zukunft nachdenken. Das war niederschmetternd."

Ein anderer Experte griff sich derweil auch den Ersatzspielführer heraus. "Wenn Gibbs die Kapitänsbinde trägt, dann kommst du eben in Schwierigkeiten", ätzte Roy Keane, nachdem der Außenverteidiger kurz nach dem Wechsel das Armband von dem verletzten Kapitän Laurent Koscielny übernommen hatte. Doch es lag nicht an Kieran Gibbs allein. Auch Weltmeister Shkodran Mustafi und all die anderen wirkten in vielen Szenen gegen die wie entfesselt auftrumpfenden Münchner heillos überfordert und fielen am Ende regelrecht auseinander.

Pressestimmen zu Bayern gegen Arsenal

Daily Mail (England)

"Gedemütigt! Es war eine Abreibung für Özil und Co. Das kam nach Koscielnys Verletzung einer Kapitulation gleich. Kein Herz, keine Organisation, kein Konzept, dafür umso mehr einfache Fehler. Es war erschütternd. Die Fünf-Sterne-Bayern überrollen Wengers Versager."

The Times (England)

"Schlafwandelnd in Richtung Abgrund. Arsenal wird zur Lachnummer. Es war die vorausgesagte Chronik eines Todes."

The Sun (England)

"Bye bye Arsène. Die Bayern versenken Arsenal. Arsenal droht nach einer peinlichen Pleite das siebte Aus in Folge. Nach den Prügeln von den deutschen Riesen braucht Arsenal nun ein Wunder."

Daily Mirror (England)

"Wenger IST schuld an der Kapitulation bei Bayern - das war ein erbärmliches Verzagen, erbärmliche Organisation und taktisches Verständnis. Das war einer seiner schlimmsten Abende als Gunners-Boss - wieviel kann er noch verkraften?"

Telegraph (England)

"Demütigung für Arsène Wenger! Nach dem Zusammenbruch in der zweiten Halbzeit braucht er ein Wunder."

Guardian (England)

"Thiagos Doppelpack lässt die Gunners in den Abgrund blicken! Arsenals Champions-League-Hoffnungen liegen in Trümmern."

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Kahn poltert gegen Özil

Nach dem Spiel ging ZDF-Experte Oliver Kahn mit Arsenal äußerst hart ins Gericht. Vor allem in der Defensive sprach der ehemalige Welttorhüter von einem "Offenbarungseid": "Da wird nur ein bisschen mitgelaufen, geschaut, hingetrabt, aber keiner hat wirklich die Ausstrahlung, mal einen Zweikampf gewinnen zu wollen."

Süffisant: ZDF-Experte Oliver Kahn am Mittwochabend in der Allianz Arena
Süffisant: ZDF-Experte Oliver Kahn am Mittwochabend in der Allianz Arena © Imago/Schiffmann

In seiner Generalkritik pickte sich Kahn vor allem Mesut Özil heraus. Auch der deutsche Nationalspieler habe eine fragwürdige Einstellung zum Spiel gezeigt. "Ich habe Mesut Özil nicht gesehen, hast du ihn gesehen?", fragte Kahn den Moderator Oliver Welke rhetorisch.

Da ist er doch: Mesut Özil wohnt der Gelb-Zeremonie für Arsenal-Kollege Shkodran Mustafi bei, Bayerns Arjen Robben beobachtet die Szene ebenso
Da ist er doch: Mesut Özil wohnt der Gelb-Zeremonie für Arsenal-Kollege Shkodran Mustafi bei, Bayerns Arjen Robben beobachtet die Szene ebenso © Imago/DeFodi

Vor allem das Verhalten des 28-Jährigen in der Entstehung des Führungstreffers durch Arjen Robben stieß dem TV-Experten sauer auf. "Da wird der Raum überhaupt nicht besetzt", analysierte Kahn, "auch Özil hat hier null Bock, irgendetwas zu machen. Er lässt Robben – ist das Özil? – hier einfach reinlaufen." So habe Robben schließlich etwas "ganz Überraschendes" machen können: Nämlich von rechts nach innen ziehen und mit links treffen.

Wenger-Entscheidung erst am Saisonende

Die Entscheidung über die Zukunft von Arsenals Teammanager Arsène Wenger ist weiterhin am Saisonende geplant - und werde auch nach dem 1:5-Debakel beim FC Bayern nicht vorgezogen. Das meldete die BBC auf ihrer Internetseite. Der Vertrag des 67-jährigen, der seit über 20 Jahren im Amt ist, läuft im Sommer aus.

Demnach bleibe zunächst auch die bereits von der Clubführung angebotene Vertragsverlängerung auf dem Tisch. Es werde dennoch erwartet, dass nicht Wenger allein über seine Zukunft entscheide, sondern, dass es zu einer einvernehmlichen Übereinkunft zwischen den "Gunners" und dem Franzosen kommt.

Wenger ist seit 1996 bei den Londonern im Amt, wartet allerdings seit inzwischen 13 Jahren auf einen Meistertitel in der englischen Premier League. Nach dem Hinspieldesaster in München steht der gebürtige Elsässer mit Arsenal vor dem siebten Achtelfinal-Aus in Folge in der Königsklasse.

Der Kantersieg war durchaus historisch

Die Bayern haben in der Champions League in einer K.o.-Runde nur fünf Spiele deutlicher gewonnen als beim 5:1 gegen die "Gunners". Zweimal gab es im Achtelfinale 7:0-Erfolge vor eigenem Publikum. Der Sieg gegen Arsenal war jedoch der höchste Erfolg in der K.o.-Phase gegen eine Mannschaft aus den vier großen europäischen Fußball-Ligen neben der Bundesliga, nämlich Spanien, England, Italien und Frankreich.

Höchste Bayern-Siege in der K.o.-Phase

13.03.2012

Achtelfinal-Rückspiel: 7:0 gegen FC Basel (H)

11.03.2015

Achtelfinal-Rückspiel: 7:0 gegen Schachtjor Donezk (H)

10.03.2009

Achtelfinal-Rückspiel: 7:1 gegen Sporting Lissabon (H)

21.04.2015

Viertelfinal-Rückspiel: 6:1 gegen FC Porto (H)

25.02.2009

Achtelfinal-Hinspiel: 5:0 gegen Sporting Lissabon (A)

15.02.2017

Achtelfinal-Hinspiel: 5:1 gegen FC Arsenal (H)

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Mehr als acht Millionen waren dabei

Bayern Münchens Gala war so recht nach dem Geschmack des Fernsehpublikums. 8,12 Millionen Zuschauer verfolgten das Spiel am Mittwochabend ab 20.45 Uhr im ZDF. Der Marktanteil betrug 26,2 Prozent. Von dem guten Zuspruch profitierte in der Halbzeitpause das „heute-journal“, an dem ab etwa 21.30 Uhr 6,76 Millionen Zuschauer (20,9 Prozent) dranblieben.

Philipp Lahm fehlt im Rückspiel wegen Gelbsperre

"Das sollte reichen", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm nach dem Kantersieg mit Blick auf das Rückspiel. Er selbst wird beim Rückspiel am 7. März in London fehlen, weil er sich die dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb einhandelte.

Zeit für Späße: Philipp Lahm und Mesut Özil
Zeit für Späße: Philipp Lahm und Mesut Özil © Imago/MIS

"Auf Vereinsebene ist es mir, glaube ich, noch nie passiert, dass ich gesperrt war. Aber es gibt einen schlechteren Zeitpunkt, als nach einem 5:1-Heimsieg fürs Rückspiel gesperrt zu sein“, sagte der Kapitän. In der 83. Minute wurde er wegen eines Fouls beim Stand von 4:1 verwarnt.

In der Qualifikation vor der EM 2012 oder der WM 2014 habe er letztmals gelb-gesperrt zuschauen müssen, erinnerte sich der so faire Lahm. Zwischen September 2014 und Oktober 2015 blieb er nach Uefa-Angaben in der Bundesliga ohne Foul.

Sollte Bayern wider Erwarten ausscheiden, wäre Lahms internationale Karriere vorzeitig beendet. Denn er will nach der Saison aufhören und gegen alle Erwartung nicht sofort Sportdirektor der Bayern werden.

Kahn klärt über Bayern-Interesse auf

Könnte das der frühere Rekord-Torwart Oliver Kahn? Der ZDF-Experte sagte in seinem Haussender: „Für mich stand und steht eine Position als Sportdirektor nie zur Debatte.“ Der 47-Jährige wurde als möglicher Anwärter auf das seit dem Abschied von Matthias Sammer unbesetzte Amt gehandelt worden. Als Favorit gilt der Mönchengladbacher Manager Max Eberl. „Wir werden jemanden finden“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Mit Rücksicht auf andere Vereine wolle die Münchner jedoch Namen vorerst nicht mehr kommentieren, sagte Rummenigge.