Potsdam. Kämpfer nach Sieg über De Carolis zweitjüngster deutscher Weltmeister. Es war ein außergewöhnlich guter Kampf.

Nach 2:41 Minuten der zwölften Runde hatte Roberto Ramirez aus Puerto Rico in seinem 213. WM-Kampf als Ringrichter genug gesehen und nahm Titelverteidiger Giovanni De Carolis, der am Ringseil in die Knie gegangen war, aus dem Kampf. Der neue Champion im Supermittelgewicht der World Boxing Association (WBA) hieß in diesem Moment Tyron Zeuge. 24 Jahre alt, geboren im Berliner Bezirk Neukölln, zweitjüngster deutscher Champion nach Graciano Rocchigiani 1988.

Es war ein außergewöhnlich guter Kampf zwischen dem 36 Jahre alten Römer und seinem Herausforderer vor 3000 Fans in der ausverkauften Potsdamer MBS Arena. „Nie aufgeben, ruhig bleiben, nachsetzen, was ich letztes Mal versäumt hatte, und mitschlagen“, beschrieb der neue Champion seine erfolgreiche Marschroute, nachdem er im Juli gegen den routinierten Italiener nur ein Remis erreicht hatte. Diesmal gelang Zeuge eine Vorstellung, die Ex-Champion Arthur Abraham (36) schlicht und zutreffend mit „perfekt“ beurteilte.

Bereits als Dreijähriger erste Karate-Erfahrungen

De Carolis fand ein paar mehr lobende Worte: „Tyron war heute der bessere Boxer, er war außergewöhnlich gut. Er hat mich zu Fehlern gezwungen. Im ersten Kampf konnte ich immer, wenn er Druck gemacht hat, dagegenhalten. Das ist mir diesmal nicht gelungen, ich habe meine boxerischen Stärken einfach nicht zeigen können. Er verdient meinen Respekt.“

„Belohne dich!“ und „Du bist ein Tier“ waren die aufmunternden Worte der Zeuge-Trainer Jürgen Brähmer (38) und Conny Mittermeier (54) in der Pause vor dem letzten Durchgang. Und Zeuge belohnte nicht nur sich und die begeisterten Zuschauer. „Dieser Kampf war für das deutsche Boxen enorm wichtig. Tyron hat uns alle mit seinem Sieg in ein ruhiges Fahrwasser gebracht“, freute sich Promoter Kalle Sauerland. Der 39 Jahre alte Sohn von Teamgründer Wilfried Sauerland (76) spielte auch auf die Vertragsverlängerung mit TV-Partner Sat.1 an, die am Tag vor dem Kampf unter Dach und Fach gebracht wurde. „Ohne den Vertragsabschluss wären in Deutschland die Lichter für das Profiboxen erst einmal ausgegangen. Jetzt gibt es weiter Planungssicherheit Und nun Tyrons Sieg als Sahnehäubchen“, so der Manager erleichtert. Allerdings sahen bei Sat.1 nur 1,72 Millionen Zeuges Sieg.

Für den neuen Weltmeister, der bereits als Dreijähriger erste Karate-Erfahrungen gesammelt hatte und nun einziger deutscher Champion im Profiboxen ist, war die Tragweite seines Erfolges zunächst noch nebensächlich. „Es ist ein geiles Gefühl. Für mich ist ein Kindheitstraum wahr geworden. Ich kann das noch nicht in Worte fassen. Ich habe auch nicht gedacht, dass ich vorzeitig gewinnen könnte“, sagte er. Drei bis vier Wochen Urlaub stehen für den neuen Hoffnungsträger jetzt an. Voraussichtlich im März 2017 soll es die erste Titelverteidigung geben.